Da kommt uns heuer am 1. Advent im Sonntagsevangelium (Mt 24, 29-44) nicht der Kuschel-Jesus entgegen. Weltuntergangsstimmung verbreitet er. Deutliche Worte gegen berauschen, betrinken und Freßgelage. Sonnenfinsternis, Sternenfall, der Mond verschwindet. Das sind keine Worte des Wohlgeruchs, wo doch die Straßen mit Glühwein- und Spekulatiusduft erfüllt sind.Die Feld- und Wiesenexegeten sehen hier eine Drohbotschaft. Nichts zu spüren von der Frohen Botschaft, die Jesus verkündigt hat. Aber ist es wirklich so? Seid wachsam!Seid wachsam - oder anders: Paß auf! Dieser Spruch müßte doch alle aus den Ohren hängen. Wer erinnert sich nicht an seine Kinder- und Jugendzeit. Wer das Haus verließ, bekam von Mutter oder Vater hinterhergerufen: Paß auf dich auf oder fahr vorsichtig. Als Kind nahm man das so hin. Als Jugendlicher fühlte man sich eher nicht mehr ernst genommen. Nun war man erwachsen und wußte selbst, wie sich zu verhalten war im Alltag. Schließlich war man kein Kind mehr. Da nervte der Spruch nur. Ja iss gut Mutter! Ja laß gut sein Vatter!Erwachsen geworden stört uns dieser Spruch nicht mehr, wenn er von den Eltern nach einem Besuch zu Hause hinterhergerufen wird. Nein! Denn wir spüren dahinter eine Liebe der Eltern, die zu Ausdruck bringen wollen: Paß auf dich auf, wir wollen dich nicht verlieren. Du wirst geliebt.Dürfen wir diese Haltung nicht auf Jesu Ermahnung übertragen? Weiß er doch durch sein Menschsein hier auf Erden, welche Gefahren hier auf uns lauern können. Und das gehört zur Liebe dazu: Auf Gefahren aufmerksam machen. Das gibt Jesus seinen Jüngern (also auch uns) mit auf dem Weg: Seid wachsam!
Vielleicht kann das ein Impuls für die Adventszeit sein, sich zu fragen, wo ich, diese Worte hörend, im Glaubensleben stehe.1. Eher im Kinderglauben: Tausendmal gehört, tausendmal nichts passiert. 2. pubertierende Glaubensphase: Abgrenzung von Jesus. Du immer mit deinen Ermahnungen. Ich bin alt genug und weiß selbst, was für mich gut ist. Ahh willst du mir drohen?3. Erwachsen im Glauben: Danke Jesus, daß ich dir nicht gleichgültig bin, daß du meine Freiheit respektierst, daß du mich nicht verlieren willst. Danke für diese kleine Erinnerung an die Gefahren, die auf uns lauern.
Allen eine gesegnete Adventszeit und gelassenes Wachsen im Glauben.