105. Lider-Togbuch

Von Lnpoe

LYRIK KABINETT München

Lider-Togbuch

Ein Zyklus mit Gedichten von Abraham Sutzkever (1913-2010) in der Vertonung und Darbietung von Gilead Mishory
Einführung: Elgin Heuerding

Dienstag, den 01. März 2011, um 20 Uhr
Amalienstr. 83 a (U 3 / U 6: Universität)

Eintritt: € 10 / € 7
Mitglieder Lyrik Kabinett: ermäßigter Eintritt

Abraham Sutzkever (geb. 1913 bei Wilna) war einer der größten jiddischen Dichter des zwanzigsten Jahrhunderts. Mit 21 Jahren schloss er sich der avantgardistischen Gruppe „Junges Wilna“ an. 1937 erschien sein erster Gedichtband: Lider. Ab 1941 in das Wilnaer Ghetto interniert, erlebte er dort die Ermordung seiner Mutter und seine Sohnes und schloss sich einer jüdischen Widerstandsbewegung an. 1943 gelang ihm und seiner Frau die Flucht aus dem Ghetto – zunächst zu sowjetischen Partisanen. 1947 emigrierte Sutzkever nach Israel (Tel Aviv). 1985 erhielt er den israelischen Nationalpreis. Er starb im Januar 2010. Sein reiches Werk umfasst Gedichte sehr verschiedener Formen, erzählende und nicht-fiktionale Prosa.

Der Zyklus Lider-Togbuch nach 13 Gedichten Sutzkevers von Gilead Mishory entstand 1998 als Auftragswerk der Stadt München. Mishory selbst schreibt über die Texte: „Jedes Gedicht ist eine eigene Welt aus Rhythmus, Duktus, Metrum, Melodie. In diesem Sinne ist es nicht schwer, zu diesen Gedichten Musik zu schreiben. Man muss nur zuhören. Und schreiben.“

Gilead Mishory, Pianist und Komponist, geb. 1960 in Jerusalem, seit 1984 in Deutschland, seit 2000 Professor für Klavier an der Musikhochschule Freiburg. Außer Sutzkever vertonte Mishory u.a. Texte von Lasker-Schüler, Celan, Chagall und König David.

Elgin Heuerding studierte Germanistik und Musikwissenschaft. Sie ist freiberufliche Moderatorin und Journalistin, überwiegend bei BR-Klassik (Bayerischer Rundfunk).

Von allen Wörtern bin ich nur auf eines neidisch:
das Wort jehí, es werde. Schenkte mir der Schöpfer
einen Funken dieses Worts, ein kleinstes Zeichen seiner Kraft,
jehí spräch ich, es werde Lied, und es ward.

Es werde Lied ein sterbendes Ende des Regenbogens,
eine einzelne Ameise, verirrt in der Wüste,
mondhelles Elfenbein, geboren im Dschungel,
ein Menschen-Schädel, lachend über sich selbst – im Spiegel.

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