1000 & 1 Seife – Bilder aus dem Geschäft – zwei Fundstücke

Seit vielen Jahren schon steht im Eingangsbereich zu unserem Geschäft ein für viele Leute recht interessantes Gerät, und während die einen schmunzeln und sich an frühe Jugendtage erinnern, spekulieren die anderen, was es wohl mit dieser Maschine auf sich hat. Von Seifenofen bis Siedekessel gehen die Vermutungen und nur die wenigsten Kundinnen und Kunden entdecken das kleine Bildchen was direkt daneben steht. In Wirklichkeit handelt es sich dabei nämlich um eine Waschmaschine. Um eine Schwarzenberg, die erste in Serie gebaute Waschmaschine der DDR.

1000 & 1 Seife – Bilder aus dem Geschäft – zwei FundstückeWir haben sie vor vielen Jahren in Potsdam auf der Straße gefunden. Mitten zwischen altem Hausrat und Schutt stand sie im Schnee und schaute uns irgendwie traurig an und wir brachten es einfach nicht übers Herz, sie an diesem Ort zurückzulassen. Diese kleine Maschine hat doch ein Gesicht und sie sieht sehr hübsch aus (dachten wir wohl) und seitdem gehört sie zum Inventar.

Aber wie hat diese Waschmaschine funktioniert? Ganz einfach. Deckel auf und 20 oder 30 Liter Wasser in Handarbeit reinfüllen. Deckel runter und Heizung einschalten; es war sogar eine Kochwäsche möglich. Nachdem die gewünschte Temperatur erreicht war, schaltete sich der Thermostat von selber aus und nun wurde über eine Zeitschaltuhr das Wellenrad in Bewegung gesetzt. Es entstand ein kräftiger Strudel, in den man nach dem Waschmittel seine Kleider warf. Diese wurden am Grund der Waschmaschine fest miteinander verschlungen schön im Kreis bewegt, wobei das schnell drehende Wellenrad alle heraushängenden Fäden gleich abfetzte. Damit man ökonomisch mit dem Wasser umging – schütten sie mal 30 Liter in eine Waschmaschine – wusch man von hell nach dunkel. Im Lauf der Zeit wurden aber alle weißen Sachen etwas dunkler. War die Wäsche beendet, mußte man die 30 Liter entweder wieder herausschöpfen, oder man hatte einen Ablauf im Boden und dann brauchte man nur den Schlach an der Seite der Wellenradwaschmaschine nach unten zu legen und das Abwasser lief von alleine heraus.

Es war ganz einfach eine ganz tolle Maschine und wer endlich das Glück hatte, eine Schwarzenberg oder etwas später eine WM66 zu besitzen, der war mächtig stolz und stellte das gute Stück für ein Familienfoto im Wohnzimmer auf.

Praktisch war, daß man in diesem Typ Waschmaschine wunderbar Bockwürste erwärmen konnte. Machen sie mal 100 Bockwürste am Stück warm. Das geht nur mit einer solchen Waschmaschine. Oder 3 Säcke Kartoffeln. Man konnte auch prima Obst und Gemüse einkochen und weil das Wellenrad recht kräftig war, soll es auch vorgekommen sein, daß die gekochten Kartoffeln anschließend gleich zu Kartoffelbrei verrührt wurden. Wer weiß. Nach der Schwarzenberg kam die WM66 und die hat bis zum Ende der DDR – bereichert um eine Laugenpumpe – genau so funktioniert.

Doch der größte Witz ist das Familienfoto mit Waschmaschine – auch ein Fundstück. Als unser Wohnhaus saniert wurde, nutzen viele Mieter die Gelegenheit um mal so ordentlich auszumisten und dabei landeten unzählige Fotoalben in der Papiertonne und als ich eines Tage unsere alten Zeitungen in die Tonne stopfte, rutsche eines dieser Fotoalben heraus und fiel neben mir auf den Boden, wo es genau mit diesem Bild nach oben aufschlug. Das kann kein Zufall gewesen sein.


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