Hallo,
vor kurzem habe ich "Abgeschnitten" von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos gelesen und heute möchte ich in einem Blogeintrag das Buch und den Film zu besprechen.
Handlung
Während einer Obduktion in Berlin findet der Rechtsmediziner Paul Herzfeld im Kopf einer verstümmelten Leiche die Handynummer seiner Tochter. Als er versucht diese anzurufen erfährt er, dass Hannah entführt wurde und er die Polizei nicht einschalten darf. Herzfeld lässt sich notgedrungen auf die Schnitzeljagd ein. Der nächste Hinweis zu dem Verbleib seiner Tochter befindet sich in einer Leiche auf Helgoland, doch wegen einem Orkan hat er keine Chance daran zu kommen. Seine einzige Hoffnung ist Linda, die den Toten gefunden hatte. Das einzige Problem ist, dass Linda noch nie einen Menschen seziert hat und genau das aber tun muss um an den Hinweis zu kommen. Kann Herzfeld seine Tochter retten?
Abgeschnitten von Michael Tsokos und Sebastian Fitzek, 416 Seiten, Knaur
Erst einmal vorweg möchte ich darauf hinweisen, dass diese Buches absolut gar nichts für Zartbesaitete ist. Es werden relativ nüchtern und ausführlich Obduktionen und Gewaltszenen(u.a. eine Vergewaltigung) beschrieben. Hier merkt man halt sehr deutlich, dass Tsokos ein Rechtsmediziner ist und da diese Szenen relativ häufig vorkommen, sollte man mit solchen Szenen kein Problem haben. Dadurch ähnelt das Buch einem Splatter und ich bin wirklich gespannt darauf, wie das in der Verfilmung umgesetzt wurde. Ich hatte von Anfang an nichts anderes erwartet und wäre wahrscheinlich überrascht gewesen, wenn Tsokos seine Arbeit nicht mit hätte einfließen lassen. Es gibt halt recht wenige Krimis/Thriller über Rechtsmediziner und bisher ist mir auch noch keiner in die Hände gefallen, bei dem so ins Detail gegangen wird wie bei diesem hier.
Was mich besonders fasziniert bei diesem Buch ist die Fähigkeit der beiden Autoren jedes Kapitel mit einem Cliffhanger zu versehen und einen so zum weiter lesen zu bringen. Ich habe das Buch an 2 Tagen durch gelesen, weil ich einfach wissen wollte wie das alles ausgeht. Durch den Schreibstil lässt sich alles angenehm flüssig lesen und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, als müsste ich mich durch den Text quälen, was wahrscheinlich auch ein Stück weit der Umgangssprache geschuldet ist. Wenn man ein wenig mit den Autoren vertraut ist, dann findet man auch ganz leicht heraus wer welchen Teil geschrieben hat.
Die Handlung wird hauptsächlich aus der Sicht von Linda und Herzfeld von einem Erzähler geschildert. Die einzelnen Charaktere wirken authentisch und sind mit vielen Details ausgestattet. Es wird sich auf einige wenige beschränkt und diese sind zum größtenteils auch grundverschieden. Gegen Ende hatte ich leider etwas den Überblick verloren was die Beziehungen der Personen untereinander betrifft.
Was mir auch total viel Spaß gemacht hatte war das miträtseln bei der Suche nach Hannah. Leider weiß man schon ab der Hälfte des Buches wer der Täter ist und das hat dann die Freude etwas gemindert. Denn ab da geht es eigentlich nur noch darum Hannah zu finden und herauszufinden was für eine Rolle sie bei all dem spielt.
Mir war die Handlung an manchen Stellen einfach zu konstruiert und abgefahren. Das gab all dem etwas von einer Parodie, was ich wirklich schade finde. Vor allem gegen Ende fällt das negativ auf.
Die ständigen Perspektivwechsel haben dem Thriller zwar die Spannung genommen, aber trotzdem fand ich ihn ziemlich gut. Auch die vielen Zufälle nehmen dem Ganzen etwas die Glaubwürdigkeit, aber da es sich sich um Fiktion handelt möchte ich darüber hinweg sehen. Letztendlich zählt für mich, ob es keine Widersprüche gibt und man der Handlung leicht folgen kann, was beides der Fall ist. Vor allem im Genre Psychothriller ist es recht schwer was das betrifft gute Bücher zu finden und deshalb bin ich froh darüber dieses hier gefunden zu haben.
Im Buch werden wichtige Themen wie Selbstjustiz und das deutsche Rechtssystem im allgemeinen aufgegriffen. Das alles wird ausführlich an mehreren Stellen besprochen und das Buch gibt einen Anreiz dazu sich mal genauer damit auseinander zu setzen. Einiges ist mir aus anderen Büchern mit dieser Thematik bekannt und mich erschreckt es einfach immer wieder.
Alles in allem vergebe ich dieses Mal 4 von 5 Sternen, da der Psychothriller ziemlich temporeich ist und es mir wirklich schwer fiel ihn einmal aus der Hand zu legen. Die Autoren schaffen es ziemlich gut mit den Emotionen von einem zu spielen, auch wenn es auf manchen Seiten einfach nur eklig war.
Warner Home Video, Spieldauer: 126 Minuten, unter anderem mit Moritz Bleibtreu, Jasna Fritzi Bauer, Fahri Yardim und Lars Eidinger
Eigentlich stört es mich immer total, wenn wichtige Schlüsselszenen bei Buchverfilmungen verändert werden. Jedoch fand ich das hier total passend, da man ansonsten die Handlung wahrscheinlich nicht verstanden hätte. Es ist halt schwer ein Buch mit über 400 Seiten in einen 2 Stunden Film zu verwandeln, vor allem wenn so viel durchaus wichtiges passiert.
Vor allem die Auswahl der Schauspieler hat mir gefallen, auch wenn ich dem gegenüber anfangs skeptisch war. Manchmal gibt es ja einen guten Cast und alles andere ist dann Mist, aber das ist hier definitiv nicht der Fall. Vor allem Lars Eidinger spielt seine Rolle sehr überzeugend, aber das schafft er ja meistens wenn er so eine Rolle übernimmt.
Was ich total ätzend fand waren alle die Szenen mit dem Flackerlicht(Stroboskoplicht). Ich kann mir schon denken was das für einen Effekt haben sollte, jedoch empfand ich es einfach nur als anstrengend diese Szenen zu gucken und habe meistens die Augen geschlossen. Die Szenen hätte man auch auf ganz anderem Wege grausam darstellen können.
Es ist eine gelungene Buchverfilmung und ein Film, den ich mir wahrscheinlich noch einmal angucken würde. Er beinhaltet einige sehr brutale Szenen und manches hätte ich lieber nicht gesehen, aber durch das das Buch war ich ja darauf vorbereitet. Im Endeffekt war ich sogar froh darüber, dass der Film im Gegensatz zum Buch nur wenige von diesen Szenen beinhaltet und die Handlung abgeändert wurde. Der Film ist passend zur Thematik durchgehend eher düster gehalten und es gibt etliche Jumpscares. Dadurch konnte man finde ich ziemlich gut die Logikfehler ignorieren und wenn ich hier den Film mit anderen in dem Genre vergleiche, dann hat er auch recht wenige Fehler. Ich habe auf jeden Fall schon lange nicht mehr einen so guten Psychothriller gesehen.
Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu?
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen.
LG