Auch Michael Braun ist begeistert. Im Heft 101 der „Literaturen“ beschließt er seine Besprechung mit dem Ausruf: „Solange solche Gedichte geschrieben werden, braucht man die Frage nach dem blutleeren Ästhetizismus in der Lyrik nicht mehr zu stellen.“ Er gibt jedem behandelten Autor eine Berufsbezeichnung mit: Ulrike Almut Sandig, Nomadin; Nora Bossong, Ikonografin; Konstantin Ames, Wortakrobat; Jan Wagner, Forschungsreisender; Judith Zander, Landvermesserin. Braun geht auch auf etliche andere Autoren ein. Seine hier zitierte Schlußwendung bezieht sich polemisch auf die Kritik von Andre Rudolph und Tom Schulz an ebenjenem Ästhetizismus ihrer Kollegen. Er wirft ihnen nicht zu unrecht vor, daß sie keine Namen nennen. (Geschickt aber auch, hier auf die zwei Lyriker zu weisen und die Berufskritiker draußen zu lassen.)
Ist es mehr Lob oder Kritik, wenn er über die Gegenwartslyrik sagt, sie sei ein „flexibler, sozialverträglicher Textkörper, der kulturell vielseitig einsetzbar“ sei? Er ironisiert jedenfalls Community-Hasen und Kulturamtsleiter [auch hier fehlen die Kritiker: good for you]. Und polemisiert gegen die Zeit, deren Serie zum politischen Gedicht er „nur als eine harmlose Werbeveranstaltung zur Aufpolierung des eigenen publizistischen Images“ bewertet. Vielleicht hat es sich ja dabei vermessen, hofft
Michael Gratz
NB Die vermutlich redaktionell hinzugefügten bibliographischen Angaben gelten nur 5 der 6 behandelten Bücher. Konstantin Ames’ Roughbook „Alsohäute“ fehlt. Vergessen oder? Hier seis nachgetragen, die anderen stehen in Literaturen 101, S. 111. (Für die 12 Euro, die das Hochglanzheft kostet, bekäme man schon den Gedichtband von Judith Zander oder Konstantin Ames, letzteren inclusive Imbiß, oder müßte für einen der andern nur noch ganz wenig sparen.)
Ames, Konstantin: Alsohäute. roughbooks. 58 Seiten, Euro 7,50