Tausend Spiele in Liga 2. Alleiniger Rekordhalter. Anführer der ewigen Zweitligatabelle, mit Abstand die meisten Punkte gesammelt. Doch diese Saison hapert es mit der Ausbeute. Hier sind es nur vierzehn Spiele, nur neun Punkte und auf dem Weg in die Drittklassigkeit. Nach dem 2:2 vor ausverkaufter Kulisse im Jubiläumsspiel gegen den MSV Duisburg, fragt man sich nun: wie soll es weitergehen?
Behalten wir erstmal die positiven Eindrücke in Erinnerung. Sergiu Radu traf bereits nach wenigen Spielminuten für die Mannschaft, die unverändert zum 0:1 in Bochum auflief, zur 1:0 Führung nach einer langgezogenen Ecke, bei der Zebratorhüter Fromlowitz nicht allzu glücklich aussah. Genau der Radu, der in den letzten Spielen ein Fremdkörper für das Team war, zwar viel lief, aber nichts produktives zustande brachte.
Hoffte man nun, das Spiel mit der Führung im Rücken bestimmen zu können, sah man sich als Öcher getäuscht. Der MSV war es nämlich, der unter Interimscoach Oliver Reck den Ton in der Partie angab. Obwohl 30.000 Kaiserstädter unsere Mannschaft anfeuerten, spielte sie den Rest der ersten Hälfte wie ein verängstigter Gast, der MSV bestimmte die Partie wie ein Hausherr. Kein Wunder, dass Boy Waterman in der Phase bereits zu unserem Matchwinner avancierte. Duisburg war feldüberlegen und kreierte Torchancen. Die „schlechteste“ verwertete dann Domovchiyski zum Ausgleich, allerdings durch einen grausaumen Stellungsfehler von Seyi Olajengbesi begünstigt. Warum uns eigentlich Schiedsrichter Peter Sippel bei Kerns Foul an Radu (17. Minute beim Stand von 1:0) keinen Strafstoß gab, bleibt wohl für immer ein Mysterium. Klarer kann ein Tritt nicht sein.
Die zweite Hälfte war dann…sagen wir es nett…mau. „Scheiße“ wäre auch ein so schlimmes Wort und würde den immer noch überlegenen, aber mutlosen Duisburgern nicht gerecht werden. Die Führung für die Gäste war dennoch verdient, nickte dann doch deren Mittelfeldakteur Hoffmann den Ball gegen Watermans Laufrichtung ins lange Eck. Warum er die endlose Weite des Strafsraums genießen durfte, wissen wohl nur die Abwehrspieler.
Die Alemannia blieb ohne jegliche spielerische Qualität und ohne DIE Leidenschaft, die die zweite Hälfte in Bochum zu etwas besserem gemacht hat, trotz fehlenden Mitteln. Dabei zeigten Manuel Junglas und Benjamin Auer beim Ausgleich nur eine Minute nach der Führung des MSV, dass es eigentlich im Team drin steckt. Ein wunderbarer Pass in die Spitze, Auer nicht im Abseits und frei vorm Tor. Sein Abschluss ging allerdings direkt auf den Keeper und diesmal war der Fußballgott Öcher. Die Kugel prallte nochmal gegen den Körper des Abwehrspielers Bajic und von dort kullerte die Kugel ins Tor.
»Duisburg fand seine Linie aus Abschnitt eins nicht mehr, die Alemannia hatte sie während der gesamten Partie nicht gefunden«, heißt es im Spielbericht von kicker-Online. Überschrift über dem Rest einer Partie, die der überwältigenden Kulisse nie gerecht wurde. Wahrscheinlich hätte Sippel noch Stunden nachspielen lassen können, es hätte nicht mehr im Gehäuse geklingelt.
Was bleibt? Wir haben neun Punkte, stehen auf Rang 17 (haben Ingolstadt nach deren 2:3 in Karlsruhe wieder überholt) und hängen nur zwei Punkte hinterm Nichtabstiegsplatz (Hansa Rostock). Keine schlechte Konstellation, um die Pläne für den Klassenerhalt aufzufrischen.
Aber was haben wir schon spielerisch erreicht? Fünf grandiose Halbzeiten (Aue, Fürth, 2.Hälfte Bochum) unter drei Trainern, dazu einige gute Auftritte ohne (volle) Ausbeute (St.Pauli, Düsseldorf, Paderborn, Dresden). Ein Sieg in einem mässigen Spiel (3:1 gegen Ingolstadt, die in Hälfte 2 besser waren) und einige wirklich schlechte Spiele (FSV, Union, MSV). Allerdings scheinen wir unter Funkel wieder das Toreschießen gelernt zu haben, bleiben aber mit dem FC Hansa mit acht Toren die lausten Sturmlüftchen. Selbst Aue, die normalerweise diesen Status innehaben, trafen zweimal öfter. Die Mannschaft schafft es nicht, Konstanz hinzubekommen. Dabei bemängle ich nicht mal die spielerischen Qualitäten. Die sind da, aber keiner der Akteure (außer Waterman) schafft es auch nur ansatzweise, die Klasse für 2.Liga zu präsentieren. Mir fehlen Leidenschaft und Willen, die nur sporadisch auftauchen. Mir fehlt die Grelligkeit, die die Mannen in Schwarz-Gelb ausgezeichnet hat. Mir fehlt die „Alemannia“!