Bob Dylan hat seit jeher eine entspannte Einstellung zum geistigen Eigentum. In seiner Jugend schickte er dem “Herzl Herald”, einer jüdischen Sommercamp-Zeitschrift, ein Gedicht mit dem Titel “Little Buddy”. Er hatte es Zeile für Zeile beim Countrysänger Hank Snow abgekupfert. Dessen ungeachtet setzte er stolz seine Signatur darunter: Bobby Zimmerman. Später klaute er behutsamer, variierte Verse toter Poeten, etwa auf dem Album “Modern Times” (2006), für das er sich großzügig beim Bürgerkriegsdichter Henry Timrod bediente. Im Song “Spirit on the Water” paraphrasiert Dylan sachte eine Passage aus Timrods “Two Portraits”: “How then, O weary one!”, heißt es da: “Explain the sources of that hidden pain”. Dylan macht daraus: “Can’t explain/ The sources of this hidden pain”. / Jan Küveler, Welt