100 DVDs in 100 Wochen: McCabe & Mrs. Miller

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

100 DVDs in 100 Wochen: McCabe & Mrs. Miller

Die Nummer 61 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen stammt aus dem Jahr 1971 und ist, wieder mal, ein Western: McCabe & Mrs. Miller von Robert Altman.

Ich weiß wirklich nicht, was die Redakteure sich dabei gedacht haben so eine Unmenge an Western in die Sammlung zu geben – langsam muss ich mich als wahrer Banause dieses Genres offenbaren. Egal, ich versuche es also mit diesem noch einmal und hoffe auf das Beste.

Inhaltlich geht es um Folgendes: Ein Mann namens John McCabe (Waren Beatty) reitet in eine einsame Stadt Ende des 19. Jahrhunderts – ein typischer Beginn also. McCabe erhofft sich als großer Geschäftsmann aufzusteigen, was ihm schließlich auch gelingt. Einzig mit Mrs. Miller (Julie Christie) hat er nicht gerechnet. Die Prostituierte schlägt ihm vor sein Bordell zu managen und ihm durch einige Hygienemaßnahmen um ein Vielfaches an Gewinn zu machen. McCabe bleibt schließlich nichts anderes als zuzustimmen und siehe da – das Geschäft floriert. Als sich eine zarte Romanze zu entwickeln beginnt (zumindest McCabe wird nach einer Zeit ganz rührselig) geht es mit ihm auch bergab. Der Kapitalismus fordert seinen Tribut.

Harmonisch dürfte es beim Dreh nicht zugegangen sein – so sind die Auseinandersetzungen zwischen Regisseur Robert Altmann und Waren Beatty legendär. Dabei ging es nicht nur um Textzeilen sondern auch um die Anzahl der Takes – dem Film an sich haben die Fetzereien allerdings nicht wirklich geschadet, zumindest merkt man als Zuseher davon keine Spur. Insgesamt ist McCabe & Mrs. Miller eine Geschichte im Schatten des Kapitalismus – sämtliche Geschehnisse handeln von harten Dollars. Egal ob es um die Freier/Prostituierten Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren oder dem jähen Ende des zu Beginn unschlagbar zu scheinenden Geschäftsmannes geht – letztlich ist es der Dollar, der am Ende als Gewinner dasteht. Die Inszenierung ist für Western Fans sicherlich zufriedenstellend – Schießereien, unnötige Tode, knappe Dialoge und einen Haufen nackter Huren – mehr kann man sich von einem Film diesen Genres eigentlich nicht wünschen. Ich bleibe jedoch nach wie vor dabei, auch wenn Robert Altmann sicherlich zu seiner Zeit das Publikum begeistern konnte, mich hat er nicht am Haken.

Interessant ist allerdings die Entstehungszeit des Films. Bodo Fründt meint auf der Innenseite der DVD dazu: „McCabe & Mrs. Miller ist zur Blütezeit des New Hollywood entstanden, jener kurzen Phase in der Geschichte der Traumfabrik, in der die alten Studiobosse abdankten und die neuen Konzernbosse noch nicht die Zügel fest in der Hand hatten – und junge Autoren und Regisseure da Machtvakuum nutzten und ihre künstlerischen Vorstellungen fast ohne Intervention durchsetzen konnten.

Meine Empfehlung: Western-Fans sei dieser Film ans Herz gelegt, für alle anderen gilt es die 116 Minuten in etwas Sinnvolleres zu investieren.

Das nächste Mal geht es weiter mit Roberto Rossellini’s Rom, offene Stadt.


Autor

Jeannine Riepl

Aufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.


 
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