Titel(Deutsch)Wer bist du zur blauen Stunde?
Titel(Englisch)Our dreams at dusk
AutorYuhki Kamatani
VerlagCarlsen
GenreSlice-of-Life/LGBT/Coming-of-Age
Bände4(abgeschlossen)
Meine Bewertung5/5
Inhalt
Als Tasukus Klassenkameraden auf seinem Handy Schwulenporno finden, streitet er ab schwul zu sein, doch die anderen hören nicht auf ihn zu mobben. Er hat Angst davor sich als schwul zu outen, denn dann könnte das Mobbing noch schlimmer werden. Deshalb entschließt er sich dazu Suizid zu begehen. Als er dieses in die Tat umsetzen möchte beobachtet er eine Frau, die einfach aus dem Fenster sprang. Als er in das Gebäude rennt um Hilfe zu holen entdeckt er die Frau, der es aber augenscheinlich gut geht. Diese erklärt ihm, dass es sich hier um einen Treffpunkt für Leute wie ihn handelt. Und genau dort lernt er dann auch mit seinen Problemen umzugehen.
Review
#1. Band:
Dieser Manga setzt sich sich mit wichtigen Themen wie Homophobie und Suizid auseinander. In BL-Manga wird das ja oft geschönt und so getan als wäre das kein großes Problem in Japan, dabei ist das Gegenteil der Fall. Und genau das wird hier schonungslos dargestellt, die Diskriminierung von LGBT-Leuten und was das auch psychisch bei diesen für Auswirkungen hat. Es ist auch sonst ein sehr realistisches Bild was von dieser Szene gezeichnet wird und deshalb einfach nur Hut ab! Davon sollte es definitiv mehr geben, allein damit das Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt und gezeigt wird was es heißt in vielen Gesellschaften queer zu sein.Diesbezüglich möchte ich noch erwähnen, dass ein lesbisches Paar vorkommt und das alles nicht sexualisiert wird. Auch sonst wird hier im 1. Band alles sehr realistisch und authentisch dargestellt, heißt also eine Liebesgeschichte drängt sich nicht unnötig in den Vordergrund und nimmt auch nicht den Fokus von den schweren Themen. Es ist auf jeden Fall mal schön einen Manga zu haben bei dem es um LGBT geht und in dem das nicht glorifiziert und sexualisiert wird. Oder in dem Sachen romantisiert werden, die definitiv romantisiert werden sollten.
Die Zeichnungen sprechen oft für sich und vor allem bei Tasuku sieht man immer sofort wie es ihm gerade geht. Es gibt immer wieder Details in manchen Panels zu entdecken und mir haben am meisten die Landschaftsbilder/Hintergründe gefallen.
Man merkt auf jeden Fall wie viel Arbeit in die einzelnen Charaktere gesteckt wurde und das alle einen gewissen Zweck erfüllen. Wahrscheinlich lernt man erst im Laufe der Reihe mehr über diese, denn in diesem Band liegt der Hauptfokus auf Tasuku und dem Weltenaufbau.
#2. Band:
Hier im Band wird sich mit dem Thema Transsexualität auseinander gesetzt. Aber auch so wichtigen Themen wie Gruppenzugehörigkeit und man nicht immer einer Meinung sein muss, geschweige denn alle nett zueinander sind nur weil sie alle LGBT sind. Und wie im vorigen Band tauchen natürlich wieder Vorurteile und Diskriminierung gegenüber LGBT auf.Was auch mal wieder auffällt ist, dass nicht nur eine Geschichte erzählt wird. So gut wie alle Hauptprotagonisten haben unterschiedliche Probleme, die größtenteils mit ihrer Sexualität zusammenhängen. Und genau das finde ich gut umgesetzt, schließlich wird nicht nur einmal gezeigt wie vielschichtig ein einziges Problem sein kann. Meist wird über all das geredet und man versucht einander zu helfen, was aber nicht immer so glückt.
Das alles überfordert die jüngeren in der Gruppe, immerhin sind sich beide noch nicht so wirklich sicher wer sie sind und man bekommt sehr deutlich gezeigt zu was diese Unsicherheit führt. Und genau die Szenen haben mich richtig traurig und auch wütend gemacht. Das spiegelt auch sehr gut die Realität wieder, immerhin bekommen sie ja von Außen nicht nur einmal gesagt wie falsch es ist queer zu sein.
Die Zeichnungen sind mal wieder phänomenal und fangen genau die Emotionen/Atmosphäre ein. Aus dem Grund gibt es auch mal wieder relativ wenig Dialog auf vielen Seiten.
#3. Band:
In diesem Band ist ein sehr großes Thema Transphobie/Transfeindlichkeit, aber auch Homophobie kommt vorher. Vor allem was ersteres betrifft war ich echt erstaunt wie realistisch das alles dargestellt wurde. Und genau das hat mich unheimlich wütend gemacht und ich hätte gerne der Person die Meinung gesagt. Und es zeigt einfach einmal wieder, dass eine gute Absicht keine Entschuldigung sein darf und man sich deshalb nicht wie die Axt im Wald verhalten darf. Man sollte auch mit den entsprechenden Menschen reden und keine Entscheidungen über deren Köpfe hinweg fällen, schließlich wissen sie es besser als jeder andere wie es ist zum Beispiel transsexuell zu sein. Deshalb ist es auch wichtig das alles genau so dem gegenüber zu vermitteln und nicht immer klein beizugeben, nur weil die Person ja keine bösen Absichten hatte. Und nur weil man eben queer ist, muss man nicht zwangsläufig das jedem mitteilen oder eine große Sache draus machen. Die Entscheidung das anderen mitzuteilen sollte immer bei demjenigen selbst liegen und das wird auch mehrfach angesprochen.Was ich auch noch total gut finde ist, dass kein Charakter im Manga nur eine Ansammlung von Klischees ist. Das springt am meisten bei den Hauptprotagonisten ins Auge und man merkt einfach wie viel Mühe sich der Mangaka beim Ausarbeiten dieser gemacht hat.
Ein anderer Pluspunkt ist die unglaubliche Charakterentwicklung, die Tasuku durchmacht. Wenn man ihn mit dem ganz zu Beginn vergleicht, dann ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und da zeigt sich einfach einmal wieder wie wichtig es ist Anschluss zu finden und sich mit Leuten austauschen zu können, die ähnliches erlebt haben und eben auch queer sind.
#4. Band:
In diesem Band werden unter anderem Asexualität und Non-binär bzw. Genderqueer(nonbinary: wenn man sich weder männlich noch weiblich fühlt) kurz thematisiert und damit haben ja einige Menschen ganz schöne Probleme. Mir hat die Herangehensweise sehr gut gefallen und es stimmt einfach, dass man nicht allem ein Label verpassen kann bzw. nicht alles in Schubladen einsortierbar ist.Obwohl dieser Teil vergleichsweise mehr Seiten und Kapitel hat fühlte es sich beim Lesen nicht so an. Ich bin richtig durch die Kapitel geflogen und wollte einfach nur wissen wie es weiter geht. Durch die zusätzlichen Seiten bekommt auch jeder Handlungsstrang den Platz, den er braucht um gut zu Ende erzählt zu werden. Alle Fragen werden nicht geklärt, aber das empfand ich nicht weiter schlimm. So ist es im Leben ja auch und alles andere wäre einfach zu konstruiert und gewollt gewesen. Auch wenn die Reihe ein wirklich schönes Ende hat, finde ich es schade Abschied von dieser nehmen zu müssen. Wenn man sie unnötig in die Länge gezogen hätte, dann wäre es unweigerlich zu vielen unschönen Wiederholungen gekommen und so kann an sich als Leser den Fortlauf der Geschichte selbst vorstellen. Letztendlich ist es halt ein sehr realistisches Ende und alles andere hätte einfach nicht gepasst. Schließlich werden hier so viele wichtige und ernste Themen angesprochen und ein erzwungenes, märchenhaftes Ende würde einfach die falschen Signale setzen und all das was davor passiert war in ein falsches Licht rücken. Ansonsten würden bestimmte Verhaltensweisen romantisiert und genau das sollte einfach nicht sein.
Fazit
Ich finde es schön wie viele wichtige innerhalb der vier Bände aufgegriffen wurden, die vor allem männliche Teenager betreffen. Aber auch ansonsten werden viele Themen aufgegriffen der LGBT-Community aufgegriffen und genau das liebe ich an dieser Reihe.