Wie soll man nach Auschwitz überhaupt noch Gedichte schreiben? Wie andere Künstler, die das Inferno des Zweiten Weltkriegs überlebt haben, stellte sich Tadeusz Różewicz nach Kriegsende diese Frage. «Antipoesie» lautete die Antwort. «Grund und Antrieb für meine Dichtung ist auch der Hass gegen die Poesie», erläuterte er seinen Ansatz. Er rebelliere dagegen, dass sie das «Ende der Welt» überlebt habe, «als wäre nichts geschehen». Er habe «Poesie für Entsetzte» geschaffen, schrieb Różewicz, der am 9. Oktober 90 Jahre alt wird. Die Kritiker tauften seinen Stil «Geflüster, zum Schrei geworden» und «Poetik der gewürgten Gurgel».
Nach dem Tod von Zbigniew Herbert und Czesław Miłosz gilt Różewicz in seinem Heimatland – neben Literaturnobelpreisträgerin Wisława Szymborska – als bedeutendster zeitgenössischer Lyriker und Dramatiker. Er ist zugleich einer der meistübersetzten Autoren Polens im deutschsprachigen Raum. / europe online