100 DVDs in 100 Wochen: Doktor Schiwago
Die Nummer 59 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen ist ein wahrer Gigant der Filmgeschichte: Doktor Schiwago (Originaltitel: Doctor Zhivago) vom britischen Regisseurs David Lean.
Ganze 192 Minuten dauert Doktor Schiwago und gehört somit nicht unbedingt zu den kürzeren Werken der Sammlung. Doch vor allem während es bei uns doch ziemlich heiß ist, kann ein Film über eine Liebe während der Zeit der russischen Revolution nicht schaden – sofern man sich den eisigen Winter Russlands wenigstens ansatzweise vorzustellen versucht. Um was geht’s aber eigentlich beim größten Kassenerfolg der 60er Jahre? Die Geschichte ist so kitschig, dass die monumentale Art und Weise des Films auf jeden Fall perfekt dazu passt. Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Yuri (der erst kürzlich verstorbene Omar Sharif) und Lara (Julie Christie). Soweit so gut – allerdings ist Yuri eigentlich mit Tonya (Geraldine Chaplin), gar nicht mal wirklich unglücklich, verheiratet. Doch die Zeit während des Ersten Weltkriegs und der darauffolgenden russischen Revolution bringt Yuri und Lara näher und stellt nicht nur die beiden, sondern auch die jeweiligen Kinder und auch Tonya auf eine schwere Probe.
Ich könnte jetzt natürlich den gesamten Film nacherzählen, doch ehrlich, ich will keinen Roman schreiben. Die ganze Geschichte ist ein ständiges Hin und Her – Revolution hier, Krieg dort, gesellschaftliches Leben in Moskau vor dem Krieg, Kinder, Liebe, Affären, Schießereien, und so weiter. Nicht vorenthalten will ich aber, dass vor allem Produktionsdesigner John Box unglaublich tolle Arbeit geleistet hat. Es gelingt schließlich nicht jedem das winterliche (und damit meine ich das typische eisige, klischeehafte) Moskau perfekt nachzustellen – und das alles mitten im sonnigen Spanien, genauer gesagt, zum Großteil auf einem Studiogelände in der Nähe von Madrid. Unglaublich eigentlich was für ein Aufwand für diesen Film in den 60ern betrieben wurde. Ausgezahlt dürfte es sich jedenfalls haben, gilt doch Doktor Schiwago als größter Kassenerfolg dieser Zeit.
Besonders schöne Worte hat Leander Haußmann in der Innenseite der DVD: „Lean baut sein künstliches, pathetisches Bilderbuch-Russland um die Figuren herum und verleiht ihnen damit fast biblischen Glanz, erzählt unaufgeregt und unglaublich glamourös, verlässt nie die Perspektive der Leidenden und führt dich mit der Autorität des gewieften Erzählers durch die Höhen und Tiefen einer gewaltigen Geschichte, lässt deine Hand nie los während dieses Wegs. Er zeigt das Grausame, unvorstellbar Schöne und gibt dem Leiden Poesie; er erzählt ein Märchen über die Wahrheit der Gefühle; er rührte an dem Schlaf der Welt, mit Worten, die Bilder waren.“
Und wirklich, auch ich muss zugeben, ich habe alles befürchtet, aber nicht mit den wunderschönen Einstellungen, der Eleganz der Schauspielerinnen und der Stimmigkeit der Geschichte gerechnet. Alles in allem ist Doktor Schiwago ein wirklich schöner Monumentalfilm, der an eine Zeit zurückerinnert, als man keine Explosionen und waghalsige Stunts brauchte um einer Geschichte Dramatik zu entlocken. Meine Empfehlung: Wenn man viel Zeit hat, anschauen! Doktor Schiwago gehört zwar eindeutig zu den kitschigeren Filmklassikern, aber ist dennoch sehenswert.
Das nächste Mal geht es weiter mit Claude Sautet’s Die Dinge des Lebens.
Autor
Jeannine RieplAufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.
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