Veröffentlicht am 18. Juni 2014 | von Jeannine Riepl
0100 DVDs in 100 Wochen: Im Zeichen des Bösen
Im Zeichen des Bösen (Touch of Evil) – Nummer 13 des Filmfeatures 100 DVDs in 100 Wochen ist aus dem Jahr 1958 und wird auf der Rückseite der DVD als “außerordentlicher Film Noir” bezeichnet.
Dem Film umgibt eine eigentlich ziemlich traurige Geschichte. Für Drehbuch und Regie zeichnete sich Orson Welles verantwortlich und genau dieser wurde von Universal demontiert. Soll heißen: Der Film wurde damals gegen Welles‘ Willen nicht nur gekürzt, sondern auch umgeschnitten. Eine ziemliche Frechheit also, worauf Welles ein 58-seitiges Memorandum schrieb, in welchem er um Änderungen bat, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Erst 1998, also satte 13 Jahre nach seinem Tod, erstellten Rick Schmidlin und Walter Murch nach Welles‘ Memorandum einen Director’s Cut. Und genau diesen schaue ich mir also nun an.
Die Geschichte spielt in dem kleinen Städtchen Los Robles, welches sich an der amerikanisch-mexikanischen Grenze befindet. Als solches also prädestiniert für jede Menge zwielichtiger Gestalten, Korruption, Bordellen und Gangs. Gleich zu Beginn explodiert eine Bombe in einem Kofferraum und jagt somit die beiden Insassen in die Luft. Von nun an beginnen die Ermittlungen: Auf der einen Seite der korrupte US-Inspektor Hank Quinlan (unglaublich böse: Orson Welles selbst), auf der anderen Seite (im Bezug auf die Grenze zwischen den beiden Staaten also im wahrsten Sinne des Wortes) der mexikanische Drogenermittler Vargas (Charlton Heston). Quinlan hört prinzipiell nur auf das Zucken seines nahezu gelähmten Beines, Vargas konzentriert sich eher auf Fakten. Übrigens wird Vargas‘ Ehefrau Susan durchaus resolut von Janet Leigh – ja das ist die “Zerschlitzte” in Psycho – dargestellt. Ohne viel vom Ausgang der Geschichte zu erzählen: es ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Gut und Böse, wobei man nicht immer sofort erkennt wer auf welcher Seite steht.
Neben Welles, Heston und Leigh spielt außerdem auch noch Marlene Dietrich mit – ein Top-Cast also, gepaart mit einer wirklich guten Kameraführung, sowie einer gut erzählten Story. Vor allem das Schwarz-Weiß lässt alles unglaublich edel und zugleich auch schattenhaft wirken, sodass hier das Storytelling allein dadurch gut unterstützt wird. Außerdem ist es immer wieder nett anzuschauen, in was für Unterwäsche sich Janet Leigh schmeißen muss – ich mein ganz ehrlich, welcher Mensch kann sich schon so gekonnt auf ein Bett drapieren und gleichzeitig so zufällig hingelegt ausschauen? Marlene Dietrich zeigt uns vor wie motzig man rauchen kann, Orson Welles nuschelt sich den ganzen Film durch und Heston ist sowieso durchgehend gestresst. Besonders schön ist der Schluss, als der Partner von Quinlan gemeinsam mit Vargas eine Abhöraktion startet – hier kann man sehen, wie weit es die NSA mittlerweile gebracht hat. Vargas muss die ganze Zeit mit einem monströsen Kasten nachlaufen, um ja alles aufzuzeichnen. Man stelle sich das heute vor: Die NSA bräuchte keine Ahnung wie viele Männer mehr, um das bewerkstelligen zu können.
Hier also meine Empfehlung: Wer Lust auf einen alten Schwarz-Weiß-Streifen hat, der außerdem eine gute Story zu erzählen und Schauspieler von wirklicher Größe hat, der sollte sich Im Zeichen des Bösen unbedingt anschauen. Wer nicht allzu sehr an hoher Filmkunst interessiert ist, der kann sich den Film trotzdem anschauen – mein Tipp: Jedes Mal, wenn das Wort “Intuition” gesagt wird, einen Shot in die durstige Kehle und ab geht’s. Das nächste Mal geht es weiter mit: Brazil.
Tags:100 DVDs in 100 Wochen
Über den Autor
Jeannine Riepl Aufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.