100 DVDs in 100 Wochen: Verfolgt
Und wieder mal ein Western – die Nummer 71 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen ist Raoul Walsh’s düsterer Film Verfolgt (Originaltitel: Pursued) aus dem Jahr 1947.
Gerade eben hat mich Zwei glorreiche Halunken wieder mit dem Genre versöhnt, nun steht also der nächste Western an. Hinzu kommt, dass ich vor gerade mal vor zwei Filmen Hauptdarsteller Robert Mitchum in der Rolle eines psyochopathischen Verbrechers gesehen habe – Grund genug also für die nächsten 96 Minuten gespannt zu sein, was da auf mich zukommt.
In Verfolgt dreht sich alles um das Thema Familie – nach dem Tod seiner Eltern wächst Jeb Rand (Robert Mitchum) bei der robusten Misses Callum (Judith Anderson) auf und hat mit deren Kindern Thorley (Teresa Wright) und Adam (John Rodney) gleich zwei Geschwister dazugewonnen. Jeb quälen allerdings unerklärliche Albträume, die offensichtlich mit seiner Vergangenheit eng verknüpft sind. Als junger Erwachsener muss Jeb schließlich in den spanisch-amerikanischen Krieg und kehrt als Held mit Orden an der Brust zurück. Seine Stiefschwester Thorley wird schließlich zu seiner Geliebten, sehr zur Missgunst ihres Bruders Adam. Dieser ist auch der Auslöser eines Streites – welcher für ihn tödlich endet. Jeb wird somit vom geliebten Sohn und Mann zum Gejagten – eine Verfolgung mit ungewissem Ende beginnt.
Durch die doch recht knackige Länge des Films gehört Verfolgt für mich nicht zu den klassischen Western. Auch die Machart, die düstere, an den Film Noir angehauchte Optik sowie der perfekte Einsatz von Licht und Schatten machen die Fehde zwischen zwei Familien schön anzusehen. Interessant sind hierbei allerdings nicht unbedingt die Rollen der Männer – hier wird Gut und Böse ganz klassisch und nur mit ein paar Nuancen Unsicherheit dargestellt – nein, vor allem die Charaktere der Frauen scheinen hier vielschichtiger. Thorley ist zu Beginn das typische kleine Mädchen, die als Schwester nicht nur die Rolle der Schwachen, sondern auch jene der Begehrten innehat – sowohl der leibliche, als auch der Stiefbruder buhlen um ihre Aufmerksamkeit. Mit den Jahren wird sie zu einer erwachsenen Frau, die allerdings auch an Unsicherheit dazugewonnen hat. Nur in Jeb’s Armen fühlt sie sich wirklich sicher – auch wenn sie in kurzzeitig umbringen will – natürlich aus Rache für den Tod ihres Bruders. Auch die Mutter ist zwar oberflächlich Herrin der Lage und hat ihre Kinder ganz gut im Griff – doch auch sie muss sich schließlich eingestehen, dass sie sich ihren beiden Jungs unterzuordnen hat und in letzter Konsequenz nur Zuschauerin ist.
Meine Empfehlung: Film Noir Fans werden mit Verfolgt einen spannenden Western genießen können – und auch jene, die sich mit Charakteren tiefer beschäftigen möchten sei dieser Film ans Herz gelegt.
Das nächste Mal geht es weiter mit Alain Resnais‘ Hiroshima mon amour.
Autor
Jeannine RieplAufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.
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