Es gibt Ansätze von Verhaltensregeln für Läufer, die in einem Knigge bereits zusammengefasst wurden. Das sind Regeln, die ein Miteinander unter Läufern und die Kommunikation vereinfachen. Es gibt aber auch (bisher) ungeschriebene Gebote, die ein echter Läufer zu befolgen hat. Wird eines dieser Gebote nämlich missachtet, so wird dieser Läufer von Mutter Natur mit mehrmonatiger Leistungsstagnation oder im schlimmsten Fall sogar mit Leistungsverlust bestraft. Das könnte vielleicht eine Erklärung für so manches Scheitern sein. Naturgesetzte kennen nämlich keine Gnade für die Wade!
Du sollst den Trainingsplan erfüllen!
Es gibt für Läufer nur wenige Pflichten, die er gewissenhaft zu erfüllen hat. Die Erfüllung des Trainingsplans ist jedoch die wichtigste von allen. Die hochkomplexe Wissenschaft war über Jahrzehnte damit beschäftigt, dir die besten Trainingsinhalte vorzugeben, damit du mit wenig Zeit, das Beste aus deinem Körper rausholen kannst. Der Trainingsplan ist die Bibel des Läufers, dessen Inhalt nicht hinterfragt, sondern nur erfüllt wird.
Du sollst deinen Trainer huldigen!
Dein Trainer ist dein Gott mit der Stoppuhr! Verehre und respektiere ihn, liefere ihm deine Trainingsdaten rechtzeitig ab. Er ist der Mensch, der deine Leistung besser kennt als du selbst. Er ist der Motivator in deinen Trainingstiefs, der dir den nötigen Tritt in den Hintern gibt und dich bremst, wenn er es für nötig hält. Glaube ihn und verscherze es dir nicht mit ihm – er ist derjenige, der dich ins Ziel bring.
Du sollst dich mit ausreichen Equipment ausstatten!
Ein Läufer braucht mehr als ein Paar Laufschuhe! Nicht dass dadurch die Leistung verbessert werden würde. Nein, damit das Training mehr Spaß macht. Trainings-, Trail-, Natura- oder Wettkampfschuhe gehören zu jeder Läuferausstattung dazu. Weiters von großer Bedeutung:- hochwertige Pulsuhren mit GPS und Navigation, die man nicht versteht, aber an Läufers Handgelenk gut aussehen
- Getränkerucksäcke, die nur wenige tatsächlich brauchen, aber den Status eines Läufers beachtlich heben
- Kompressionsstrümpfe, die zwar unangenehm zu tragen sind, aber Läufer schnell aussehen lassen
- Sportgetränke, die niemand freiwillig trinken würde, aber Läufer sind nun mal Sportler und das gehört dazu
- Nahrungsergänzungen, die zwar nichts bringen, aber ein gutes Gefühl geben und eine Leistungssteigerung wenigstens erhoffen lassen
Du sollst deinen Laufschuhverkäufer ehren!
Dein Laufschuhverkäufer ist dein bester Freund! Er versorgt dich nicht nur mit den idealen Laufschuhen, sondern auch mit allen anderen oben erwähnten (un)nötigen Ausrüstungsgegenständen. Er weiß genau, welcher Laufschuh für deine Füße die richtigen sind und findet das passende Laufshirt dazu. Verscherze dich nie mit deinem Laufschuhverkäufer und besuche ihn regelmäßig. Eine monatliche Visite ist das Mindestmaß an Ehrerbietung.
Du sollst dich eines Läufers angemessen kleiden!
Laufschuhe, Laufsocken (über die Knöchel), Laufhose (egal ob eng oder weit, jedoch nicht mehrere übereinander) und Laufshirt – das ist die Grund- und Mindestausstattung eines Läufers. Fehlt eines dieser Teile, wir dieser Person der Status des Läufers aberkannt und darf sich nur noch als "Jogger" bezeichnen. Zusätzliche Bekleidungsstücke wie Mützen, Kappen, Handschuhe, Jacken oder Rucksäcke werden je nach Bedarf und äußeren Bedingungen geduldet.
Du sollst dich eines Läufers angemessen ausdrücken!
Ein Läufer soll wissen, wovon er redet, wenn er vom Laufen redet. Fachausdrücke wie Pace (werden immer in min/km angegeben), Trainingsumfang (in Stunden oder Kilometer pro Woche), Carboloading, Überpronation, Übertraining Long Jog, Maximalpuls oder Laktatschwelle dürfen nur im richtigen Zusammenhang und Kontext verwendet werden. Bevor ein Läufer diese Begriffe verwendet, sollte die Fachliteratur ausführlich studiert und mit Freunden geübt werden.
Du sollst deine Leistung nicht herabwürdigen!
Echte Läufer laufen nicht, um zu gewinnen, sondern um seine eigene Bestzeiten zu verbessern. Egal, ob ein Läufer im Mittelfeld landet oder als Letzter ins Ziel kommt. Sobald er eine für sich vergleichbare gute Leistung erbracht hat, darf er sich freuen und muss es seinem laufenden Umfeld wissen lassen! Und wenn die Leistung einmal nicht den Erwartungen entspricht, oder wenn man keine Wettkämpfe läuft, dann soll sich der Läufer dennoch erkennbar zeigen und es seinen Mitmenschen wissen lassen. Denn Läufer
- sind einfach gut
- haben einen knackigen Hintern
- sehen toll aus
- haben besseren Sex
- haben mehr Spaß im Leben
- sind geselliger
- können genießen
- brauchen keinen Diätplan
Du sollst Laktat produzieren!
Läufer sollen ab und zu ihre Komfortzone verlassen und sich auch richtig anstrengen. Echte Läufer kennen deshalb auch das Gefühl nur zu gut, wenn Laktat ins Blut strömt. Ohne diese (regelmäßige) Erfahrung fehlen dem Läufer wichtige Lektionen des Laufens. Intervalltraining, intensive Dauerläufe oder kurze Wettkämpfe gehören deshalb zum Alltag des Läufers.
Du sollst Gewichte heben!
Ein Läufer läuft nicht nur, sondern ist in seinem Training vielseitig, auch wenn es ihm keinen Spaß macht. Die Pflicht eines echten Läufers sind deshalb auch das regelmäßige Krafttraining, das Dehnen, die Muskelhygiene wie die Massage(rolle), Sauna und das Achten auf nötige Schlafdauer. Erst bei Erfüllung dieser Pflicht macht das Laufen einerseits mehr Spaß, aber auch die Leistung wird dementsprechend besser sein. Da muss der Läufer durch!
Du sollst nicht jammern!
Training macht nicht immer Spaß! Intervalltraining oder ein intensives Krafttraining tut dem Läufer weh! Ein Lauf bei Regen, Kälte, Wind oder Schnee macht wenig Spaß! Ein Lauf spätabends nach der Arbeit erfordert sehr viel Motivation. Das ist aber kein Grund, seine Mitläufer vollzusudern – zumindest nicht davor und währenddessen. Läufer sollen das Trainingssoll stillschweigend erfüllen und erst im Nachhinein darüber sprechen oder auch klagen. Meist wird man danach aber über heldenhafte Taten sprechen und niemals jammern.