Ninotschka von Regisseur Ernst Lubitsch ist die Nummer 48 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen – ein wirklich sehr amüsanter Film aus dem Jahr 1939.
Ich muss zugeben, dass ich Ninotschka mit einiger Skepsis gegenübergetreten bin – Grund dafür ist wohl die Story: Ninotschka (Greta Garbo) ist eine überaus eifrige und sehr pflichtbewusste sowjetische Kommissarin, die den Auftrag erhält, in Paris einen Teil der zaristischen Juwelen zu verkaufen. Jene drei Genossen, die den Auftrag eigentlich innehatten, erweisen sich nämlich als mehr als ungeeignet und zu sehr beeindruckt vom Pariser Leben. Doch auch bei Ninotschka dauert es nicht lange, bis sie sich vom Zauber des „Savoir Vivre“ hinreißen lässt, was nicht zuletzt auch dem äußerst charmanten französischen Aristokraten Leon D’Algout (Melvyn Douglas) geschuldet ist.
Sämtliche Zweifel, dass ich 136 Minuten meines Lebens einer schlechten und alles anderen als lustigen Komödie widme, zerstreuen sich schon nach den ersten paar Minuten. Ernst Lubitsch hat es gemeinsam mit seinen Autoren Walter Reisch, Billy Wilder und Charles Brackett geschafft, die Kälte und das Pflichtbewusstsein einer SU-Genossin auf eine unglaublich witzige Weise der Freizügigkeit und Romantik eines französischen Aristokraten gegenüberzustellen. Schon zu Beginn, als Ninotschka von den drei unflätigen Genossen am Pariser Bahnhof abgeholt wird, muss ich kurz auflachen. Ein Gepäckträger möchte ihr den Koffer abnehmen, eine Situation die Ninotschka überhaupt nicht versteht. Als sie die drei Genossen darauf hinweisen, dass dies eben der Beruf eines Gepäckträgers ist, antwortet sie knapp, dass Gepäckträger sicher kein Beruf, sondern soziale Ungerechtigkeit darstellt.
Vor allem in der ersten Hälfte sind es genau diese Art von Kommentaren, die Ninotschka unglaublich lustig machen, vor allem, wenn man die derzeitige Situation in Russland im Hinterkopf hat. Bitte nicht falsch verstehen, natürlich ist die heutige Situation in Russland nicht so einfach auf einen Film zu reduzieren und schon gar nicht die Lösung der Krise, aber ein bisschen „Savoir Vivre“ würde wohl auch dem heutigen Russland nicht schaden. Die zweite Hälfte, in welcher Ninotschka bis über beide Ohren in Leon verliebt ist und eigentlich gar nicht mehr zurück nach Moskau möchte, ist zwar nicht mehr mit so viel Witz, dafür aber mit umso mehr Herz gespickt.
Was ich mir übrigens gar nicht vorstellen kann ist, dass Greta Garbo angeblich massiv mit Unsicherheit zu kämpfen hatte. So musste Lubitsch etwa ganze zwei Stunden auf die Schauspielerin einreden, bis sie endlich aus dem Auto ausstieg. Auch durfte wegen ihrer Scheu niemand beim Dreh zusehen. Sieht man sie als Ninotschka im Film, sind solche Situationen undenkbar.
Meine Empfehlung: Wer sich eine wirklich witzige Komödie aus dem Jahr 1939 anschauen möchte, der ist mit Ninotschka auf jeden Fall gut beraten. Auch wenn die zweite Hälfte mehr kitschig als witzig ist, so ergibt sich gerade dadurch ein durchaus stimmiges Gesamtbild.
Das nächste Mal geht es weiter mit Roman Polanski’s Tanz der Vampire.