Nummer 55 im Feature 100 DVDs in 100 Wochen kommt aus dem Jahr 1996 und verspricht dem Genre Melodram alle Ehre zu machen: Breaking the Waves vom Dänen Lars von Trier.
Ich muss zugeben, viele Filme des dänischen Regisseurs habe ich noch nicht gesehen, doch jene die ich gesehen habe, strotzen nur so von Düsterheit, Gefahren, Dramen und ausweglosen Situationen. So auch Breaking the Waves. Die Geschichte dreht sich um die junge sehr gläubige und naive Bess (Emily Watson), welche isoliert auf einer rauhen Insel vor der Küste Schottlands mit ihrer Familie lebt. Mit umso mehr Skepsis begegnen ihr die Dorfbewohner, als sie Jan (Stellan Skarsgård), einem Außenseiter von den Bohrinseln, heiratet. Zu Beginn scheint alles gut, Bess erlebt ihr sexuelles Erwachen und die beiden scheinen auch überglücklich zu sein. Doch dann kommt der Tag an dem Jan zurück auf die Bohrinsel muss. Bess betet um seine Rückkehr – und siehe da, der Wunsch wird erfüllt – allerdings auf eine schreckliche Art und Weise. Jan erleidet einen schweren Unfall und ist ab diesem Zeitpunkt querschnittsgelähmt ans Bett gefesselt. Wie das mit strenggläubigen Menschen so ist, fühlt sich Bess natürlich schuldig und beschließt Buße zu tun indem sie Jan jedem Wunsch erfüllt. Und so nimmt das Melodram seinen Lauf – Jan befiehlt seiner Frau mit fremden Männern zu schlafen um ihm danach Bericht zu erstatten. Und so beginnt eine Spirale die sich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr aufhalten lässt.
Breaking the Waves ist sicherlich kein einfach zu verdauender Film und keinesfalls danach einfach zu vergessen. Tobias Kniebe schreibt in der Innenseite der DVD: „Zu den Regeln des Melodrams gehört, dass die Erzählung stets die schlimmste denkbare Wendung nimmt. Es gibt deshalb Zuschauer, die können Breaking the Waves nicht zu Ende anschauen, und andere, die ihn nie ein zweites Mal sehen würden.“ Nach 152 Minuten kann ich diese Meinung auch nachvollziehen. Es tut einfach weh, wenn man Bess bei ihrem Abstieg begleitet – dieses naive kleine Mädchen von der Insel, die ihr Leben für Gott, und in letzter Konsequenz, ihrem Mann aufgibt. Es tut auch weh Jan zu sehen, der Moment als er ans Bett gefesselt ist und sich eigentlich nichts sehnlicher als den Tod wünscht. Genauso schlimm ist es aber Bess‘ Schwester zuzusehen, welche als Krankenschwester arbeitet und somit nicht nur Jan betreut, sondern auch versucht ihre Schwester zwangseinzuweisen, da sie als Einzige zu erkennen scheint wohin der Weg im schlimmsten Fall führen wird.
Aber nicht nur die Geschichte sondern auch die Ästhetik des Films ist hervorzuheben. Lars von Trier hat sich für eine Handkamera entschieden, was Breaking the Waves zu einem unmittelbaren und direkten „Seelengemälde“, wie es Der Spiegel so passend bezeichnet hat, macht. Auch die Unterteilung in insgesamt sieben Kapitel ist mehr als passend, bedenkt man hier vor allem die Symbolik der Zahl im Christlichen.
So komme ich also zu meiner Empfehlung: Wer sich bei langen und sich immer weiter abwärts bewegenden Stories schwer tut, der sollte sich Breaking the Waves womöglich nicht ansehen. Wer sich aber auf die 152 Minuten einlässt, der wird auf jeden Fall mit einem Werk belohnt, das einem nicht schnell aus dem Kopf gehen wird.
Das nächste Mal geht es weiter mit Francis Ford Coppola’s Rumble Fish.