105. Die Dichte

Im Rahmen der EZB-Kulturtage führte Denis Cointes Performance “Die Dichte” im Schauspiel Frankfurt ein Gedicht Marie NDiayes auf. Die Autorin nahm daran teil.

Ist der inszenierte Text “Y penser sans cesse” (“Unablässig daran denken”) ein Gedicht? Gewiss – er besteht ja aus freien Versen hoher Qualität und fügt sich als erzählendes Langgedicht in eine lange Tradition. Doch hat die Prix-Goncourt-Trägerin NDiaye ihn eigens für die Performance verfasst. Da NDiaye zudem auf der Bühne vorliest, steht “Die Dichte” einer Autoren- oder szenischen Lesung nahe; hinzu kommen zwei Musiker mit ihrem bedächtigen Beitrag und Performer Cointe. Unter Projektionen Berliner S-Bahn-Fahrten lassen sie das Sprachkunstwerk erzählen, das sich sein eigenes Genre schafft: zwischen mündlicher Dichtung und Postdramatik, purer Lyrik und Poetry Slam. / Marcus Hladek, Frankfurter Neue Presse

Marie Ndiaye wurde 1967 in Frankreich geboren. 2009 erhielt sie als erste schwarze Autorin den Prix Goncourt für ihren Roman Trois femmes puissantes (deutsche Ausgabe Drei starke Frauen, Suhrkamp Verlag, Berlin 2010). Das Buch erlebte eine Gesamtauflage von 440.000 Exemplaren. Mit der Wahl von Nicolas Sarkozy zum Staatspräsidenten zog Marie NDiaye mit ihrer Familie nach Berlin. Nur in der französischen Wikipedia steht diese Passage:

In einem Interview in Les Inrockuptibles vom 30.8.2009 erklärte sie über das Frankreich Sarkozys: “Ich finde dieses Frankreich monströs. (…) Wir haben uns gleich nach den Wahlen entschlossen, nach Berlin zu ziehen, hauptsächlich wegen Sarkozys, selbst wenn das snobistisch klingen mag. Ich finde diese Atmosphäre von Überwachung und Vulgarität verachtenswert… Besson, Hortefeux, all diese Menschen finde ich empörend. “

Sie fügte hinzu: “Ich erinnere mich an einen Satz von Marguerite Duras, der im Kern ein bisschen albern ist, aber den ich liebe, auch wenn ich ihn nicht auf meine Kappe nehme, sie sagte: “Die Rechte, das ist der Tod.” Für mich repräsentieren diese Menschen eine Form des Todes, der Verdummung des Denkens, der verweigerten Differenzierung. Natürlich ist auch Angela Merkel eine Frau der Rechten, aber sie hat nichts mit der Rechten Sarkozys gemein: sie hat eine Moral, die der französischen Rechten fehlt.”*

* ) Interessanterweise übersetzt Googles Übersetzer das gleiche Wort droite, rechts, Rechte, dreimal anders, erst Right, dann richtig, dann Recht: ”Right, c ‘ist der Tod. … Und selbst wenn Angela Merkel eine Frau ist richtig, es hat nichts mit dem Recht der Sarkozy zu tun: Es hat ein moralisches Recht hat kein Französisch.”



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