Nun sind schon 6 Wochen seit der Geburt vergangen und unser Wochenbett neigt sich dem Ende zu bzw. endet (je nachdem ob man von 6 oder 8 Wochen ausgeht). Dies wird somit auch der letzte wöchentliche Bericht sein, da sich momentan nicht mehr soo viel ändert und sich vieles langsam einspielt und hier wieder ein wenig Routine einkehrt. Und langweilen möchte ich dich nicht, dafür gibt es einfach viel zu viele Themen, über die ich in nächster Zeit unbedingt schreiben möchte 😉
Viel Geschrei und wenig was man tun kann
Anfang der Woche war der Babyjunge ein paar Tage echt gut drauf, was uns wieder etwas Kraft gegeben hat. Zur Mitte hin hatte er jedoch einige Tage wieder sehr starke Verdauungsprobleme. Dabei schreit er dann teilweise so schrill und laut, dass ich völlig wahnsinnig werde. Zum Glück habe ich Finn, der dann die Ruhe bewahrt und trotzdem fühle ich mich natürlich total schlecht, weil ich meinem Baby in dem Moment nicht helfen und nicht einmal wirklich für es da sein kann.
Momentan probieren wir, ob die Probleme vielleicht daher rühren, dass der Babyjunge Kuhmilchproteine nicht verträgt, weil wir das Gefühl haben, dass es an den Tagen sehr schlimm war, an denen ich Milch getrunken habe. Ich verzichte nun schon einige Tage auf diese und alle Milchprodukte und seit dem war es tatsächlich deutlich besser. Mich würde es wirklich freuen, wenn das die Ursache wäre, da ich dann wenigstens etwas tun kann um ihm zu helfen. Und für ein paar Monate auf Milch etc. zu verzichten, ist ja wirklich nicht das Problem (zumindest für mich).
Mamas Rolle - Papas Rolle
In dieser Woche hatten wir hier einige Gespräche darüber, welche Rolle wir als Mama und Papa für das Baby einnehmen. Für Finn ist es manchmal schwieriger mit dem Baby, da er ein grundlegendes Bedürfnis nicht erfüllen kann, weil er natürlich nicht stillen kann. Klar, er könnte das Fläschchen geben, aber selbst mit der abgepumpten Muttermilch dauert das ganze Zubereiten deutlich länger, als wenn ich einfach die Brust gebe.
Trotzdem finden wir es beide unheimlich wichtig, dass sowohl Mama als auch Papa sich um das Baby kümmern und eine emotionale Bindung aufbauen. In unseren Gesprächen ist uns dann aufgefallen, dass es irgendwie unbewusst schon so ist, dass ich mehr für das Baby zuständig bin als Finn (eben wegen des Stillens) und das wirkt sich natürlich stark auf unseren Alltag aus. In Zukunft wollen wir versuchen das etwas auszugleichen, indem Finn mehr Zeit mit dem Baby verbringt und vielleicht auch öfter mal ein Fläschchen gibt, damit ich in der Zeit wirklich „Baby-frei" habe.
Auch mit meiner Mama haben wir über dieses Thema gesprochen, da sie oft Dinge sagt wie „Das Baby braucht nunmal am Anfang vor allem die Mama." Grundlegend hat sie natürlich Recht, wir wollen nur gerne „Das Baby braucht am Anfang vor allem Mama und Papa." daraus machen. Zum Glück ist meine Mama wirklich super und hat selber dann noch lange darüber und auch über ihre und Papas Rolle damals als wir klein waren nachgedacht und meinte am nächsten Tag, dass sie das vollkommen versteht.
Mama-Allein-Zeit
Unglaublich aber wahr: Seit 6 Wochen habe ich Ende dieser Woche zum ersten Mal seit der Geburt allein das Haus verlassen. Ich war mit Aki eine kleine Runde spazieren und Finn hat in der Zeit auf den Babyjungen aufgepasst (als Teil unseres Plans dass der Papa mehr Zeit allein mit dem Babyjungen verbringt). Davor habe ich sicherheitshalber ausgiebig gestillt und für den Notfall haben wir ja die Muttermilch im Kühlschrank und Tiefkühler und so konnte ich 45 Minuten spazieren gehen ohne mir Sorgen machen zu müssen. Und das hat sooo gut getan!
Ich habe mir Musik angemacht und bin mit unserem Hund durch den Wald gegangen und habe einfach mal an nichts gedacht. Habe die kalte Luft und die Sonne genossen. Und Aki fand es anscheinend auch toll, dass ich mal wieder alleine mit ihm unterwegs war, er war super aufmerksam und hat ständig nach mir geguckt 🙂
Das tollste war aber tatsächlich das nach Hause kommen: Ich habe mich so auf mein Baby gefreut und spürte so deutlich wie sehr ich den Kleinen liebe. Wenn man nur damit beschäftigt ist das Baby zufrieden zu stellen, dann ist da manchmal irgendwie kein Platz um diese Gefühle richtig wahrzunehmen und es war einfach toll, das mal wieder so deutlich zu spüren.
Hello Alltag, schön dich wieder zu haben!
Mittlerweile gibt es hier auch wieder so etwas wie einen Alltag. Natürlich sieht der komplett anders aus als vor dem Baby aber ich bin ein Mensch der Routinen braucht und ich merke auch, dass das dem Baby gut tut. So haben wir jetzt feste Zeiten wann wir mit dem Hunde gehen, wann wir Essen machen und wann wir ins Bett gehen. Außerdem haben wir Zeiten wann ich für das Baby zuständig bin und Finn ein bisschen arbeiten kann und umgekehrt.
Klar klappt das nicht immer alles (vor allem das mit dem Arbeiten klappt momentan für mich noch eher selten) aber es ist ein Anfang. Und ich fühle mich deutlich besser damit.
Insgesamt hat sich die Situation hier also deutlich beruhigt. Klar ist das Leben immer noch anstrengend. Manchmal unglaublich anstrengend. Oft kann ich abends nicht mehr und bin sehr froh wenn ein Tag vorbei ist. Manchmal habe ich Angst vor der Nacht weil ich so kaputt bin und weiß, dass ich nicht einfach durchschlafen kann und eventuell sogar ein paar Stunden lang ein schreiendes Baby beruhigen muss. Manchmal langweile ich mich, wenn das Baby auf mir schläft und ich weiß, dass ich mich nicht bewegen darf, wenn ich die Ruhe bewahren will.Aber alles in allem ist es viel besser als vor ein paar Wochen. Viel besser als ich erwartet hätte in der kurzen Zeit. Und darum ist meine Botschaft an alle, die ebenso verzweifelt sind wie ich, an alle, die denken, dass sie es nicht schaffen, die das Gefühl haben, dass es zu viel ist und sie völlig überfordert sind: Gib nicht auf! Hang in there! Es wird besser!
Deine
Nele