105. Laßt viele Anthologien blühn…

Von Lnpoe

Mittlerweile hat sich der von Shafiq Naz so liebevoll dialogisch und kenntnisreich edierte deutsche Lyrikkalender. Jeder Tag ein Gedicht neben dem Jahrbuch der Lyrik und Vers­netze als gleichsam dritte jährlich heraus­gegebene Lyrik­sammel­band­kraft etabliert. Wird die erste Ausgabe von 2005 noch in erster Linie vom Club der toten Dichter dominiert, finden sich seit einigen Jahren unter den jeweils 300 Autorinnen und Autorinnen rund 150 Zeit­genossen. Ich vergleiche die Register der drei aktuellen Sammlun­gen von Buchwald, Kutsch, Naz und komme zu dem Ergebnis, daß die drei Anthologien einander vorzüglich ergänzen. So tauchen, beispielsweise, Nora Gomringer, Marion Poschmann und Monika Rinck 2011 nicht in Jahrbuch oder Versnetze auf, im Lyrik­kalender 2012 (der Ende September 2011 erscheint) finde ich sie – alle drei.

Wir können getrost davon ausgehen, daß schon jede einzelne Anthologie für sich betrachtet mit ihrer spezi­fischen, eigen­willigen Editions­art exemplarisch die Bandbreite von bewährten, mehr oder weniger bekannten hin zu neuen, nahezu unbekannten Autorinnen und Autoren vermittelt, aber eine gleichsam allumfassende Übersicht wird erst durch das Zusammen­spiel aller drei Antho­logien ver­mittelt, deren Herausgebern ich ein langes, langes Leben wünsche, in dem die Lust aufs Heraus­geben von Gedichten – trotz sicherlich manchen Verdrusses bei der wohl nicht nur lustigen Editions­arbeit – nie geringer werden möge. Versnetze-Heraus­geber Axel Kutsch ist übrigens das verbindende Glied in dieser außer­ordent­lichen Antho­logie-Kette, ist er doch als Lyriker immer wieder im Jahrbuch und regelmäßig im Lyrik­kalender vertreten…

/ Theo Breuer, Poetenladen, in 24 Kapiteln incl. Verfasserregister über

Versnetze_vier
Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart
Hrsg. Von Axel Kutsch
Verlag Ralf Liebe 2011