10 Tage Uganda oder Was braucht der Mensch zum glücklich sein?

von Johanna Krappmann

uganda krappmann 10 Tage Uganda oder Was braucht der Mensch zum glücklich sein?

Uganda – Fotos: J. Krappmann

Von Europa sieht alles anders aus, irgend­wie geord­ne­ter, struk­tu­rier­ter, sau­be­rer. Die Fotos sind in matt oder hoch­glän­zend, aber sie haben nicht den Geruch von Müll, Matoke oder Urin und auch nicht die Geräusche von schlecht abge­spiel­tem, trotz­dem lau­tem Rap, der von man­chem Truck her­un­ter­schallt oder von Diesel-Generatoren oder ein­fach die mensch­li­chen Geräusche – Rufen oder Schimpfen, Kinder, die ent­zückt quiet­schen. Es ist warm bis sti­ckig und was man sieht ist nicht vor einem auf einem Bildschirm, son­dern es ist um einen herum und erscheint wegen sei­ner Fremdheit bedroh­lich. Man befin­det sich auch nicht im siche­ren Wohnzimmer, son­dern mit­ten unter den Männern, Frauen, Kindern, die einen neu­gie­rig angu­cken und zuru­fen: Hi Muzungo, how are you? Und man muss sich per­ma­nent ent­schei­den: Reagieren? Wie? Was den­ken sie? Wie sehen sie mich? Bin ich die wan­delnde Einladung nach Europa? Oder ist es ein­fach eine freund­li­che Neugierde für das Fremde? Jedes Stolpern wird von allen regis­triert, jede Unbeholfenheit. Es ist eine echt gute Übung für jemand, der im Mittelpunkt ste­hen möchte. Für jeden ande­ren ist es ein Eiertanz. Schnell gewöhne ich mir an, stark zu dis­kri­mi­nie­ren: auf männ­li­che Aufrufe rea­giere ich maxi­mal flüch­tig, wäh­rend ich mit Kindern und Frauen teil­weise aus­führ­lich rum­schä­kere.

Wo soll ich anfan­gen? Ich bin hier­her­ge­kom­men ohne Erwartungen. Ich habe alle meine frü­he­ren Interessen an den Nagel gehängt. Einiges haben wir schon gemacht in Afrika. Wir woll­ten immer groß­ar­tige Projekte auf­bauen, in denen Menschen eine gewalt­freie Lebensart ent­wi­ckeln soll­ten, zusam­men­ar­bei­ten und ihre Schwierigkeiten gemein­sam über­win­den, gleich­zei­tig ihre Mentalität ver­än­dernd: weg von Hilfe ver­lan­gen­den, hin zu Hilfe geben­den Menschen. Tolle Ziele. Irgendwie hat nicht viel geklappt. Ich will nicht mehr hier­her kom­men und den Leuten sagen, was sie tun sol­len, so wie es die Muzungos schon immer gemacht haben. Erst haben sie sie als Sklaven ver­schleppt, dann haben sie das Christentum gelehrt, dann haben sie ihnen die mon­ar­chi­sche Staatsform nahe gebracht, dann haben die Weißen Gott und König ver­lo­ren, die Demokratie ein­ge­führt, das Rechtssystem über­holt, jedes­mal kom­men sie dann nach Afrika, um zu ver­kün­den, wie es jetzt gemacht wer­den soll, den Schwarzen, den armen Hilflosen, denen man ja immer die Welt erklä­ren muss. Und in Wirklichkeit kamen sie immer mit einer Hand, die zur Hilfe aus­ge­streckt war, und einer, die sich gleich­zei­tig genom­men hat, was sie krie­gen konnte. Heutzutage ist nur noch schwer zu sagen, wel­che Hand zer­stö­re­ri­scher war. Die eine hat Afrika arm und krank wer­den las­sen, die andere hat das Selbstvertrauen genom­men, sein Schicksal selbst in die Hand neh­men zu kön­nen.

Ich weiß, daß die Menschen hier bes­ser Bescheid wis­sen als ich. Meine Welt ist sehr anders als ihre. Ich bin ohne Projekt und Absicht und das macht, daß ich mich sehr frei fühle und das erste Mal das Gefühl habe, den Menschen auf Augenhöhe begeg­nen zu kön­nen. Ich bin mir dar­über klar, daß es viele gibt, die bei einer Muzungo wie mir ihre per­sön­li­chen Interessen im Hinterkopf haben – Visum und Flug nach Europa, Geld, Prestige – aber unbe­irrt ver­su­che ich ihnen ins Herz zu gucken.

Also, was will ich hier? Ich bin neu­gie­rig, ich bin immer­noch Humanistin. Ich möchte mit den Menschen reden, ihnen Fragen stel­len. Ich sehe nichts­des­to­trotz mehr Ähnlich­kei­ten zwi­schen uns als Dinge, die uns tren­nen. Ich fühle mich ver­bun­den. Und ich bin immer­noch ich, mit mei­nem Wissen und mei­nen Erfahrungen, mit mei­nen Ansichten zu Leiden und Gewaltlosigkeit und mei­nem Bedürfnis, den Menschen auf einer tie­fen Ebene zu begeg­nen, wel­che mir als die für uns Menschen ein­zig bedeut­same erscheint. Die Frage nach dem Glück ist eine, die uns alle ver­bin­det und die uns, wenn wir dar­über nach­den­ken, dahin kata­pul­tiert, wo wir über unser Menschsein reflek­tie­ren und sich alle Grenzen zwi­schen uns auf­lö­sen. Ich nehme mir vor, die­je­ni­gen, denen ich begegne, danach zu befra­gen, was sie für not­wen­dig hal­ten, um glück­lich zu sein.

In Uganda spe­zi­ell sehe ich die Ähnlich­keit zu unse­rer deut­schen Geschichte. Sie hat­ten ihren Idi Amin und Kony und wir den Hitler. Es liegt nur unter­schied­lich lang zurück. Während ich die dritte Generation nach der Täter/Opfergeneration bin, sind sie die erste. Hier bilde ich mir ein, in den Gesichtern noch die Furcht und das Mißtrauen zu sehen, und den Wunsch zu ver­ges­sen, so wie unsere Großeltern ein­fach nur ver­ges­sen woll­ten und neu anfan­gen. Neu anfan­gen aber kann man nur mit Hoffnung. Hoffnung ist hier Mangelware. Kein Marshallplan, kein Wirschaftswunder ist hier zu erwar­ten. Die Politik wird gemacht von den 2% psy­chisch Kranken (wie ein Freund, der den Regierungskreisen nahe ist, die poli­ti­sche Riege bezeich­net) unter Einflußnahme der inter­na­tio­na­len Konzerne und Geldgeber mit ihren Interessen.

Kampala

Ich kam mit­ten in der Nacht an, um 4 Uhr, Flughafen Entebbe, 40 Kilometer von Kampala, der Hauptstadt, ent­fernt, und vier Menschen war­te­ten bereits seit 2 Stunden auf mich, von denen ich nur einen flüch­tig kannte. Es war der Künstler Arthur, der mich viel­leicht am meis­ten in Uganda über­ra­schen würde, den ich beim GuluWalk in Berlin ken­nen­ge­lernt hatte, wo er filmte. Bei ihm war Rodger, ein klug und frei den­ken­der und reden­der Mittzwanziger. Er konnte mir sehr viel über die jün­gere, gebil­de­tere Schicht Ugandas sagen. Dann war da noch Orion, ein gestran­de­ter US Amerikaner, der hier­her­kam, um in einer NGO zu arbei­ten und in eine tiefe Lebenskrise geriet. Ausserdem James, der das Auto fuhr. Wir fuh­ren in den Nordosten von Kampala, wo Arthur und Rodger sich eine kleine Bude tei­len, beste­hend aus zwei Zimmern. Ihre gemein­same Idee ist, hier Platz für Besucher zu haben. Nicht etwa, um Geld damit zu ver­die­nen, son­dern aus Gastfreundschaft und um Leute ken­nen­zu­ler­nen, denen sie alles zei­gen kön­nen. Für mich war das neu. Aus ande­ren Afrikabesuchen kannte ich es, daß die Menschen, die wir tra­fen, sich schäm­ten für ihre beschei­de­nen Behausungen und uns lie­ber nicht nach Hause mit­nah­men. Die drei Jungs über­lies­sen mir das Zimmer mit dem Doppelbett, Arthur und Orion fuh­ren woan­ders hin und Rodger nahm Vorlieb mit der Couch.

Alles ist weit unter ger­man stan­dard. Jeder kriegt mit, wenn Du auf Klo gehst, weil die Türen nicht rich­tig schlies­sen. Danach mußt Du den Duschkopf in den Spülkasten hal­ten, damit die Spülung wie­der voll wird. Zum Kochen gibt es einen Dinosaurier-Gasherd, der über eine Gaspatrone betrie­ben wird. Die Straße zu die­sem Heim ist aus rotem Lehm mit Löchern oder viel­leicht sollte man eher sagen, es sind Löcher, die in ihrer Aneinanderreihung die Vermutung zulas­sen, es han­dele sich um eine Straße. Kühlschrank gibt es nicht, denn wenn man kochen will, schickt man ein­fach den Jungen, der unten am Haus rum­lun­gert, und als „Mädchen für alles“ fun­giert, zum Markt, Tomaten oder ein Huhn kau­fen, das dann vor­ort geschlach­tet wird. So ist alles immer schön frisch. Auch wenn man air­time braucht (alle Handys und Satelliten USB Sticks funk­tio­nie­ren über pre­paid) schickt man den Jungen. Er ist auch ein Aufpasser, denn diese Wohnung ist geho­be­ner Standard für Uganda, ein Land, das zum größ­ten Teil aus Landbevölkerung besteht oder Stadtbevölkerung in arm­se­li­gem Zustand, die nur sel­ten in moder­nen Behausungen woh­nen. Auf dem Land herr­schen häu­fig noch die Rundlehmbauten vor – ein Raum, stroh­be­deckt, für die ganze Familie. Ein Klo mit Wasserspülung ist eine Seltenheit auf dem Lande und in der Stadt oft schwer erträg­lich, weil so marode und dre­ckig. Häufig wer­den die Toiletten und Waschstellen von meh­re­ren Mietparteien benutzt. Stromausfälle sind an der Tagesordnung oder der Strom ist ein­fach weg, weil die Rechnung nicht bezahlt wurde, weil jemand das Geld für sich ein­ge­steckt hat oder man sich unei­nig ist, wie­viel und von wem gezahlt wer­den soll. Die Mieter küm­mern sich nicht um die Räumlichkeiten und Installationen, weil sie jeder­zeit vom Landlord auf die Strasse gesetzt wer­den kön­nen (was oft pas­siert, gerade wenn sie alles schön reno­viert haben). Das ist ein Grund, warum alles so abge­ris­sen ist, wenn eigent­lich ein Eimer Farbe schon genü­gen würde, es ein biß­chen erfreu­li­cher zu gestal­ten. Selbst wenn es irgend­wel­che Gesetzgebungen geben sollte, ist die Korruption im Zweifelsfall die stär­kere Partei.

Rodger erzählt mir, daß sie für die Wohnung umge­rech­net 130 Euro im Monat zah­len. Er selbst bekommt als Einstiegsgehalt in der inter­na­tio­na­len Firma, die Computerzubehöre ver­treibt, als Universitätsabsolvent 80 Euro Monatsgehalt. Er sagt aller­dings, daß ein Einstiegsgehalt wie es anstän­dige Firmen zah­len 320 Euro wäre. Allerdings ist es so schwer einen Job zu krie­gen, daß die Arbeitgeber es sich eben leis­ten kön­nen, nach Belieben den Lohn zu sen­ken. Wie er es schafft, mit die­sem Gehalt halb­wegs nor­mal zu leben ist mir ein Rätsel, denn auch Transportkosten sind nicht gering. Die Fahrt zur Arbeit kos­tet etwa 1 Euro im über­füll­ten Sammeltaxi (öffent­li­ches Transportsystem gibt es nicht) und ein Essen etwa 2 Euro. Benzin kos­tet 1,20 Euro der Liter. Als ich meine fünf T-Shirts und zwei Hosen bei Aisha waschen ließ, hat sie mir dafür 60 Cent berech­net.

Wirtschaftlicher Aufschwung?

Jede Kleinigkeit ist also eine große finan­zi­elle Belastung für die Mehrzahl der Bevölkerung, die meist von klei­nen An- und Verkaufgeschäften lebt, von Tagelöhnerjobs oder was auch immer sich fin­det, um an etwas Geld zu kom­men. Vor 5 Jahren war ich das letzte Mal in Afrika, in Zambia, und hatte inzwi­schen über Medien den Eindruck bekom­men, es gehe auf­wärts wirt­schaft­lich mit vie­len afri­ka­ni­schen Ländern. Uganda gilt als eine auf­stre­bende Marktwirtschaft mit Wachstumsraten um die 7 %. Jetzt bin ich hier und frage mich, ob man mich ver­ar­schen will. Ich sehe nichts von auf­stre­bend. Ich sehe die­selbe Armut, die­selbe Jämmerlichkeit der Gebäude und tech­ni­schen Einrichtungen, die­sel­ben Busse und Vehikel, die kurz vor dem Zusammenfallen sind (was auch stän­dig pas­siert, über­all am Straßenrand sieht man Leute eif­rig ihre fahr­ba­ren Untersätze repa­rie­ren), das­selbe Chaos. Jede Kleinigkeit dau­ert den hal­ben Tag. Die Leute ver­brin­gen den Großteil ihrer Zeit damit, von A nach B zu kom­men, irgend­et­was zu besor­gen oder Verwandten aus der Patsche zu hel­fen. Jeder lebt auf einem Pulverfass und muss jeder­zeit dar­auf gefasst sein, daß das Chaos um ihn herum aus­bricht in Form der plötz­li­chen Erkrankung oder des Todes eines Familienmitgliedes, des Verlustes von Job oder Wohnung, Ärger durch irgend­wel­che Autoritäten oder was auch immer. Infolgedessen machen die wenigs­ten Pläne, die weit über den Tag hin­aus­ge­hen. Man ver­sucht eher müh­sam, das Essen und die Ausgaben des Tages zu erwirt­schaf­ten, sich sau­ber und gesund zu hal­ten, die Familie so gut wie mög­lich zu ver­sor­gen. Wenn man das geschafft hat, hat man zwar nichts für die Zukunft, aber wenigs­tens für das küm­mer­li­che Über­le­ben getan.

Tatsächlich fragt man sich ver­zwei­felt, wo man denn hier anfan­gen sollte. Die Strassen, von denen nur die Hauptstraßen gepflas­tert sind, plat­zen bereits jetzt aus allen Nähten. Wie sollte das wer­den, wenn noch mehr Menschen ein Auto kau­fen kön­nen? Soll man mit der Infrastruktur anfan­gen? Ich erzähle jemand, der mir sagte, aus­län­di­sche Firmen wür­den nicht inves­tie­ren wegen des chao­ti­schen Verkehrs (da stan­den wir um 21 Uhr abends bereits 2 Stunden im Stau), daß man in Brandenburg das Tempolimit an eini­gen Stellen von 80 km/h auf 70 her­ab­set­zen wollte und die Geschäftsleute pro­tes­tiert hat­ten, weil sie dadurch zu hohe Gewinneinbußen haben wür­den. Oder soll man mit der Bildung anfan­gen? 50% der Bevölkerung sind unter 14 Jahre alt und war­ten auf eine Schulausbildung. An ihnen und ihrem Start ins Leben ent­schei­det sich die Zukunft Ugandas. Oder mit dem Gesundheitssystem? Die Lebenserwartung liegt bei 54 Jahren, jedes 10. Kind stirbt, bevor es 5 Jahre alt ist. Der Grund sind häu­fig durch bes­sere Hygiene ver­meid­bare, durch Antibiotika leicht kurier­bare Infektionserkrankungen. Im staat­li­chen Krankenhaus Mulago, so erzählt mir ein dort arbei­ten­der Pharmazeut, kom­men auf 700 hil­fe­su­chende Menschen pro Tag 5 Ärzte, die meist nur grob nach Symptomatik schnell irgend­ein Medikament ver­schrei­ben und oft nur ein Viertel der Dosis, damit es für alle reicht. Auf dem Land schafft man es oft nicht recht­zei­tig zur nächs­ten medi­zi­ni­schen Versorgung.

Wohin flies­sen eigent­lich die 7% Wirtschaftswachstum?

Präsident Museveni jeden­falls hat sich gerade im Stadtzentrum ein viel­stö­cki­ges, moder­nes pre­si­den­tial office Gebäude bauen las­sen, was mit gro­ßen road blocks vor mög­li­chen Terroristen abge­schirmt wird. Awich, ein ugan­da­ni­scher Freund, den ich bereits aus Europa kenne, führt mich herum und sagt scher­zend, diese road blocks wan­dern von Monat zu Monat ein biß­chen wei­ter in den öffent­li­chen Raum hin­ein. Die Armee wird seit Jahren wei­ter aus­ge­baut, trotz­des­sen, daß der Bürgerkrieg seit ein paar Jahren vor­bei ist. Über­all in der Stadt lau­fen Polizisten (oder Militärs?) sicht­bar mit Gewehren herum und an jedem öffent­li­chen Gebäude wer­den Handtaschen gecheckt. Es pro­du­ziert ein Klima, das ver­ängs­ti­gend ist, nicht nur für poten­ti­elle Terroristen. Dann gibt es sage und schreibe 75 Regierungsminister für die­ses Land, das eine Bevölkerung von 31 Millionen hat, weni­ger als ein Drittel von Deutschland. Und es ist in 112 Distrikte unter­teilt, die jeweils meh­rere Repräsentations- und Verwaltungsebenen haben. Die Anzahl wurde erst vor kur­zem ver­dop­pelt. Ich lese irgendwo, daß eine Eigenschaft von Kleptokratien die Verdoppelung und Verdreifachung von Posten ist. Man muss halt alle Leute, die einem irgend­et­was Gutes getan haben, noch unter­brin­gen auf Staatskosten. Einmal screene ich eine Webseite, auf wel­cher die Regierung die Entwicklungs-Projekte auf­lis­tet mit der Summe in Millionen, die dafür vor­ge­se­hen sind. Sehr beein­dru­ckend! Richard in Gulu erzählt mir, daß an der Landstraße, die er nimmt, um zu den Kindersoldatenprojekten zu fah­ren, häu­fig am Straßenrand große Schilder auf­ge­stellt wer­den, was für eine groß­ar­tige Sache hier ent­ste­hen soll und bis auf das Schild pas­siert dann in den nächs­ten Jahren nichts. „Implementation“ sei das große Problem, sagt mir auch Awich, der Jurist, ob es nun um die Durchsetzung von Gesetzen geht oder die Durchführung von Entwicklungsprojekten zur Armutsreduktion, Gesundheit oder Bildung. Jeder ver­folgt lie­ber sein eige­nes Interesse, sei es der Polizist, der lie­ber einen Geldschein ein­steckt, statt die Verkehrsregeln durch­zu­set­zen oder der Minister, der das Projektgeld lie­ber an sei­nen Clan ver­teilt.

Zur Politik

Die Bekämpfung der Korruption ist daher viel­leicht das wich­tigste Ziel. Jedoch wäre es da wich­tig, daß die Führungsebene mit gutem Beispiel vor­an­ginge. Museveni, der Präsident, jedoch schart momen­tan eher die schlimms­ten Menschen um sich, statt die­je­ni­gen zu för­dern, die sich durch Klugheit und Uneigennützigkeit bewährt haben. Grund ist wohl das eigene Interesse und das sei­ner Familie, wei­ter­hin der füh­rende Clan zu blei­ben, was leich­ter ist, wenn poten­ti­elle Nachfolger sich selbst lau­fend weg „scan­da­li­zen“, durch Sauf-, Korruptions- und Sexgeschichten, von denen die Zeitungen voll sind. Die nun anlau­fende Förderung von Öl in Uganda scheint bei die­sem Festhalten an der Macht auch eine Rolle zu spie­len, so hat die Familie von Museveni bereits große Ländereien, die im Ölab­bau­ge­biet lie­gen, gekauft. Spekuliert wird eigent­lich nur dar­über, ob die Frau oder der Sohn Musevenis Nachfolger wird, denn er selbst wird bald seine natür­li­che Grenze erreicht haben.

Soll man also in ers­ter Linie für seine poli­ti­schen Rechte kämp­fen? Ein gefähr­li­ches Unterfangen: poli­ti­sche Proteste, Opposition wird mit Brutalität bereits im Keim erstickt. Letztes Jahr hat Besigye von der oppo­si­tio­nel­len Partei (Forum for Democratic Change) einen gewalt­lo­sen Protest „Walk-to-Work“ gestar­tet, um durch demons­tra­ti­ves Laufen zur Arbeit zu ver­an­schau­li­chen, daß viele Menschen sich nicht leis­ten kön­nen, den Bus zur Arbeit zu neh­men. Dieser harm­lose Protest wurde vom ers­ten Tag an blu­tig gestoppt. Mindestens neun Menschen ver­lo­ren dabei ihr Leben und Besigye wurde mehr­fach ver­haf­tet, ver­letzt und ist schließ­lich nach Kenia ins Krankenhaus gegan­gen, um sich behan­deln zu las­sen. Mein regie­rungs­na­her Freund sagte, Museveni hätte gescherzt: „Ja, demons­trie­ren kann jeder gerne. Da hin­ten im Wald, da ist ein Platz, wo man den gan­zen Tag nach Belieben demons­trie­ren darf.“

Nicht wenige, die seit Jahrzehnten die Entwicklung in ihrem Land mit­ver­fol­gen und mit­er­le­ben, sagen mir den­noch auch posi­ti­ves zu Museveni. Damals, als er im Busch war und gegen Obote kämpfte, der ähnlich gewü­tet haben soll wie Idi Amin, haben sie den dia­lek­ti­schen Materialismus gepaukt und eher sozia­lis­ti­sche Ideale ver­folgt. Museveni ist kein Dummkopf, son­dern jemand, der sich gerne mit Studenten zusam­men­ge­setzt hat zur Diskussion. Viele sei­ner Gesetze haben zur Befriedung und grö­ße­ren Stabilität beige­tra­gen. Sein schnel­les Handeln bei der HIV Epidemie war bei­spiel­haft und hat Uganda davor bewahrt, zu den am schlimms­ten betrof­fe­nen Gebieten zu gehö­ren. Doch gerade seine frü­he­ren Mitstreiter sind die­je­ni­gen, die jetzt am ent­täusch­tes­ten sind: von dem jahr­zehn­te­lan­gen Hockenbleiben im Präsidialamt, wofür er nach eige­ner Aussage nie­mand anders sieht, der geeig­net sei (ein Schlag ins Gesicht von Parteigenossen), von der offen gedeck­ten Korruption und von der Einschleusung vie­ler Familienmitglieder in hohe Posten.

Kinder

Das auf­fäl­ligste in all dem Getümmel sind die Kinder. 50% der Bevölkerung ist unter 14. Über­all sind Kinder aller Altersstufen am Spielen, am Arbeiten, Geschirr spü­len, Wäsche waschen, Sachen her­um­schlep­pen, Geschwisterkinder her­um­schlep­pen. Traditionell war Kinderreichtum vor­teil­haft, weil Kinder auf dem Land als Arbeitskräfte gebraucht wur­den. Wer ein­mal mit blo­ßer Muskelkraft ver­sucht hat, ein Feld umzu­gra­ben, ver­steht das. In Zeiten, wo es vor allem auf gute Schulbildung ankommt, sind viele Kinder ein gro­ßer Armutsfaktor. Es gibt staat­li­che Schulen, die schul­ge­bühr­frei sind, aber sie sind so schlecht, daß der Großteil der Kinder seine Examen hier nicht besteht. In Gulu sagte mir Richard, beste­hen 2 von 100 Kindern die Examen, um auf die Sekundarschule zuge­las­sen zu wer­den. Awich, der sich selbst von einem Dorfjungen, über einen Kindersoldaten zu einem gewähl­ten Mitglied einer UNO Kommission hoch­ge­ar­bei­tet hat, sagt dazu: „Dann musst Du einer von den zwei sein!“, was natür­lich an der offen­sicht­li­chen Unfähigkeit der Schulen, alle Kinder gut aus­zu­bil­den, vor­bei­dis­ku­tiert ist. Auch Prügelstrafe ist nor­mal. Viele sagen: bes­ser keine Schule, als die staat­li­chen Schulen. Daher ver­su­chen selbst arme Eltern, ihre Kinder in ande­ren Schulen unter­zu­brin­gen, die Schulgebühren ver­lan­gen. In Anbetracht des­sen, daß im Durchschnitt auf eine Frau 6 Kinder kom­men, umso ärmer die Frau, umso mehr, eine nor­ma­ler­weise nicht zu bewäl­ti­gende Herausforderung. Selbst die Hefte und Uniform für die gra­tis Schulen sind ein gro­ßer finan­zi­el­ler Aufwand. Manchmal ist für ein Schuljahr das Geld da, fürs nächste Jahr nicht mehr. So fin­den sich in jeder Klasse Kinder ver­schie­dens­ter Altersstufen. Im Katanga Slum gehen nach Arthurs Schätzung etwa ein Drittel der Kinder zur Schule. Entweder sie müs­sen mit­hel­fen zuhause die klei­ne­ren Geschwister ver­sor­gen oder hel­fen, den Lebensunterhalt zu ver­die­nen oder es ist ein­fach kein Geld vor­han­den, um die Schulhefte oder die Uniform zu bezah­len.

Dinah, eine ugan­da­ni­sche Humanistin, die seit lan­gem Projekte in Schulen macht wie „Peace Clubs“ oder Gewaltlosigkeitstrainings, erzählt mir von den Sekundarschulen. Sie sagt, daß ein gro­ßes Problem das Mobbing ist. Ältere Schüler mob­ben selbst­ver­ständ­lich die jün­ge­ren und viele tra­gen dabei Traumata davon. Sie sagt, auf diese Weise wer­den sie per­fekt vor­be­rei­tet auf eine Gesellschaft, in der der Mächtigere und Reichere die­je­ni­gen unter sich wie Dreck behan­delt. Tatsächlich ist es vom ers­ten Moment an sehr auf­fäl­lig für mich, daß die­je­ni­gen, die in der gesell­schaft­li­chen Leiter wei­ter unten ste­hen (Fahrer, Verkäufer, Personal,…), grund­sätz­lich ohne Bitte und Danke nur Befehle bekom­men in meist sehr kurz ange­bun­de­nem Tonfall, wäh­rend ande­rer­seits auf glei­cher Hierarchieebene, aber vor allem nach oben hin, eine unglaub­lich über­trie­bene und förm­li­che Höflichkeit und Umständlichkeit der Ansprache statt­fin­det. Dasselbe Phänomen habe ich auch in ande­ren sehr hier­ar­chi­schen Gesellschaften (wie zum Beispiel Indien oder Bangladesh) beob­ach­tet. Selbst Freunde scho­ckie­ren mich mit die­ser Verhaltensweise, die völ­lig unbe­wusst zu sein scheint. Haben sie das von den kolo­nia­len Briten über­nom­men?

Angesichts der vie­len arbei­ten­den Kinder, denke ich an meine Jungs zuhause, die sich bereits beschwe­ren, wenn ich sie bitte, den Müll raus­zu­brin­gen und von ihrem Vater bekom­men sie dafür sogar Geld! Hier arbei­tet jedes Kind selbst­ver­ständ­lich mit wie jeder Erwachsene, sobald es lau­fen kann. Zeit zum Spielen und Schule sind Luxus und die Kindheit ist in dem Sinne etwas sehr ande­res als für unsere Kinder.

Mann-Frau

Natürlich kann so ein Kapitel nur pau­scha­li­sie­rend gera­ten und ich muss dazu sagen, daß ich auch sehr gute ugan­da­ni­sche Pärchen ken­nen­ge­lernt habe und mir bewusst bin, daß auch bei uns das Thema Liebesbeziehung kein leich­tes ist. Nichtsdestotrotz ist auf­fäl­lig, daß viele Frauen, vor allem ärmere in der Stadt, mit ihren Kindern allein sind. Kinder bekom­men und auf­zie­hen ist aus­schließ­lich Frauendomäne. Im bes­ten Fall sehen sich Väter in der Verantwortung, etwas zu zah­len, aber das ist unge­wiss. Viele Frauen lan­den im Slum, weil die Ehe schei­tert und sie ver­sto­ßen wer­den von der Familie, samt ihren Kinder. Vielen bleibt nur die Prostitution zum Über­le­ben. Frauen sind gene­rell in der abhän­gi­ge­ren Position, nicht unbe­dingt, weil sie weni­ger arbei­ten, aber weil sie die Last der Kinder haben, die gerin­gere Bildung, den gerin­ge­ren Lohn, die tra­di­tio­nel­len Regeln eher ein­hal­ten müs­sen, sonst leich­ter ver­stos­sen wer­den. Sie sind meis­tens stark vom guten Willen von Männern abhän­gig und kön­nen nicht viel tun, um ihre Rechte ein­zu­for­dern. Das Verhältnis Mann-Frau ist somit ein unend­li­ches Thema. Eigentlich hat man den Eindruck einer recht frei­zü­gi­gen, sexu­ell akti­ven Bevölkerung – trotz star­ken reli­giö­sen Glaubens. Für Frauen ist es ein Prestige, frucht­bar zu sein, und sie bekom­men oft im Teenageralter ihr ers­tes Kind, nicht sel­ten ohne Heirat. Heirat und Kinderkriegen schei­nen nicht zwin­gend zusam­men­zu­hän­gen. Selbst gut gestellte Frauen habe ich ken­nen­ge­lernt, die Kinder bekom­men, ohne zu hei­ra­ten. Es hat wohl mit dem Aufwand einer Hochzeit zu tun, wel­che eine Bezahlung (des Mannes für die Frau) und eine große Feier mit Speisung aller Verwandter und Dorfbewohner ver­langt (das kön­nen bis zu 1000 Mäuler sein). Andererseits ist Heirat für die Frauen ein sehr wich­ti­ges Thema, denn es ist oft die ein­zige Möglichkeit, die sie haben, um eine exis­ten­ti­elle Absicherung zu haben. Männer hin­ge­gen sehen sich in der Regel als frei an und bei einer tra­di­tio­nell meist poly­ga­men Gesellschaft haben sie auch häu­fig meh­rere Beziehungen. Soweit ich selbst fest­ge­stellt habe und mir habe erzäh­len las­sen, gibt es nicht viel tief­grei­fende Kommunikation zwi­schen Mann und Frau über Beziehungsfragen. Da herr­schen eher Glaube, Hoffnung und Illusion und auch sehr viel Lüge oder Geschichtenerzählerei (um es nett aus­zu­drü­cken) vor. Männer beschwe­ren sich oft dar­über, daß Frauen es nur auf Geld, Sachgüter und Status abge­se­hen haben und Frauen dar­über, daß Männer unehr­lich und unzu­ver­läs­sig sind und nur andere Frauen im Kopf haben. Am Ende ste­hen oft Ausbrüche von häus­li­cher Gewalt (auch nicht nur von männ­li­cher Seite) und exis­ten­ti­ell bedroh­li­che Zustände meist für die Frauen. Der Alkoholkonsum ist ein gro­ßes Problem, weil er die schwie­ri­gen zwi­schen­mensch­li­chen Zustände ver­stärkt. In Kampala sieht man Kampagnen-Plakate, die direkt von Alkohol abra­ten, um häus­li­che Gewalt zu ver­hin­dern. Genauso, wie es Plakate gibt, die zu Abstinenz oder Treue raten, um Krankheiten zu ver­mei­den.

Gulu und der GuluWalk

Am zwei­ten Tag fuhr ich mit dem Bus nach Gulu. In die­ser Stadt in Nord-Uganda nahm der GuluWalk sei­nen Anfang, den wir seit drei Jahren auch in Berlin ver­an­stal­ten, um gegen den Mißbrauch von Kindern als Soldaten zu pro­tes­tie­ren. Bis zum Jahr 2005 wurde der Norden Ugandas von einer Rebellenarmee, ange­führt von einem Verrückten namens Kony, heim­ge­sucht. Er spe­zia­li­sierte sich vor allem auf die Entführung von Kindern, um sie in seine Armee zu inte­grie­ren. Er beging dabei die schlimms­ten Menschenrechtsverletzungen, die man sich vor­stel­len kann. 20 Jahre lang wur­den die Dörfer und Städte von die­ser Bande ter­ro­ri­siert. Damals wan­der­ten Abend für Abend die Kinder der umlie­gen­den Dörfer nach Gulu, um dort auf den Strassen zu über­nach­ten, weil sie sich hier siche­rer fühl­ten als in ihren Dörfern. Kirchen, öffent­li­che Gebäude, alle stell­ten Schlafplätze zur Verfügung, den­noch barst die Stadt jede Nacht vor Über­nach­tungs­gäs­ten. Die Kirchenoberhäupter von Uganda kamen schließ­lich, um demons­tra­tiv eben­falls hier die Nacht auf der Straße zu ver­brin­gen, um auf diese untrag­bare Situation auf­merk­sam zu machen. Kanadier schließ­lich ver­öf­fent­lich­ten einen Dokumentarfilm „Invisible Children“ und star­te­ten den ers­ten GuluWalk in Kanada, um auf­merk­sam zu machen auf diese Menschenrechtsverletzungen, die weit­ge­hend miß­ach­tet wur­den von den welt­wei­ten Medien. In Gulu selbst gab es 2005 den ers­ten GuluWalk-Protestmarsch von Eltern und Angehörigen ent­führ­ter Kinder. In Berlin ver­an­stal­ten wir den GuluWalk zur Unterstützung der ehe­ma­li­gen Kindersoldaten in Nord Uganda, aber auch um all­ge­mein auf den welt­wei­ten Mißbrauch von Kindern als Soldaten auf­merk­sam zu machen. Auch for­dern wir, daß ex Kindersoldaten ein Asylrecht haben sol­len statt als Deserteure behan­delt zu wer­den und daß es keine Werbung von Militär an deut­schen Schulen geben soll, weil wir gene­rell Krieg als legi­ti­mes Mittel ableh­nen und nicht wol­len, daß Kinder in die­sem Glauben erzo­gen wer­den.

Projekte zur Versöhnung und Reintegration

Vor drei Jahren bereits hatte ich Beatrice Amony ken­nen­ge­lernt, die schon in der Universität ange­fan­gen hatte, Friedensinitiativen auf­zu­bauen und die danach in Projekten, teil­weise lan­des­weit, an der Reintegration der Zehntausenden ehe­ma­li­gen Kindersoldaten, die trau­ma­ti­siert, stig­ma­ti­siert und ohne Schulbildung auch per­spek­tiv­los zurück­ka­men, und diver­sen Problemen aus­ge­setzt waren. Die Dorfbewohner und Verwandten sind ihnen gegen­über miß­trau­isch, denn oft haben sie eigene Leute getö­tet (töten müs­sen), oft waren sie über die Jahre in der Armeehierarchie auf­ge­stie­gen und hat­ten nichts gelernt außer Befehlen und sich mit Gewalt durch­zu­set­zen. Abgesehen von dem gro­ßen Leid, wel­ches diese nun jun­gen Erwachsenen durch­ge­macht hat­ten, waren sie nun tickende Zeitbomben, die, wenn man ihnen keine Hilfe anbot, jeder­zeit wie­der Waffen in die Hand neh­men könn­ten und sich neh­men, was sie brau­chen. Beatrice arbei­tete mit ihrem Lebensgefährten Richard ein drei­stu­fi­ges Programm aus. In der ers­ten Phase dür­fen die „Returnees“ erst ein­mal sich ent­span­nen und wie­der Kinder sein mit viel Spiel und Freizeit. In der nächs­ten Phase fin­det ein sehr prak­tisch ori­en­tier­tes Gewaltlosigkeitstraining statt, das sie auf das zivile Leben vor­be­rei­ten soll. In der drit­ten Phase erler­nen sie, je nach Alter und Interesse, etwas, was ihnen hilft, einen eige­nen Lebensunterhalt zu ver­die­nen. Entweder eine Ausbildung zu Schneider, Tischler oder Maurer oder Schulunterricht, der auf die staat­li­chen Examen vor­be­rei­ten soll. Parallell dazu fin­det die Versöhnung und Reintegration ins Dorf statt, die indi­vi­du­ell sehr unter­schied­lich sein kann. Es kom­men dabei häu­fig alte Rituale und Praktiken zum Einsatz, die frü­her natür­lich nicht auf sol­che Fälle ange­wen­det wur­den, die aber trotz­dem hel­fen, daß der­je­nige wie­der sei­nen Platz fin­det.

Viele Europäer spre­chen mich auf psy­cho­lo­gi­sche Hilfe an. Beatrice und auch andere haben mir gesagt, daß sie sich durch­aus bewusst sind, daß diese „Kinder“ ein schlim­mes Trauma durch­ge­macht haben, daß es aber an ihrer Lebensrealität vor­bei­ginge, wenn man nun die weni­gen vor­han­de­nen Ressourcen in eine Vergangenheitsbewältigung ste­cke und die Zukunftsperspektiven brach lägen. Das wich­tigste sei nun, ihnen Zukunft und Lebensgrundlage zu geben, die Aufarbeitung ist ein Luxus, den sie sich even­tu­ell spä­ter leis­ten kön­nen. Aus der deut­schen Vergangenheit muß ich sagen, daß auch unsere Großeltern sich erst­mal in den Wiederaufbau gestürzt haben, viel­leicht des­we­gen mit so gro­ßer Energie, weil sie vie­les lie­ber ver­ges­sen und hin­ter sich las­sen woll­ten. Es war unsere Elterngeneration, die 20 Jahre spä­ter, im Zusammenhang mit der Studentenbewegung, ange­fan­gen hat, Fragen zu stel­len und die alten Strukturen zu revo­lu­tio­nie­ren. Vielleicht kann man von der Täter/Opfer-Generation nicht mehr ver­lan­gen, als daß sie ein­fach ver­su­chen, wie­der auf­zu­bauen und ein mate­ri­ell gesi­cher­tes Leben zu füh­ren und man sollte sie nach Kräften darin unter­stüt­zen, so wie man uns damals unter­stützt hat. Doch im Gegensatz dazu ist die Unterstützung in Nord-Uganda sehr spär­lich. Ob wohl hier die nächste Generation sich den Luxus leis­ten kann, ihre Eltern zur Rede zu stel­len und die Strukturen infrage zu stel­len? Konnten wir das nicht nur, weil wir uns einen mate­ri­el­len und damit auch geis­ti­gen Freiraum schaf­fen konn­ten?

Betrachtungen zum Glück mit den Returnees

In Gulu wollte ich den ehe­ma­li­gen Kindersoldaten oder Returnees in den von uns unter­stütz­ten Projekten Grüße aus Berlin über­mit­teln. Dafür hatte ich Kalender gemacht mit Bildern der GuluWalks in Gulu und Berlin. Wir fuh­ren auf einer löch­ri­gen Piste 2 Stunden raus aus Gulu, erst zu einer Schule, in wel­cher ca. 10 Returnees zwi­schen 15 und 25 Unterricht beka­men. Der Unterrichtsstil gefiel mir sehr gut. Der ältere, sehr ener­ge­ti­sche Mathematiklehrer schrieb eine Aufgabe an die Tafel wäh­rend ges­ten­rei­cher Erklärungen und ließ dann die Schüler, die auf Bänken ohne Schuluniform saßen, rech­nen. Er hatte sicht­lich Spaß dabei, setzte sich neben einen und schaute sich an, was er so rech­net, lachte und gab ihm Tips. Jedes ein­zelne Heft schaute er an und am Ende rech­nete er noch ein­mal mit allen gemein­sam an der Tafel. Dann wurde ich vor­ge­stellt. Ugandaner sind furcht­bar for­mell. Nachdem der Lehrer eine kleine Eröffnungsrede für den Besuch gehal­ten hatte, trug Richard noch ein­mal aus­führ­lich vor, wer ich sei, wozu ich hier sei etc. etc. Ich fügte mich die­sem Prozedere und dankte eben­falls aus­führ­lich für die Einladung. Ich erzählte, daß ich im nor­ma­len Leben Biologin wäre und an der Universität arbeite, daß ich schon lange Zeit mich für Frieden und Gewaltfreiheit enga­giere und dadurch, daß ich die Uganda Community in Berlin ken­nen­ge­lernt habe, mit­ge­macht habe bei der Organisation des GuluWalks. Ich erzählte davon und vor allem, daß viele deut­sche Kinder sich daran betei­lig­ten. Dann sagte ich, daß ich ihnen gerne eine Frage stel­len würde, die ihnen viel­leicht sehr pri­mi­tiv erschei­nen würde, was sie aber über­haupt nicht sei. Große Philosophen hät­ten sich dar­über den Kopf zer­bro­chen und mit Richard hätte ich auf dem gan­zen lan­gen Weg hier­her bereits dar­über debat­tiert. Es gäbe auch kein rich­tig oder falsch als Antwort, mich würde ein­fach nur inter­es­sie­ren, was sie dazu sagen könn­ten. Die Frage lau­tet: Was meint Ihr, braucht man, um Glück zu erlan­gen? Zögerlich und erst nach Aufmunterung durch den Lehrer, trau­ten sich einige etwas zu sagen: Gesundheit, Freunde, Ausbildung, „Dinge“. Ich fragte: Gibt es jemand, den Ihr für glück­lich hal­ten wür­det? Daraufhin sagte einer: Mr…. (der Lehrer). Ich schaute ihn an und er sagte: Ja, ich glaube, ich kann sagen, daß ich glück­lich bin. In ers­ter Linie, weil ich 61 Jahre alt bin und das ist sel­ten in Uganda. Dann, weil ich Familie habe, Kinder, die erwach­sen sind und alle die Schule besucht haben und jetzt gute Arbeit haben und weil ich Land habe, das ich bebaue. Ja, ich bin glück­lich. Ich war frü­her Lehrer, dann im Krieg war ich Soldat. Jetzt freue ich mich, daß ich wie­der unter­rich­ten kann.“

Als wir alle Stichpunkte zu Glück auf der Schultafel zusam­men­ge­tra­gen hat­ten, ver­suchte ich zu erklä­ren, warum die Menschen in dem Land, aus dem ich komme, zwar alles haben, was man sich mate­ri­ell vor­stel­len kann, alles was hier fehlt: Genug essen, Wohnungen, kos­ten­freie Ausbildung und Gesundheitsversorgung für alle, …, aber trotz­dem sind so viele nicht glück­lich. Es gibt hohe Suizidraten, eine stei­gende Zahl psy­chi­scher Erkrankungen, auch schon von Kindern. Wichtig sei zu sehen, daß man fürs Glück nicht nur die mate­ri­el­len Dinge braucht. Diese soll­ten die Basis sein und nie­mand auf die­ser Welt sollte sich dar­über Sorgen machen müs­sen, was er am nächs­ten Tag zu essen bekommt oder ob er einen Arzt bezah­len kann, wenn er krank wird. In unse­rer hoch­tech­no­lo­gi­schen Welt sei es eine Schande, daß so viele Menschen immer­noch so unsi­cher leben müs­sen und es hat vor allem mit einer schlech­ten Verteilung zu tun. Darüber hin­aus aber brau­chen wir andere Menschen, um glück­lich zu sein. Freunde, Familie, denen wir unser Herz aus­schüt­ten kön­nen, denen wir unsere Ideen erzäh­len kön­nen, mit denen wir uns strei­ten und ver­söh­nen kön­nen, die wir lie­ben und mit denen wir mit­füh­len. In Deutschland sind wir zu star­ken Individualisten gewor­den, denen es schwer fällt, Beziehungen ein­zu­ge­hen und die zwar hart arbei­ten kön­nen, die dann aber in ihrer schö­nen Wohnung mit Fernseher, Computer und Kühlschrank am Ende des Tages alleine sit­zen und trau­rig wer­den. Ich sagte ihnen, daß ich glaube, daß wir viel von­ein­an­der ler­nen kön­nen und am liebs­ten würde ich mich mit jedem Einzelnen noch aus­führ­lich unter­hal­ten. Aber lei­der müs­sen wir wei­ter. Aber ich hoffe, ein­mal mit mehr Zeit wie­der­zu­kom­men. Nach die­ser Ansprache wirk­ten die Schüler etwas auf­ge­lo­cker­ter und wir mach­ten das obli­ga­to­ri­sche Fotoshooting und los ging es zum nächs­ten Training.

Dort über­rasch­ten wir ein paar Mädchen, die auf ural­ten Singer Nähmaschinen Papierschnitte zusam­men­näh­ten. Die alten Nähmaschinen hät­ten den Vorteil, daß man dafür kei­nen Strom benö­tige, den es bei die­sen Gebäuden ohne­hin nicht gäbe und in Gulu City wird momen­tan jeden zwei­ten Tag nur der Strom ange­schal­tet, um zu spa­ren. Durch mei­nen Kopf huschte natür­lich der Gedanke, man müsse hier ein­fach ein paar Solarzellen anbrin­gen und Strom wäre kein Thema mehr. Es wäre eine so sau­bere und dezen­trale Lösung, aber natür­lich fehlt das Geld, wenn schon Schulgebühren ein unüber­wind­li­ches Problem dar­stel­len. Wieder das­selbe Problem: wie kann man etwas zukunfts­träch­ti­ges auf­bauen, wenn man gerade schafft, von Tag zu Tag zu über­le­ben? Nun gut, so also Nähen nach der archai­schen Methode, dau­ert zwar viel län­ger, aber ist weni­ger stö­rungs­an­fäl­lig. Die Jungs haben ein paar Mauern auf­ge­baut und Nelson Mandela beklagt sich, sie hät­ten nicht genug Werkzeug, um alle gleich­zei­tig zu arbei­ten. Er hoffe auch, daß er nach der Ausbildung ein Startpaket bekommt, damit er seine Baufirma eröff­nen kann. Später sagt mir Richard ein wenig ärger­lich, daß es die typi­sche Haltung sei, nicht zufrie­den zu sein, bereits viel bekom­men zu haben, aber immer­noch nach mehr zu ver­lan­gen. Sie hät­ten die Erfahrung gemacht, daß wenn sie den Jungs Werkzeuge geben nach der Ausbildung, sie die­ses oft nur ver­kau­fen wür­den und genauso schlecht dran wären wie vor dem Training. Es sei ein gro­ßes Problem, daß die Menschen, die erst in den letz­ten zwei Jahren aus den Flüchtlings-Camps zurück­ge­kom­men seien – oft erst nach Jahrzehnten – ver­lernt hät­ten, Land zu bestel­len und auf sich allein ange­wie­sen zu sein, keine Zukunftsplanung machen könn­ten. Viele ver­kau­fen ihr Land, um schnell an Geld zu kom­men, wel­ches sie dann für sinn­lose Dinge aus­ge­ben, obwohl sie damit ihre ein­zige Lebensgrundlage ver­lie­ren. Ich hatte Nelson geant­wor­tet, daß ich ver­stehe, daß vie­les fehlt, daß ich aber auch gelernt habe in den Projekten, die ich bis­her gemacht habe, daß es falsch ist, alles ohne Gegenleistung zur Verfügung zu stel­len. Zuerst, weil es dann nicht wert­ge­schätzt wird und man damit schlecht umgeht und zum ande­ren, weil er sich selbst auch mehr schät­zen lernt, wenn er es sich durch eigene Kraft erar­bei­tet hat. Es ist viel­leicht das wich­tigste für sie zu ler­nen, daß sie aus eige­ner Kraft etwas auf­bauen kön­nen und nicht war­ten müs­sen, daß jemand kommt und es ihnen gibt. Ich hoffte mal ein­fach, daß er das irgend­wie oder irgend­wann ver­ste­hen würde, auch wenn er jetzt wahr­schein­lich dachte, die Europäer seien doch ganz schön gei­zig. Ich spürte bei mei­ner Antwort ganz deut­lich, daß ich über­haupt keine Lust hatte, ihm irgend­wie tak­tisch zu ant­wor­ten oder ihm aus­zu­wei­chen (was ich frü­her viel­leicht gemacht hätte), son­dern ihm ganz ernst­haft meine Gedanken mit­zu­tei­len. Ich fand, daß er eine ehr­li­che Antwort auf seine Frage ver­dient hatte. Nach sol­chen Unterhaltungen und ganz förm­li­chen Ansprachen wie vor­her und mei­ner Frage nach dem Glück, fühlte ich hier, daß die Jungs und Mädels ganz gelöst waren und keine allzu große Scheu mehr vor mir hat­ten. Die junge Mutter drückte mir fürs Fotoshooting ihren zwei­mo­na­ti­gen Säugling in den Arm, was ich als eine hohe Ehre ansah.

Katanga

Ich kam zurück nach Kampala. Arthur quar­tierte mich in Katanga ein. Das ist ein Stadtteil, der zwi­schen Mulago Hospital und Makerere Universität liegt, in einer Senke, die ursprüng­lich ein­mal Sumpfland war, die jetzt von den Ärms­ten der Stadt besie­delt ist, die dort ihre dürf­ti­gen Hütten bauen. Das Krankenhaus und die Universität erhe­ben Ansprüche auf das Gelände und auch die Regierung möchte den Slum gerne geräumt haben, was wohl frü­her oder spä­ter auch pas­sie­ren wird. Die Frage ist dann: wohin mit den Menschen? Jedenfalls wurde bereits, um das Wohnen dort unan­ge­neh­mer zu gestal­ten, der Grabenabfluss blo­ckiert, so daß der Slum nun regel­mä­ßig zur Regenzeit unter Wasser steht. Die Menschen dort gehen allen mög­li­chen Geschäften nach. Zum Beispiel bren­nen sie Backsteine oder sie suchen im Müll nach Plastikflaschen oder Altmetall, das sie ver­kau­fen kön­nen. Ich lernte Aisha ken­nen, die Wäsche für die Studenten wäscht und im Studentenwohnheim die Böden wischt. Weil sie das in der ein­zi­gen, im Dorf als anstän­dig akzep­tier­ten gebück­ten Haltung tut, hat sie mitt­ler­weile starke Brust- und Rückenprobleme und hofft nur noch, daß sie lange genug lebt, um ihren fünf Kindern eine Schulbildung zu finan­zie­ren. Mary kommt aus einem Dorf in Nord-Uganda, aus dem sie von der Familie ihres Mannes ver­trie­ben wurde, als die­ser von Rebellen getö­tet wurde, weil sie von einem ande­ren Stamm ist als er. Mit drei Kindern lebte sie erst in Kampala auf der Strasse bis jemand sie im Slum auf­nahm. Ihr ältes­ter Sohn Odongo hat ein Auge ver­lo­ren und bet­telt. Da er mit sei­nem feh­len­den Auge viel erwirt­schaf­tet für die Familie, hat er keine Zeit, zur Schule zu gehen. Trotz des­sen, daß er ein lie­be­vol­les Verhältnis zu sei­ner Mutter und sei­nen Geschwistern hat, fasste er mehr und mehr bei den Straßenkindern Fuß, die häu­fig von zuhause abge­hauen sind und von denen viele schnüf­feln. Eines Tages bat er Arthur, ihm irgend­wie zu hel­fen, denn er wolle weg von der Straße und wie­der zur Schule gehen.

Arthur macht unglaub­li­che Projekte hier mit einer ech­ten Vision, anders kann ich es nicht bezeich­nen. Vor drei Jahren hat er ange­fan­gen, Kinder im Slum zu foto­gra­fie­ren und zu inter­viewen. Dafür hat er sich hier ein­quar­tiert, um sie bes­ser ken­nen­zu­ler­nen und ihr Vertrauen zu gewin­nen. Er wollte eine Ausstellung dazu machen, aber das wurde ihm unter­sagt. Daher orga­ni­sierte er pri­vat auf dem Dach eines nahe gele­ge­nen Hauses eine Ausstellung mit den Bildern und Geschichten auf Stoffe gedruckt und an Wäscheleinen gehan­gen, wozu er die Bewohner von Katanga ein­lud. Als Antwort auf den zuneh­men­den Alkohol- und Drogenkonsum, fing er an, Tee Partys mit den Slumbewohnern zu orga­ni­sie­ren. Tee ist ein tra­di­tio­nel­les Getränk in Uganda und sowohl die Zubereitung als auch das gemein­same Trinken sind ritua­li­siert. Den Frauen und Kindern und Männern tut es gut, daß sie bei Feuerschein am Abend zusam­men­sit­zen kön­nen, wie es viel­leicht frü­her ein­mal im Dorf gewe­sen ist. Sie füh­len die Anerkennung und daß auch ihnen ein Platz in die­ser Welt gebührt und sie kön­nen Freude emp­fin­den, ohne groß­ar­ti­gen mate­ri­el­len Aufwand oder bewusst­seins­ver­än­dernde Drogen. Aber Arthurs Ideen gehen weit über Katanga hin­aus. Letztes Jahr ist er in die Sahara gegan­gen, um dort eine Dokumentation zu dre­hen. Auch dort ist er über­ra­schend auf den Tee als gemein­schaft­li­ches Ritual getrof­fen. Danach ist er nach Europa und trotz­des­sen, daß er das erste Mal dort war, hat er ohne Scheu direkt ange­fan­gen, ein Projekt nach dem ande­ren zu ent­wi­ckeln, die alle eine mys­ti­sche, eine menschenliebende-menschenverbindende und eine künst­le­ri­sche Komponente haben. Ein Beispiel: Den Tee möchte er nun an die Kurfürstenstraße – der bekann­ten Drogen- und Prostituiertenszenenmeile in Berlin – brin­gen. In die­sem Projekt „TEAthmosphere“, das er zusam­men mit der Galerie Listros plant, soll u.a. auch eine Tee Party auf der Straße mit den Prostituierten und Junkies und allen ande­ren etc. statt­fin­den. Er hat dafür mit vie­len gere­det und sie gebe­ten, Tee aus­zu­schen­ken, was den Dealern und Prostituierten eine neue Erfahrung des Gebens berei­ten könnte. Ich war von die­sen Erzählungen bereits sehr fas­zi­niert, aller­dings noch mehr, nach­dem Arthur mir seine bis­he­rige Lebensgeschichte erzählte, die ich hier nicht ein­fach so aus­plau­dern kann. Nur so weit: er hat es tat­säch­lich aus dem nichts und gegen tau­send wid­rige Umstände geschafft, in einem Land, in dem die krea­tive Kunst eher abge­wer­tet ist (als Kunst wird hier nor­ma­ler­weise das Schnitzen von Masken für Touristen ange­se­hen), eine sol­che innere Kraft und Inspiration zu ent­wi­ckeln, die ihn jetzt über­all hin­bringt und mit den tolls­ten Menschen zusam­men­führt. Für mich ist er das Beispiel über­haupt, daß es Dich zu unge­ahn­ten Gefilden bringt, wenn Du nur auf Deine innere Stimme hörst.

Den letz­ten Abend ver­brach­ten wir auf dem Flachdach in Katanga. Mein Flug ging erst mit­ten in der Nacht. Wir rede­ten bis Rodger ein­ge­schla­fen war und als ich eben­falls kaum noch Worte her­vor­brachte, rollte ich mich auch zusam­men. Arthur hatte sein Laptop vor sich, der blaue Schein erleuch­tete sein Gesicht. Der weite Himmel war rot­schwarz von der Dämmerung oder dem Schein der Stadt und der Mond wurde von Wolken umrahmt. Die Geräusche der Straße waren gedämpft und in die Wärme vom Beton mischte sich das Zirpen von irgend­ei­ner extrem lau­ten ugan­da­ni­schen Grillenart. Ich war sel­ten so ent­spannt.

Was also habe ich gelernt über das Glück?

Getroffen habe ich den nihi­lis­ti­schen Materialisten genauso wie sehr reli­giöse Menschen. Unterhalten habe ich mich über das Materielle und Menschenrechte als abso­lute Grundlage, über Herausforderungen, die man braucht, über zu viele Pflichten, die einen unfrei machen, über tiefe spi­ri­tu­elle Empfindungen, über Gefühle für andere – Liebe, Hingabe, Mitgefühl – die jeder nötig hat, Gemeinschaft, mit Menschen lachen, dis­ku­tie­ren, strei­ten… Aber vor allem haben mich die­je­ni­gen beein­druckt, die einen tie­fen Kontakt zu sich selbst haben und bei denen ich spürte, daß sie in jedem Moment das Wahrhaftige und Schöne und Gute anstre­ben. Bei ihnen ver­viel­fäl­tigt sich das Glück und strahlt in ihre Umgebung aus und sie kön­nen durch nichts auf­ge­hal­ten wer­den. Von ihnen habe ich am meis­ten gelernt.


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