100 DVDs in 100 Wochen: Wall Street
Ein junger Charlie Sheen, dessen Vater und ein eiskalter Michael Douglas finden sich in der Nummer 84 bei 100 DVDs in 100 Wochen wieder: Wall Street von Oliver Stone.
Filme über korrupte Börsenhaie und die Auswirkungen auf jene, die glauben bei den großen Mächtigen mitspielen zu können gibt es ja einige – doch Oliver Stone hat es im Jahr 1987 geschafft mit seinem Wall Street einen echten Klassiker zu landen.
Die Story dreht sich rund um den jungen und hochmotivierten Börsenmakler Bud Fox (Charlie Sheen), der, wie eigentlich alle an der Börse, das schnelle Geld machen will. Nach einigen Anlaufversuchen schafft er es schließlich für sein großes Idol, dem millionenschweren und skrupellosen Spekulanten Gordon Gekko (Michael Douglas) zu arbeiten. Hingerissen von viel Geld, einer teuren aber dafür umso verführerischen Freundin und dem Gefühl bei den ganz Großen mitzuspielen droht Bud den grundsoliden Boden unter seinen Füßen zu verlieren. Doch als schließlich die Fluggesellschaft, bei der sein Vater (wie im echten Leben: Martin Sheen) arbeitet, ruiniert werden soll, setzt er alles daran ein solches Desaster für die Belegschaft zu verhindern.
Wall Street hat alles was ein guter Film über eine der machthungrigsten und gierigsten Branchen der Welt braucht: Einen zu Beginn kleinen unbedeutenden Broker mit dem Traum eines High Society Lebens, einen skrupellosen Spekulanten der all das bereits besitzt und nie genug bekommt, eine Blondine, die nur aufgrund des Geldes bei ihrem Liebhaber bleibt und schließlich ein hochanständiger Vater, der dem kleinen Jungen wieder ins Gewissen redet um ihn schließlich zur Vernunft zu bringen. Oliver Stone selbst ist dahingehend ein gebrandmarktes Kind, denn sein Vater war selbst Börsenmakler, und Oliver hat diese Branche nie besonders gemocht. Als ihn sein Vater darauf hinwies, dass es keinen guten Businessfilm gibt, hat ihn das herausgefordert und so inszenierte er einen Film über das Börsenbusiness der 80er Jahre. Was ihm dabei wohl sehr in die Hände spielte, war nicht nur der Börsenkrach im Oktober 1987, sondern ebenso der Skandal um die verbotenen Insidergeschäfte von Ivan Boesky. Besser hätte man kein Marketing für Wall Street betreiben können.
Abgesehen von der Story und dem guten Cast (Michael Douglas ist dermaßen eiskalt, dass man fast Angst vor ihm bekommt) ist Wall Street von seiner Machart her sicherlich auch ein sehenswerter Film. Oliver Stone setzt zu den richtigen Zeitpunkten Handkameras ein um so seinen Protagonisten möglichst nahe zu rücken – jeder Zentimeter und jede kleine Zuckung wird so hautnah sichtbar. Doch auch das Farbkonzept ist sehr interessant – bewegt man sich in der kleinen, unbedeutenden Welt von Bud so wählt Stone wärmere Farbtöne, vor allem Rot-Orange, wohingegen in der Welt der Machthungrigen Blau die überwiegende Farbe ist. Je nach Fortschritt der Story und des Strudels, in welchen Bud hineingerät, wechseln sich die beiden Stimmungen mal schneller, mal langsamer, störender und sanfter ab.
Meine Empfehlung: Nicht nur für angehende Broker geeignet. Wer Charlie Sheen mal in einer eher unschuldigen, ja fast schüchternen Rolle sehen möchte und dabei einen wirklich guten Film über das Börsengeschäft, der sollte Wall Street auf keinen Fall verpassen.
Das nächste Mal geht es weiter mit John Boorman’s Point Blank.
Autor
Jeannine RieplAufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.
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