05.11.2013 – Sexualwissenschaften und Sexualmoral im 19. Jahrhundert

Von Cornelia Wilhelm @NiveauKlatsch

Hallo, ihr Lieben! 
Hier also die Zusammenfassung des o. g. Seminars vom letzten Dienstag. Im Wesentlichen haben wir uns mit einem Text befasst, der aufzeigt, wie die Unterschiede in den verschiedenen Bereichen des (Sexual-)Lebens zwischen Männern und Frauen erklärt wurden. 
Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass das Männliche in diesem Zusammenhang als das „Gesunde“ bzw. als das „Normale“ galt. Frauen und ihr Körper waren demzufolge… genau! Nicht normal. 
Ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte des 19. Jahrhunderts (in bestimmten Regionen auch schon früher) wurde immer deutlicher zwischen „typisch weiblichen“ und „typisch männlichen“ Eigenschaften unterschieden. 
Besonders dem Begriff „Diskurs“ kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Doch was ist eigentlich ein Diskurs? 
Bei einem Diskurs handelt es sich um den Austausch von Meinungen bzw. Haltungen zu einem bestimmten Thema, an dem sich unterschiedliche Fachdisziplinen beteiligen können. Ein solcher Diskurs hat (je nach Themenrelevanz) so gut wie immer Einfluss auf die öffentliche Meinung und bringt entweder subjektive (z. B. bei politischer Motivation) oder objektive Erkenntnisse zu Tage. Besonders im politischen Bereich werden Diskurse gerne genutzt, um bestehende oder angestrebte Machtverhältnisse zu legitimieren
In der heutigen Zeit findet der damit verbundene Meinungsaustausch in der Regel über die Medien statt, die dabei helfen sollen, die entsprechenden Wahrheiten zu konstruieren und zu verbreiten. Nach Foucault handelt es sich bei einem Diskurs übrigens (zusammengefasst) um „die Summe von regelmäßig auftretenden Aussagen über bestimmte Dinge“, die das Sagbare, Denkbare und Machbare normiert. 
Die Diskursteilnehmer in Bezug auf das Thema des Kurses, welche Aussagen über die Geschlechtsrollenbilder der Zeit machten, waren u. a. Kriminologen, Sexualwissenschaftler, Psychologen… eben MÄNNER, die ihre ganz persönlichen Interessen vertraten und durch ihre eigene bzw. durch die Geschlechtsidentität des Bildungsbürgertums geprägt waren. 
Ihre Legitimation erhofften sie sich vor allem durch eine Bezugnahme auf die Aussagen anderer Wissenschaftler („name dropping“), durch Bezugnahme auf andere wissenschaftliche Schriften, durch die Veröffentlichung von Versuchsreihen und durch ihren eigenen Werdegang. 
Das Ergebnis ist „vielsagend“: Im Laufe der Jahre wurde der Frau ihr eigener Geschlechtstrieb abgesprochen und ihre Rolle zusehends passiv. Der weibliche Sexualtrieb konnte sich –angeblich- nur in Beziehung zum Mann entwickeln und lag deutlich näher an der Natur als der männliche. 
„Lustigerweise“ wurde der weibliche Trieb gleichzeitig als Gegenteil zum männlichen und als vom männlichen abhängig gesehen. Es handelt sich hierbei um ein Konstrukt, welches erst durch die Emanzipationsbewegung wieder ins Wanken geraten konnte. Seit dem späten 18. Jahrhundert war man sich in der Wissenschaft darüber einig, dass die Genitalien die Psyche und das Fühlen der Menschen (v. a. in diesem Zusammenhang: der Frauen) beeinflussten. Mann und Frau unterschieden sich in den Augen der Forscher durch ihr Temperament. Zudem wurde der sog. Körpersaftslehre eine immer größere Bedeutung beigemessen. 
 Liebst, Conny