1 Berg, 3 Männer, 4 Tage - Zugspitzbesteigung mit Abenteuern

Erstellt am 13. September 2010 von Sebgerth

Nach lan­gem Vor­ha­ben haben sich Mat­thias, Tors­ten und ich auf den Weg zum höchs­ten Gip­fel Deutsch­lands gemacht. Der Auf- und Abstieg sollte 3 Tage dau­ern und es galt,  einige „Aben­teuer“ zu über­ste­hen. Aber wir waren erfolgreich!

Die erste Hürde wurde mir bereits am Hei­mat­bahn­hof in Leip­zig gestellt, als der Zug nicht kam, wel­cher mich nach Saal­feld und von dort aus über Mün­chen nach Garmisch-Partenkirchen brin­gen sollte. Nach ver­such­ter „Auf­hol­jagd“ habe ich meine Züge zwar noch gese­hen, aber lei­der nicht erreicht. Das Unter­neh­men „Zug­spitz­be­stei­gung“ musste also mit zwei­stün­di­ger Ver­spä­tung starten.

Wir tra­fen uns auf dem Münch­ner Haupt­bahn­hof, jeder mit guter Laune und ca. 25kg Gepäck - Essens­vor­räte, Klei­dung, Zelte, Wan­der­aus­rüs­tung. Nicht zu ver­ges­sen: Die Nikon D90. Oft ein Segen, aber gerade gegen Ende der Wan­de­rung habe ich mir oft gewünscht, sie möge doch bitte etwas leich­ter sein

Das Olympia-Ski-Sprung-Stadion

Wir wähl­ten für den Hin- und Rück­weg die Route von Süden durch das Reintal über die Knor­rhütte zum Gip­fel. Am ers­ten Tag woll­ten wir bereits einige Kilo­me­ter zurück­le­gen. Und so kamen wir  nach der Besich­ti­gung des Olympia-Ski-Sprung-Stadions in Garmisch-Partenkirchen gut voran, auch wenn uns die Brem­sen mit­un­ter ziem­lich zusetz­ten. Nach einer kur­zen Pause schlu­gen wir unser Nacht­la­ger in der Nähe der Part­nach auf, einem klei­nen Fluss, der sich durch das Reintal und anschlie­ßend durch den Spitz- und Scha­chen­wald erstreckt.

Die Bock­hütte

Am zwei­ten Tag war die Durch­que­rung des Reintals und der Auf­stieg auf min­des­tens 2000m das Ziel. Kurz bevor wir in das Tal ein­bie­gen konn­ten, kos­tete uns eine Fehl­in­ter­pre­ta­tion von Karte und Schil­dern gut 2 Stun­den Zeit und eine Menge an Kraft, da wir bereits ca. 300 unnö­tige Höhen­me­ter über­wun­den hat­ten, bevor wir unse­ren Irr­tum bemerk­ten. Nach dem Abstieg schlu­gen wir jedoch die rich­tige Route ein und konn­ten gemüt­lich am Fluss ent­lang bis zur ers­ten Pause an der Bock­hütte lau­fen. Die zweite Rast - und das begehrte warme Mit­tag­es­sen - erwar­tete uns ca. 2 wei­tere Stun­den spä­ter an der Reintal­an­ger­hütte. Gut gestärkt nah­men wir anschlie­ßend den knapp 700m-Aufstieg in Angriff und erreich­ten kurz vor Ein­bruch der Dun­kel­heit die Knor­rhütte auf 2051m. Nach einem küh­len Bier in war­mer Stube such­ten wir die vom freund­li­chen Wirt beschrie­bene Stelle, an der wir unsere Zelte auf­schla­gen durf­ten. Nach­dem wir fün­dig gewor­den waren, muss­ten wir unsere Schlaf­stät­ten im star­ken Regen auf­bauen. Lei­der hielt die Schlecht-Wetter-Front an und bescherte uns eine extrem nasse und unge­müt­li­che Nacht. An Schlaf war kaum zu den­ken: Star­ker Wind machte nicht nur der Sta­bi­li­tät der Zelte, son­dern auch unse­rer Phy­sis zu schaf­fen. Selbst Tele­fo­nate nach Hause waren nur schwer mög­lich, da der Regen so stark war, dass man den Gesprächs­part­ner kaum ver­ste­hen konnte.

Unser Zelt­la­ger an der Knorrhütte

Am nächs­ten Mor­gen waren große Teile unse­rer Aus­rüs­tung nass. Die Kom­mu­ni­ka­tion über 2 Zelte funk­tio­nierte nur durch Zuru­fen, ver­las­sen konn­ten wir unsere Zelte wegen des unun­ter­bro­che­nen Regens nicht. Glück­li­cher­weise haben wir zu Hause Vor­keh­run­gen getrof­fen und die wich­tigs­ten Dinge in Plas­te­säcke gepackt - die D90 sowie alle ande­ren tech­ni­schen Geräte, einige Anziehsa­chen und zumin­dest die Schlaf­sä­cke konn­ten wir tro­cken wie­der in unsere Ruck­sä­cke packen. Nach dem Früh­stück - als meinte es jemand gut mit uns - nie­selte es nur noch und wir beschlos­sen wegen unse­res straf­fen Zeit­plans, wei­ter­zu­ge­hen und die rest­li­chen 1000 Höhen­me­ter bis zum Gip­fel hin­ter uns zu brin­gen. Der anfangs recht leichte Auf­stieg streckte sich ledig­lich zeit­lich, man konnte seine Kraft durch­aus spa­ren. Nach der Durch­que­rung eini­ger Schnee­fel­der und Tem­pe­ra­tu­ren von ca. 3-5 Grad Cel­sius gelang­ten wir an die Schlüs­sel­stelle des Auf­stie­ges am Schnee­fer­n­er­haus auf 2656m. Die rest­li­chen knapp 350m bis zum Gip­fel muss­ten über ein stei­les Geröll­feld und einige Klet­ter­ab­schnitte über­wun­den wer­den. Schwin­del­frei­heit ist an die­ser Stelle unbe­dingt von Nöten - gut war jedoch, dass auf­grund des schlech­ten Wet­ters über­all Nebel war und wir so nicht in die Tiefe schauen konn­ten. Ein manch­mal nicht zu unter­schät­zen­der, psy­cho­lo­gi­scher Vorteil.

Das Zug­spitz­kreuz

Dann war es end­lich so weit: Nach andert­halb Tagen Anstren­gung haben wir den Gip­fel auf 2962m erreicht und stan­den auf dem Dach Deutsch­lands. Lei­der war es nach wie vor neb­lig, wes­we­gen uns die von Post­kar­ten bekannte, gran­diose Aus­sicht lei­der ver­bor­gen blieb. Als Foto­mo­tiv blieb daher ledig­lich das Gip­fel­kreuz, viel wei­ter konnte man auch nicht sehen.

Nach Stär­kung im Münch­ner Haus woll­ten wir bis min­des­tens wie­der zur Bock­hütte, idea­ler­weise ganz bis ins Tal hin­ab­stei­gen. Gut im Zeit­plan lie­gend ent­schlos­sen wir uns - nach einem Zusam­men­tref­fen mit auf den Wegen ste­hen­den Scha­fen - an der Bock­hütte, doch noch ins Tal hin­ab­zu­stei­gen. Die ins­ge­samt ca. 1700m Abstieg mit immer­hin noch gut 20kg Gepäck mach­ten sich auch in den Knieen bemerk­bar. Doch es sollte sich lohnen.

Auf dem Weg zur Reintalangerhütte

Früh­stück an der Reintalangerhütte

Nach­dem wir die Nacht weit­aus tro­cke­ner als die vor­he­rige ver­brin­gen durf­ten, zeigte sich uns am nächs­ten Mor­gen ein gran­dio­ser Son­nen­auf­gang im Reintal, wel­cher für alle Mühen ent­schä­digte. Das Früh­stück an der Part­nach bei der Reintal­an­ger­hütte dehn­ten wir aus und genos­sen die auf­ge­hende Sonne und die mit ihr kom­mende Wärme. Wir trock­ne­ten unsere Sachen und bega­ben uns durch das Reintal und die Part­nach­klamm auf den Rückweg.

Die Part­nach­klamm

Die Klamm ist eben­falls ein erst­klas­si­ges Foto­mo­tiv, doch Vor­sicht: Betre­ten Sie das Natur­denk­mal von Süden, seien Sie sicher: Man wird von Ihnen an der Nord­seite eine saf­tige Bezah­lung erwar­ten. Trans­pa­rente Preis­po­li­tik wird hier nicht betrie­ben, wenn an nur einem Ein­gang die deut­lich sicht­bare Auf­for­de­rung zur Gelden­trich­tung ange­bracht ist. Ansons­ten ist die tou­ris­ti­sche Erschlie­ßung im  Zug­spitz­ge­biet einwandfrei.

Nach­dem wir Gar­misch erreich­ten, teilte sich unsere Gruppe, da Tors­ten drin­gend nach Hause musste, Mat­thias und ich jedoch wegen bereits gekauf­ter Fahr­kar­ten erst einen Tag spä­ter fah­ren konn­ten. So ent­schlos­sen wir uns, zu Zweit noch die AlspiX-Plattform und den Oster­fel­der­kopf (2033m) in die Tour einzubauen.

Am Gip­fel des Osterfelderkopfes

Bereits sicht­lich von der Anstren­gung geplagt, kamen wir nur sehr lang­sam vor­wärts und hat­ten Glück, die letzte Berg­fahrt mit der Alp­spitz­bahn zu errei­chen. Nach­dem wir am Gip­fel­kreuz des Oster­fel­der­kop­fes waren, einen Schlaf­platz gefun­den und zu Abend unsere rest­li­chen Essens­vor­räte auf­ge­braucht hat­ten, wur­den wir am nächs­ten Mor­gen mit einem unbe­schreib­li­chen Son­nen­auf­gang über den baye­ri­schen Alpen belohnt.

Son­nen­auf­gang über den baye­ri­schen Alpen

Auf dem Weg zurück zur Platt­form konn­ten wir gutes Wet­ter, Weit­sicht und ein Früh­stück an einem Tisch mit Sitz­bän­ken genießen.

Ins­ge­samt kann man sagen: Eine tolle Tour, ein tol­les Team, ein tol­ler Berg. Und für mich steht fest: Ich werde die Zug­spitze ein wei­te­res Mal bestei­gen, dann aller­dings über die Nord­seite durch das Höllental.