100 DVDs in 100 Wochen: Fargo

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

100 DVDs in 100 Wochen: Fargo

Nummer 64 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen ist Joel Coen’s Fargo aus dem Jahr 1996 – ein Lückenbüßer für die Zeit bis zum Drehbeginn von The Big Lebowski.

Was macht man, wenn der Hauptdarsteller für den nächsten geplanten Film noch nicht verfügbar ist, man aber diese Zeit nicht tatenlos herumsitzen möchte? Im Falle von Joel Coen: einfach in der Zwischenzeit einen anderen Film drehen. Engagiert wurde eine bis dato noch recht unbekannte, aus heutiger Sicht jedoch sehr hochkarätige Besetzung: William H. Macy, Steve Buscemi, Peter Stormare und Joel Coen’s Ehefrau Frances McDormand. Interessant dabei ist übrigens, dass das Ehepaar während der gesamten Drehzeit in getrennten Hotelzimmern wohnte – Grund war die nötige berufliche Distanz aufzubauen. Für Frances McDormand hat sich dies wohl auch tatsächlich gelohnt, erhielt sie doch den Oscar als beste Darstellerin, und auch die beiden Coen-Brüder konnten die begehrte Trophäe, jene für das beste Originaldrehbuch, abstauben.

Die Story von Fargo ist aber auch wirklich einen Oscar wert: Der zusehends abgebrannte, und somit aus purer Verzweiflung handelnde, Autoverkäufer Jerry Lundegaard (William H. Macy) engagiert zwei Verbrecher, die seine Frau entführen sollen. Der Schwiegervater ist nämlich mehr als vermögend und soll ordentlich Lösegeld bezahlen um Jerry und seiner Familie letztendlich ein unabhängiges Leben zu finanzieren. Doch, wie man schon vermuten kann, geht einiges schief. Die beiden Gangster, der eine ein nervöses Wrack (Steve Buscemi), der andere ein schweigender Schnellschießer (Peter Stormare), bekommen so gar nichts auf die Reihe. So überrascht es schließlich nicht, dass sie schon in der ersten Nacht der Entführung drei Menschen umlegen – was wiederum Marge Gunderson (Frances McDormand) auf den Plan ruft. Die hochschwangere Polizistin nimmt die blutige Spur auf und verfolgt diese bis zum Ende.

Weiß, schmutziges Weiß, Grau, viel Schnee und vor allem endloses Eis und Trostlosigkeit – so begegnet uns nicht nur der Mittlere Westen der USA, sondern auch der Großteil der Charaktere in Fargo. Fans von absurden Dialogen, viel Kunstblut und einer irrwitzigen Handlung die sich mit einigen intelligenten Wendungen fortsetzt werden den Film lieben. Mich erinnert er ein bisschen an den Stil von Quentin Tarantino, was natürlich auch an Steve Buscemi und seiner Darstellung in Reservoir Dogs liegen kann. Insgesamt sieben Leichen, eine durchwegs sanfte und gleichzeitig von nichts aus der Ruhe zu bringende Polizistin sowie höchst dilettantische Gangster und ein vom Pech verfolgter Ehemann – diese Mischung ist es, welche Fargo zu einem absoluten Gustostück der Filmgeschichte macht. Die Kirsche auf dem blutdurchtränkten Eisbecher sind nicht nur die Dialoge an sich, sondern auch das wirklich exzellente Zusammenspiel der Besetzung.

Meine Empfehlung: Unbedingt auf die Film Bucket List setzen und anschauen! Fargo ist zwar ein in die Jahre gekommener Film über die Absurdität des Verbrechens, aber gerade dadurch auch wieder noch heute absolut sehenswert.

Das nächste Mal geht es weiter mit Frank Beyer’s Spur der Steine.


Autor

Jeannine Riepl

Aufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.


 
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