Wien (Culinarius) Am 1. Oktober feiert Österreich traditionell den Tag des Kaffees. Das beliebte Heißgetränk ist aber nicht nur Genussmittel, sondern Agrargut im globalen Nord/Süd-Handel und nach Erdöl weltweit der zweitwichtigste Exportrohstoff.
Ein Ende des Kaffeebooms ist nicht in Sicht
Die Nachfrage nach Kaffee steigt weiter. Dadurch hat sich der weltweite Kaffeekonsum in den vergangenen 40 Jahren mehr als verdoppelt. Schätzungen ergeben, dass täglich rund 2,2 Milliarden Tassen Kaffee getrunken werden. Den höchsten Pro-Kopf-Konsum hat dabei Finnland, gefolgt von Österreich und Norwegen. ÖsterreicherInnen zählen also zu den fleißigsten KaffeetrinkerInnen weltweit, sie konsumieren im Schnitt 182,3 Liter Kaffee pro Jahr – im Tageskonsum sind das etwa 2,9 Tassen. Der österreichische Jahresverbrauch lag zuletzt bei rund 50.120 Tonnen, davon werden ca. 30% im Out-of-Home-Bereich konsumiert.
Kaffeebauernfamilien profitieren davon kaum
Während der Kaffee für die großen Lebensmittelfirmen eindeutig ein Gewinnbringer ist, sieht die Sache für die Kaffeebäuerinnen und –bauern selbst ganz anders aus. 125 Millionen Menschen leben vom Kaffeeanbau und sind vom Kaffeepreis abhängig. Dieser fluktuiert stark, und sorgt somit für eine große Ungewissheit unter den ProduzentInnen. Die Preisschwankungen und die Dominanz einiger großer Multis in der Lieferkette sind nur ein Teil der Herausforderungen, mit denen sich die Kaffeebäuerinnen und –bauern konfrontiert sehen.
Im Normalfall müssen sie mit weniger als 2 Dollar/Tag auskommen, in dem aber schon zusätzliche einkommensgenerierende Tätigkeiten wie Anbau von Lebensmitteln für den Eigenverbrauch, Viehzucht oder Gelegenheitsjobs enthalten sind. Gerade der hochwertige Arabica-Kaffee wird in Gebirgsgegenden angebaut, in denen nur rudimentär Infrastruktur vorhanden ist. Die meisten Regierungen investieren in diesen Gebieten kaum in
Bildung, Gesundheitsversorgung, Transport, Bereitstellung von sauberem Wasser und elektrischer Energie. Weitere Herausforderungen im Kaffeeanbau sind Rohstoff-Knappheit, steigende Produktionskosten, Ernährungssicherheit und Klimawandel.
Fairtrade als alternativer Lösungsansatz im weltweiten Kaffeehandel
Kleinbäuerliche Produzentenorganisationen, die Kaffee über das Fairtrade-System verkaufen, erhalten einen fairen Preis, der die durchschnittlichen Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion deckt. Liegt der Marktpreis über dem Fairtrade-Mindestpreis (der als Sicherheitsnetz nach unten zu verstehen ist), muss der höhere Marktpreis vom Händler an die Produzentengruppe bezahlt werden. Ein Aufschlag wird auch für Bio-Produkte ausgezahlt. Zusätzlich erhalten die Kooperativen eine Fairtrade-Prämie (für Soziales, Infrastruktur und Bildung).
Über die Verwendung dieser Fairtrade-Prämie wird gemeinschaftlich in den Kooperativen im Rahmen der Generalversammlung entschieden. Die Produzentenorganisationen müssen zudem die Arbeitsbedingungen verbessern und die vorgeschriebenen Sozialwerte, die in den Produktionsanforderungen geregelt sind, einhalten. Diese beinhalten Vorgaben wie das Verbot von Zwangs– oder ausbeuterischer Kinderarbeit, das Recht auf Versammlungsfreiheit, ein Diskriminierungsverbot oder die Gestaltung von fairen Arbeitsbedingungen. Ziele der
vorgeschriebene Umweltrichtlinien umfassen die Wahrung der Biodiversität, Integrierten Pflanzenschutz, Abfallwirtschaft, Verbot von gentechnisch modifiziertem Saatgut, sowie CO2-Maßnahmen.
Wie Fairtrade wirkt
In 30 Ländern wird mittlerweile von 730.000 Kleinbäuerinnen und –bauern, welche in 439 Produzentenorganisationen organisiert sind, Fairtrade-Kaffee produziert. 1.012.300 Hektar Land dient weltweit dem Anbau von Fairtrade-Kaffee. Durchschnittlich bestellen Fairtraden Kleinbäuerinnen und -bauern jeweils 1,4 Hektar Land. 2012-13 haben die Kaffeekleinbauernfamilien insgesamt 44 Millionen € an Fairtrade-Prämie erhalten. Die Prämie wird für Bildungsmaßnahmen, zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und für die Steigerung der Produktivität verwendet. Damit ist gewährleitet, das Fairtrade kein Almosen ist, sondern ein System, um faire Bezahlung für die Herstellung der Rohstoffe zu fördern.
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