Neben Reisen sind Movies einer meiner großen Leidenschaften. (Frage an mich, warum nochmal habe ich keinen Reiseblog mit Movie-Kombination gemacht? Andere Blogger koppeln ihre Leidenschaften doch auch einzigartig miteinander. Man nehme Movin´n´ Groovin oder Claudi um die Welt?! Ich könnte doch immerhin meine Headlines als Filmtitel verpacken.)
Na ja, an der Idee werde ich noch feilen, hier im Titel ist sie vorab schon mal umgesetzt, okay, auch wenn es ein wenig erzwungen wirkt.
Mögliche Alternativen wären:
- Was man in Reykjavik entgegen der allgemeinen Meinung auch im Winter erleben kann.
- Reykjavik im Winter mit Klumpfuß (Facebook Fans und Instagram Follower wissen, dass ich mir zwei Wochen vor Reiseantritt den Fuß gebrochen habe).
- Oh du Fröhliche! Reykjavik in der Weihnachtszeit oder
- Feiern bis zum Abwinken in Reykjavik.
Ich gebe zu, keine glorreichen Alternativen, daher bleibt es eben bei Filmtitel „101 Reykjavik“.
Hände hoch, wer kennt den Film und teilt meine geheime Vorliebe für schräge skandinavische Filme? „101 Reykjavik“ ist einer, jener Sorte.
Seit ich dem Film vor Urzeiten zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich nach Reykjavik, und zwar genau im Winter. Ich verband mit der Stadt knirschenden Schnee unter den Füßen, klirrende Kälte, ein paar skurrile Vögel und vor allem eine exzessive Partyszene mit finnischem Heavy Metal und viel Wodka. Genau so wollte ich auch meinen Geburtstag im Dezember feiern.
Diesen Wunsch habe ich mir nun erfüllt und einige meiner Bilder im Kopf habe ich sogar bestätigt bekommen.
Es war kalt, verschneit, der Schnee jedoch eher matschig und ist mir meistens in meinen Klumpschuh gerutscht. Witzige Menschen haben wir getroffen und feiern lässt es sich in Reykjavik bis zum Umfallen.
Die Sache mit dem finnischen Heavy Metall und dem Wodka hatte ich mir wohl im Geiste dazu gedichtet. Ich habe den Film kürzlich nochmals gesehen. Der Heavy Metal entpuppt sich als Elektro, Wodka als Bier und Reykjavik kommt im Film bei Weitem nicht so einladend daher, wie es in Wirklichkeit war.
Zum Glück habe ich den Film erst nach der Reise nochmals geschaut.
Im Übrigen ist 101 die Postleitzahl des Innenstadtbereichs von Reykjavik. Der Filmtitel rührt daher, weil Hylgur, der Protagonist im Film ein eher lethargischer Zeitgenosse ist und sein Horizont nicht über Pornos, Mamis Rockzipfel, Feiern und sein Stadtgebiet hinausragt.
101 Reykjavik
Lange rede, kurzer Sinn. Nun aber endlich zur eigentlichen Sache:
Reykjavik ist im Winter unglaublich schön und zur Adventszeit der Weihnachtsstimmungsbringer schlechthin.
Auch wenn wir unverständliche Blicke ernteten und Bemerkungen „was wollt ihr denn im Winter in Island“?, „ Ist es da nicht saukalt und dunkel?“,kann ich nur jedem einen Trip nach Reykjavik und Umland ans Herz legen. Es gibt dort eine Menge zu tun.
101 Dinge würden den Rahmen sprengen, ich „kürze“ daher auf 10+1.
#1 Weihnachtsstimmung einsaugen.
Reykjavik ist ein Weihnachtsmärchen. Alles ist überaus festlich, bunt beleuchtet und bereits Anfang Dezember mit Puderzucker überzogen. Die bunten Häuschen haben weiße Hauben auf, aus dem Kamin qualmt es gemütlich. Hell wird es sowieso nicht richtig, insofern leuchtet und blinkt es rund um die Uhr. Stets erwartet man, dass Santa Claus „Ho, Ho, Ho“ um die Ecke kommt und Rudolphs Glöckchen klingelt. Wer hier nicht in Weihnachtsstimmung kommt, ist selbst schuld!
#2 Peoplewatching, Extrem Schlemmen, Caféing und Kneiping.
Selten habe ich so gut und kreativ gegessen wie in Reykjavik. Die Preise sind gesalzen, doch ich habe auch nichts anderes erwartet. Dafür ist die Qualität außerordentlich hoch und alles mega frisch.
Unser Hotel war so neu, dass der Putz an den Wänden beinahe noch feucht war. Wir waren die ersten Gäste! Deshalb hatte auch das Restaurant noch nicht geöffnet – im Nachhinein zum Glück – und wir waren gezwungen, drei Mahlzeiten täglich außerhalb einzunehmen und haben uns einfach treiben und inspirieren lassen. Auf mein Näschen für coole Spots kann ich mich meist verlassen und in Reykjavik wird man schnell fündig. Dem Schneetreiben und den lustigen Menschen von drinnen mit einer heißen Schokolade in der Hand zuzusehen macht Spaß und Peoplewatching ein Muss in Reykjavik.
Übrigens hatte ich Bedenken im Fish-Country mit meinen vegetarischen Extrawürsten anzuecken – völlig unbegründet. Es wurden mir wunderbare vegetarische und vegane Alternativen geboten.
Ja, ja und dann sind da noch die Kneipen. Gefährliche Sache, die Isländer wissen wahrlich zu feiern. Wer hier mithalten will, braucht kein Programm für den folgenden Tag, sondern nur ein gutes Bett, Alkaselzer und einen Salzhering.
Tipps:
- Lecker Frühstück, Klassiker und All time Favorite: Laundromat
- Brunch: Slippbarrin im Hotel Icelandair Marina
- Isländische Tapas, offene Küche und lässige Atmosphäre: Forrétta Barrin beim alten Hafen
- Veggie-, Vegan- und Raw-Himmel: Gló und das gemütliche Babalu.
- Veggie-Burger und natürlich für andere Burgerliebhaber: Bullan auch am alten Hafen
- Bar: Kaldi Bar (aber Achtung, brechend voll)
#3 Exzessives Weihnachtshopping.
Ist es nicht so, dass die meisten Weltstädte mit den immer gleichen Ketten anöden und eine Shoppingmeile der anderen gleicht? Nicht so in Reykjavik. Reykjavik bietet erfrischend wenig Mainstream. Hier gibt es kaum Ketten mit den üblichen Verdächtigen à la H&M, Zara, Mango und Co., Luxus-Designer oder Fast-Food-Läden, dafür eine Menge liebevoll sortierter Läden und Concept Stores, viel skandinavisches und isländisches Design und Originalität. Zur Weihnachtszeit schießt an jeder Ecke irgendeinen Pop-up Store oder Verkaufsausstellung mit lokalem Angebot aus dem Boden.
Reykjavík tanzt gerne aus der Reihe, ist kreativ, bunt, ausgefallen, stylish. Fast bedauere ich, dass wir uns nichts mehr zu Weihnachten schenken, denn schönere Geschenke findet man nirgends. Mein „Klumpfuß“ und die fünfzehn Kleidungsschichten hindern mich allerdings, mich selbst zu beglücken. Mein Konto dankt!
TIPP: Und immer daran denken, Island ist nicht in der EU. Man kann sich bei der Warenausfuhr die 15% Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen. Einfach im Shop nach Tax-Free fragen! Die netten Verkäufer erklären euch das Prozedere.
#4 Nach Weihnachtswichteln und Trollen Ausschau halten.
Ich hatte hier ja schon erwähnt, was es mit den Wichteln, Trollen usw. auf sich hat. An jeder Straßenecke können Sie lauern. Haltet Ausschau! Zudem hat die Stadtverwaltung lustige Projektionen der 12 Weihnachtstrolle an unterschiedlichen Plätzen der Stadt versteckt. Wer findet Sie?
#5 Hot-Potting.
Island ist berühmt für seine heißen Quellen. Egal, ob es draußen schneit, regnet oder die Sonne scheint. Die Isländer lieben es, bei jedem Wetter ins Schwimmbad zu gehen und sich in einem der Hot Pots zu entspannen. Es ist zudem die Klatsch- und Tratsch-Basis der Isländer. Selbst kleine Dörfer haben ein eigenes Schwimmbad, das zu jeder Jahreszeit auch im Freien beheizt wird. Sie können es sich ohne Probleme leisten, denn heißes Wasser ist in Island ein natürliches und in Massen vorhandenes Gut.
Wer sich den teuren Luxus der “Blue Lagoon” nicht gönnen will, taucht z.B. im Geothermalbad Nauthólsvík am Stadtrand von Reykjavik unter.
Wir haben jedoch tiefer in die Tasche gegriffen und die Blaue Lagune vorgezogen. Einige Island Reisende raten davor ab, da es die Hauptattraktion schlechthin ist und dementsprechend voll. Unser Plan ist jedoch aufgegangen und es hat sich mehr als gelohnt. Wir sind erst gegen 18.00 Uhr dort aufgeschlagen und hatten die Lagune fast für uns allein, während der Vollmond sich von Zeit zu Zeit zwischen den Wolken gezeigt hat und kleine Schneeflöckchen herabrieselten. Seufz! Definitiv ein Vorteil, wenn man Island im Winter einen Besuch abstattet.
#6 Eislaufen auf dem Tjörnin.
Es ist kalt und die Sonne schafft es kaum über den Horizont. Rings um den Tjörnin, dem Stadtsee Reykjaviks ist alles wunderschön beleuchtet. Mit Glück ist der See bereits gefroren und man kann dort seine Runden auf dem Eis drehen. Wir haben uns noch nicht getraut, sind nur drum herum gewandert, um die frechen Gänse und Enten zu füttern. Außerdem liegt gleich hinter dem See ein hübsches Villenviertel zum Häusergucken und Traumspiel „Was wäre, wenn das mein Haus wäre …
#7 Weihnachtlichen Klängen in der Harpa lauschen.
Die Harpa (Harfe), Reykjaviks neustes architektonisches Aushängeschild, preisgekrönte Konzerthalle und Kulturzentrum ist ein Gesamtkunstwerk, das mich schwer beeindruckt hat. Nicht nur die Lage am Wasser, mit Blick auf die Bucht ist einzigartig, die wabenartige Glasfassade reflektiert die Farben der Natur und die Lichter der Stadt. Die Harpa ist vollends gelungen, besonders eindrucksvoll am Tag und magisch bei Nacht.
Konzerttickets sollte man lange im Voraus buchen. Doch ein Besuch des Konzerthauses lohnt auch so – in der Weihnachtszeit umso mehr. Das Gebäude erstrahlt fast rund um die Uhr, drinnen lauscht man weihnachtlichen Klängen und die Design-Boutiquen haben festlich aufgerüstet. Zudem verteilen lustige Gesellen (eine Weihnachtsmaus) Geschenke an die Besucher.
#8 Über Hallgrimskirkjas polarisierende Architektur diskutieren.
Reykjaviks Wahrzeichen, die Hallgrimskirkja, ein grauer Betonklotz von Kirche mit einem raketengleichen Turm und einer 15 Meter hohen Orgel, thront über allem.
Ist sie schön? Ich bin noch immer unschlüssig. An der Kirche scheiden sich die Geister. Weiß man aber, dass die Struktur an die eindrucksvollen Basaltformationen Islands und an die Farbe der ewigen Gletscher erinnern soll, muss man zugeben, das architektonische Konzept ist stimmig.
Ein Besuch des Turms lohnt in jedem Fall, denn von dort aus bietet sich ein grandioser Ausblick über die verschneite Stadt – bei gutem Wetter bis hin zum Gletscher.
#9 Kunst und Street Art entdecken und in Islands Liebe zur Poesie eintauchen.
Reykjaviks Kulturangebot ist lebhaft, breit gefächert und unerschöpflich. Die Isländer hegen eine Leidenschaft für die schönen Dinge des Lebens und haben eine Passion für Sprache und Literatur. Die Menschen sind offen für alles Neue und Inspirierende. Dementsprechend experimentierfreudig zeigen sich die Künstler aller Genres und es gibt eine spannende Kunst- und Kulturszene. Man muss nicht zwingend Museen dafür besuchen. An allen Ecken der Stadt spürt und begegnet man der Kreativität der Isländer, sei es Street Art an Bauzäunen und Hauswänden, in Galerien, Designshops, spontanen Live-Gigs oder Lesungen. Toll Lümmeln und in Bildbänden oder isländischer Literatur schmökern lässt es sich auch in den entspannten Buchhandlungen z.B. Eymundsson oder der Institution Mál og. Musikliebhaber kommen am Musikladen 12 Tónar nicht vorbei.
#10 Polarlichter (erfolglos) jagen.
Mit ein Grund, warum ich im Winter nach Island gekommen bin. Die Atmosphäre möge doch auch für mich einmal so magisch leuchten! Der ganze Trouble darum hat uns dann doch etwas abgeschreckt. Irgendwie sind alle ganz plemplem, wenn es um die Nordlichter geht. Ab September rücken jede Nacht Dutzende Busse aus, um Touristen an die Hotspots zu karren und in den Himmel starren zu lassen. Kalte Füße, Augenringe am nächsten Morgen und einen starren Nacken gibt es gratis dazu.
Wir haben das Tohuwabohu nicht mitgemacht, zumal wir mit dem eigenen Wagen unterwegs waren und das Glück uns sowieso nicht hold war. Im Schneegestöber guckt es sich nun mal schlecht. Ansonsten sei aber erwähnt, dass die Chancen Polarlichter zu sehen nur im Winter gegeben sind. Wie man das am schlauesten anstellt und welche unglaublichen Bilder man davon schießen kann zeigen beispielsweise Jutta von 6Grad Ost und Thomas Brauchle.
+1 Goldener Kreis im Winter.
In Island lässt es die Natur krachen: Wasserfälle, Vulkane, Geysire und Eisbomben. Einen bleibenden Eindruck von diesem Naturspektakel kann man sich gleich in der näheren Umgebung Reykjaviks verschaffen. Der „Golden Circle oder „Goldene Kreis“ ist ein Rundweg, der zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Region führt. Hier bekommt man per Kurzvisite einen Eindruck von Islands Naturwundern. Touren aller Art (vom Schneemobil über Geländewagen bis hin zur Kombi mit Höhlenklettern, Tauschen, Rafting usw.) und Länge können in Reykjavik gebucht werden oder man macht sich wie wir mit dem Mietwagen selbst auf Achse. Im Winter entfalten die Hauptsehenswürdigkeiten, „Geysir“, „Þhingvellir und der Gulfuss Wasserfall einen ganz eigenen Charme und man muss nicht mit Touristenhorden um die besten Fotomotive kämpfen.
Tricky sind nur die Straßenbedingungen. Flachländer ohne Schneefahrerfahrungen sollten etwas Vorsicht walten lassen!
Weiter Reykjavik Inspirationen gibt es bei anderen Reiseblogger, die mich unter anderem mit dem Islandvirus infiziert haben:
Moose around the World:
http://www.moosearoundtheworld.de/10-tipps-fuer-reykjavik/
http://www.moosearoundtheworld.de/willkommen-auf-island-bummeln-in-reykjavik/
Fräulein Draußen:
http://fraeulein-draussen.de/island-kurztrip/
Bilder: ©HIDDEN GEM; Titelbild: ©Icelandair