100 DVDs in 100 Wochen: Die Nacht des Jägers
Laut Georg Seeßlen „einer der schönsten Filme über die Dunkelheit, an der Schnittstelle von Märchen und Horror“ – Die Nacht des Jägers (Originaltitel: The Night of the Hunter) von Charles Laughton – die Nummer 69 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen.
Froh darüber mal nicht stundenlang vor dem Fernseher verbringen zu müssen, sondern mal wieder einen knackigen 89-Minuten-Film vor mir zu haben, bin ich wirklich gespannt was Die Nacht des Jägers zu bieten hat. Obwohl alles darauf hindeutete, dass der Film ein Erfolg werden könnte, blieb er doch die einzige Regiearbeit Charles Laughton’s.
Die Story, basierend auf einem Roman des damals 35-jährigen Werbefachmanns Davis Grubb, ist an kindlichen Horror kaum zu überbieten. Ben Harper (Peter Graves) ist Vater zweier Kinder und erbeutet bei einem Banküberfall 10.000 Dollar. Der Überfall forderte allerdings zwei Tote – Harper schafft es zwar vor seiner Verhaftung noch nach Hause, wird aber schließlich geschnappt und selbst zum Tode verurteilt. Die beiden Kinder müssen mitansehen, wie ihr Vater von der Polizei abgeholt wird – sind aber auch der Schlüssel zur Beute, denn Harper versteckt diese in der Puppe seiner kleinen Tochter Pearl (Sally Jane Bruce). Harper’s Zellengenosse, der von Beginn an unheimliche Harry Powell (Robert Mitchum), versucht vergeblich das Versteck herauszubekommen. So macht er sich nach seiner Freilassung auf den Weg zu Harper’s Familie – gewinnt das Vertrauen der Witwe (Shelley Winters), heiratet diese und macht sich in dem kleinen Kaff schließlich einen Namen als Prediger. Als er schließlich herausfindet, dass die beiden Kinder, der ältere Bruder John (Billy Chapin) und die kleine Pearl, der Schlüssel zum Versteck sind wird er für diese zum reinsten Albtraum.
Der 1955 erschienene Film ist definitiv nichts für zarte Kinderseelen. Die Nacht des Jägers ist so dunkel, so albtraumhaft und dabei so präzise in seinem Spiel mit Licht und Schatten, dass es eine Freude ist. Wie Christine Dössel auf der Innenseite der DVD richtig bemerkt spielt Robert Mitchum „in der Rolle des falschen Wanderpredigers Harry Powell nicht einfach nur einen Bösewicht – er ist das Böse selbst, der Teufel in Person, schmeichelnd, säuselnd und heuchelnd, scheinheilig bis zum Niederknien.“ Die Art wie er ein ganzes Dorf umscheichelt, fanatisch seinen Kampf von Gut und Böse erzählt und schließlich die Mutter der beiden Kinder umbringt und im See verschwinden lässt – schlimmer kann man Kindern keinen Schrecken einjagen. Die anschließende Verfolgungsjagd, die nächtliche Bootsfahrt der beiden Geschwister und die ständige Angst im Nacken – besser könnte man Die Nacht des Jägers nicht inszenieren. Herauszustreichen ist außerdem die schauspielerische Leistung des Cast – obwohl zuerst Gary Cooper für die Rolle des Bösewichts vorgesehen war, der sich aber um Sorge seines Images schließlich doch dagegen entschied.
Meine Empfehlung: Durchaus sehenswert – Charles Laughton hat, gemeinsam mit James Agee (mitverantwortlich für das Drehbuch) und Kameramann Stanley Cortez, ganze Arbeit geleistet und einen kindhaften Horror in einen düsteren Film gegossen.
Das nächste Mal geht es weiter mit Sidney Lumet’s Prince of the City.
Autor
Jeannine RieplAufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.
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