Hallo,
Wie schon im Beitrag "Lesemonat Juli" angekündigt gibt es ab sofort eine neue Kategorie auf meinem Blog. Normalerweise schaue ich sehr selten Buchverfilmungen, da ich generell selten Filme schauen und ich einfach schon zu oft enttäuscht wurde. Jedoch möchte ich mich noch einmal an Buchverfilmungen wagen und deshalb habe ich mir vorgenommen jetzt öfters diese nach dem Lesen zu schauen. Da ich im Zuge der "TheReadingRush 2019" Aktion "The hate u give" von Angie Thomas gelesen habe, starte ich auch direkt mit dem Buch und dem dazugehörigen Film.
Handlung
Starr ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Garden Heights. Dort leben viele einkommensschwache Familien afroamerikanischer Herkunft. Ihre Mutter schickt sie und ihre Geschwister auf eine Privatschule mit fast ausschließlich weißen priviligierten Schülern, damit sie so wenig wie möglich mit den Aktivitäten der verschiedenen Gangs in Berührung kommt. Als sie unerlaubterweise eine Pary besucht fallen dort Schüsse und sie flieht mit ihrem besten Freund Khalil. Kurz darauf hält die Polizei die beiden an und der Polizist erschießt kurzerhand Khalil, obwohl dieser vollkommen unbewaffnet war. Starr hat Angst davor die Wahrheit zu sagen, denn der Polizist ist weiß und oft verlaufen in Amerika die Ermittlungen wegen weißer Polizeigewalt gegen die POC im Sand. Sie möchte zudem nicht die Anführer der Gang gegen sich aufbringen, denn scheinbar hatte Khalil für diese gedealt und immer wieder bedrohen diese ihre Familie. Der Fall gerät in den Fokus der Öffentlichkeit und Starr fühlt sich in die Ecke gedrängt. Soll sie sich wirklich für ihren besten Freund einsetzen, obwohl das ihr Leben und das ihrer Familie gefährden würde? Vor allem da solche Ermittlungen meist zu nichts führen?
The hate u give von Angie Thomas, 512 Seiten, cbj Verlag
Man erfährt wirklich viel über die Ghettos in Amerika und wie es ist dort aufzuwachsen und diese Perspektivlosigkeit kennen zu lernen. Und dass manche quasi keine andere Wahl haben als selbst Dealer zu werden, ganz egal wie sie zu dem Thema Drogen stehen. Aber auch das Thema Bandenkrieg wird thematisiert. Und genau diese Themen werden sehr realitätsnah dargestellt, was eine wirklich bedrückende Grundstimmung im gesamten Roman verursacht.
Selbst jetzt noch gibt es viele Schulen in Nordamerika an denen man die Folgen der Segregation deutlich erkennen kann. Obwohl diese schon so viele Jahre her ist hat sich diesbezüglich in einigen Bereichen wenig verändert. So lernt man durch Starr wie es ist eine der wenigen POC an der Schule zu sein und dass sie immer wieder auf ihre Worte und ihr Verhalten achten muss um nicht direkt abgestempelt und in eine Schublade gesteckt zu werden.
Vor allem die Hauptprotagonisten sind sehr vielschichtig und voller Ecken und Kanten. Man kann sie sich gut vorstellen und lernt durch sie viel über die afroamerikanischen Bräuche kennen. Durch die einzelnen Protagonisten merkt man auch wie unterschiedlich die Meinungen zu dem Thema Polizeigewalt in Nordamerika sind und warum manche lieber schweigen.
Als weitere Protagonisten lernt man Hailey und Chris kennen. Hailey steht hier stellvertretend für all die Menschen, die ihre Augen verschließen und Menschen anhand ihrer Hautfarbe verurteilen. Chris ist Starr ihr Freund ich finde die Charakterentwicklung wirklich gut und nachvollziehbar, die er im Laufe der Handlung durchmacht. Solche Menschen sollte es wirklich öfters geben. Die beiden Protagonisten sind sehr klischeehaft, was ich jetzt nicht schlimm finde. Sie sollen halt nur ein großes Problem hervorheben und genau das haben sie auch getan.
Was ich auch positiv fand war die Entwicklung von Starr. Ihre Angst wirkt greifbar und oft fiebert man richtig mit ihr mit und hofft darauf, dass ihre Entscheidung ihr nicht das Leben kosten wird. Sie wächst einem einfach ans Herz und ich möchte es mir gar nicht vorstellen wie es ist, wenn der Kindheitsfreund scheinbar grundlos vor den eigenen Augen erschossen wird. Vor allem anfangs ist sie noch verschreckt, aber genau das wird nach und nach weniger was sehr authentisch wirkt.
Als ich das Buch kaufte hatte ich fest damit gerechnet, dass die Handlung nicht ganz so realistisch dargestellt wird und viele Sachen abgemildert werden für die Zielgruppe(Jugendbuch). Und beim Lesen war ich dann richtig geschockt, denn hier wird nichts geschönt. Hier wird vieles so dargestellt wie es nun einmal ist und genau aus dem Grund musste ich das Buch auch öfters auf Seite legen.
Man liest und hört ja wie oft von der Polizeigewalt in Amerika und dass diese oft nicht bestraft wird. Und genau dieses Thema wird hier thematisiert und was es mit den Menschen macht. Durch den Vorfall kommt es zu Demonstrationen und viele fordern Gerechtigkeit, während der Polizist von Teilen der Medien als Opfer dargestellt wird. Konkret geht es hier um die "weiße" Polizeigewalt gegen POC, die vor allem in Amerika immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Und es ist einfach nur bedrückend zu lesen, dass Eltern ihren Kindern beibringen müssen wie sie sich bei Polizeikontrollen verhalten müssen um eben nicht erschossen zu werden. Auch die Bewegung "Black Live Matters" wird hier aufgegriffen. Es ist einfach unglaublich wichtig, dass genau diese Themen mehr Gehör bekommen und ich hoffe es werden noch viel mehr Menschen dieses Buch lesen oder den dazugehörigen Film gucken. Dem Buch würde ich 5 von 5 Sternen gegeben, da es mich einfach so unglaublich bewegt hat. Es ist einfach erschreckend, dass es solche Vorfälle nach wie vor gibt und viel zu viele darüber schweigen oder sie klein reden.
Twentieth Century Fox Home Entertainment, Spieldauer: 128 Minuten, unter anderem mit Russell Hornsby, Regina Hall, Amandla Stenberg
Nach dem Film habe ich mich tatsächlich gefragt, ob ich das dazugehörige Buch auf dem dieser basiert tatsächlich kurz vorher gelesen habe. Es fehlen einfach unglaublich viele Schlüsselmomente, manches wird überhaupt nicht erklärt und einige Schlüsselmomente sind gar nicht mehr wieder zu erkennen. Man muss ja das Buch nicht 1:1 umsetzen, aber man sollte die Handlung wenigstens grob beibehalten. Vor allem den Handlungsstrang rund um Hailey hätte ich wahrscheinlich ohne das Buch gar nicht verstanden.
Auf mich wirkt es so als hätten sich die Drehbuchautoren nur inspirieren lassen. Vor allem in der letzten halben Stunde fiel mir das auf, dabei hat der Buch doch ein gutes Ende. Das Buch ist halt doch sehr umfangreich und da hätte man sich besser auf einige wenige Schlüsselmomente beschränkt anstatt das was gezeigt wird so abgehakt dazustellen.
Wenn man all das außer Acht lässt, dann ist es letztendlich ein guter und auch sehr wichtiger Film. Er richtet sich vor allem an die Jugend und für einen FSK12-Film hat er es ganz schön in sich. Die Altersfreigabe ist so gewählt, da es für viele Menschen in den USA zum Alltag gehört und genau das wird auch so dargestellt.
Und das ist das wirklich gute an dem Film: Es wird nichts geschönt. Es rutscht nicht ins melodramatische ab um einem klar zu machen wie schlimm so etwas ist. Vieles was gezeigt wird ist genauso schon zu oft geschehen, die Namen ändern sich aber mehr auch nicht. Der Film soll wachrütteln, sensibilisieren. Und er soll vor allem zeigen, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sein sollten, jedoch dieses nicht der Fall ist.
Auch der Kontrast zwischen den beiden Welten in denen sich Starr bewegt wird gut dargestellt. Es ist wirklich erschreckend wie unterschiedlich diese doch sind. Die Rollen sind zudem alle gut besetzt und es wirkt sehr authentisch.
Ich habe den Film auf Englisch gesehen, deshalb kann ich auch nichts zur deutschen Synchronisation sagen. Wenn man kein Problem mit Slang hat(zur Not gibt es ja auch noch Untertitel) würde ich auf alle Fälle zu der Fassung raten.
Alles in allem würde ich dem Film ganze 4 von 5 Punkten geben.
Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu?
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen.
LG