09. Dezember 2013

09. Dezember 2013
Ein altes Kaminstück ... 

Draußen ziehen weiße FlockenDurch die Nacht, der Sturm ist laut;Hier im Stübchen ist es trocken,Warm und einsam, stillvertraut. Sinnend sitz ich auf dem Sessel,An dem knisternden Kamin,Kochend summt der WasserkesselLängst verklungne Melodien. Und ein Kätzchen sitzt daneben,Wärmt die Pfötchen an der Glut;Und die Flammen schweben, weben,Wundersam wird mir zu Mut. Dämmernd kommt heraufgestiegenManche längst vergeßne Zeit,Wie mit bunten MaskenzügenUnd verblichner Herrlichkeit. Schöne Fraun, mit kluger Miene,Winken süßgeheimnisvoll,Und dazwischen HarlekineSpringen, lachen, lustigtoll. Ferne grüßen Marmorgötter,Traumhaft neben ihnen stehnMärchenblumen, deren BlätterIn dem Mondenlichte wehn. Wackelnd kommt herbeigeschwommenManches alte Zauberschloß;Hintendrein geritten kommenBlanke Ritter, Knappentroß. Und das alles zieht vorüber,Schattenhastig übereilt -Ach! da kocht der Kessel über,Und das nasse Kätzchen heult. Von Heinrich Heine 


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