Herrlich – Höher – Härter.
Das war das Motto des Trail Marathons in Heidelberg. Und alles stimmt. Herrlich war die Strecke. Hoch ging es über 3 Gipfel, insgesamt 1500 Höhenmeter und hart war es auch. Am Mittwoch abend konnte ich endlich wieder vernünftig Treppen hoch und runter gehen.
Morgens nach ordentlich Toast und Honig machte ich mich zum Glück rechtzeitig auf nach Heidelberg. Die Parkplatzsuche gestaltete sich leider etwas schwerer. So hatte ich etwa 1.5 Kilometer bis zur Startunterlagenausgabe. 1 Stunde vor dem Start war ich dann eigentlich bereit, nur blöd, dass meine Schuhe noch im Auto lagen. Eigentlich laufe ich mich vor so langen Wettkämpfen nicht warm, aber da blieb mir nichts anderes übrig. Zurück zum Auto und Schuhe holen. Trotzdem stand ich rechtzeitig und ziemlich entspannt am Start. Zusammen mit den beiden Topfavoriten Timo Zeiler und Marco Sturm, sowie Marcus Biehl, der 2011 mit mir bei der UltraTrail WM in Irland war. Als es endlich los ging, fühlten sich meine Beine wunderbar an. Was aber vorne abging, war mir doch eine Nummer zu schnell. Die besten Staffeln (2er und 5er) so wie Timo und Marco liefen ein Höllentempo an. Mein Garmin piepste nach einem Kilometer schon nach 3:30 min und ich hatte schon einiges an Rückstand. Dort vorne mit zu gehen wäre Selbstmord gewesen. So suchte ich von Anfang an mein eigenes Tempo. Nach 3 Kilometern war das Einrollen zu Ende und der erste Anstieg stand an. Dort wartete zum ersten Mal mein Fanblock, der mich ordentlich anfeuerte. Um mich herum einige Staffeln und Marcus Biehl. Unser Tempo passte ganz gut zusammen und so liefen wir lange Zeit gemeinsam. Nach einem kurzen Blick hinunter nach Heidelberg ging es weiter hinauf Richtung Thingstätte, die mit ihren 178 Stufen einen ersten Test lieferten. Danach ging es bis km 12 eher wellig dahin. Wenn es bergauf ging hatte ich leichte Vorteile gegenüber Marcus, wenn es bergab ging war er mit seinen langen Beinen sofort wieder da. Es ging weiter Richtung “weißer Stein”, dem zweithöchsten Punkt der Strecke, bis km 17 hauptsächlich bergauf. Mittlerweile hatten wir mehrfach den Hinweis bekommen, wir würden auf Platz 5 und 6 laufen. Wir hatten aber keinen Überblick, ob sich das nur auf die Marathonläufer bezog oder auch die Staffeln mitgezählt wurden. So etwa 5 min auf die Spitze sollten wir haben. Bei Kilometer 20 standen dann wieder Simone, Ida und Isabel und die Infos wurden etwas genauer. 3 und 4. Platz, 4:30 min nach vorne und 1:30 min auf den Zweiten. Danach konnten wir richtig Gas geben, denn es ging 10 km tendenziell bergab. Unseren Kilometerschnitt der bis dahin bei 4:26min lag, drückten wir bis km 28 auf 4:07min. Marcus meinte, hoffentlich bricht vorne noch jemand ein, dass wir zusammen aufs Podest kommen. Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass ich derjenige sein würde, der hier nicht auf das Podest kommt. Ich hatte jetzt immer wieder Probleme an Marcus dran zu bleiben. Schlagartig besser ging es mir dann ab Kilometer 30, als es wieder bergauf ging. Stück für Stück konnte ich von Marcus weglaufen und bereitete mich mental so langsam auf die Himmelsleiter vor, über 180 Höhenmeter innerhalb eines Kilometers, Stufen ohne Ende. Nach den ersten 40 Stufen ging es nochmal auf einen normalen Waldweg in einer Serpentine nach oben. Mir wären fast die Beine geplatzt und ich dachte gleich werde ich von hinten überrollt. Aber das ging hier wohl nicht nur mir so. Kurz danach ging es dann richtig los mit den Treppenstufen. Tief nach vorne gebeugt, mit den Händen auf den Oberschenkeln aufgestützt versuchte ich das Tempo irgendwie hoch zu halten, das heißt schnell zu gehen. An joggen war hier nicht zu denken. Von oben hörte ich immer wieder Anfeuerungen: “Timo, auf gehts. Du schaffst das. Timo! Timo!” Ich schaute nach oben. Ist das dort wirklich Timo Zeiler, der 5 fache Deutsche Berglaufmeister? Scheinbar. Sowas setzt natürlich nochmal Kräfte frei. Recht schnell bin ich dort, vorbei ist etwas schwierig auf der engen Treppe. Timo ist fertig, das sieht man, der Weg zum Podest ist für mich frei. Irgendwann bin ich oben. 10:58min, ich glaube mein langsamster Wettkampfkilometer aller Zeiten. Als Überraschung hat der Veranstalter auf dem Königsstuhl ordentlich Schnee über den ganzen Weg verteilt. Danach geht es ja “nur” noch 6 Kilometer runter nach Heidelberg. Von 568 Metern auf 112 Meter runter. Über eine technisch anspruchsvollen Trail, mit großen rutschigen Steinen. Wer das mit müden Beinen und Verfolgern im Nacken schon mal gemacht hat, weiß warum das “nur” in Anführungszeichen steht. Die Waden waren kurz vor dem explodieren, bei jedem Schritt musste ich mich voll konzentrieren, trotzdem kam ich mehrmals ins Rutschen. Ich war froh. als der Schlossgarten endlich erreicht war. Aber hier war es nicht viel besser. Zum größten Teil war es hier feuchter Asphalt und Kopfsteinpflaster mit vielen engen Kurven. Meine grobstolligen Trailschuhe, die mich super durch den Wald gebracht hatten, waren da überfordert. Fast wäre ich hier dann, völlig kraftlos, noch ein paar mal gestürzt. Auf einer kurzen Schleife konnte ich immerhin sehen, das ich auf Marcus fast eine Minute hatte und sonst niemand in Sichtweite lag. Ok, es sollte also Platz 2 werden. Den letzten Kilometer durch die Altstadt versuchte ich dann zu genießen, aber die Fußgängerzone zog sich immer länger, zum Glück waren hier ordentlich Zuschauer unterwegs. Dann endlich die letzte Kurve, ich freu mich einfach nur noch. Ein Sieg war gegen Marco Sturm nicht drin, er war einfach eine Klasse besser. Aber mein Ziel Podestplatz und eine Zeit unter 3:10 Std hab ich geschafft. 3:05:16 Std. auf dieser Strecke sicher eine ordentliche Leistung, ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden. Und wo ist mein Fanclub bei meinem Zieleinlauf? Eisessen. :-) Naja, sie haben mich ja dafür unterwegs dreimal kräftig unterstützt.