Wer kauft Wen?

Wir wollen nicht gänzlich ausschließen, dass der eine oder andere Parlamentarier tatsächlich eine weiße Weste hat, die meisten jedoch sind gekauft – von Firmen, die ihnen dafür im Gegenzug ein vergoldetes Altenteil anbieten.

Wer kauft Wen?Die Liste dieser Vertreter lässt sich unterteilen in besonders Prominente und besonders problematische Zeitgenossen. Einer von ihnen ist anhand seiner Körperfülle schwer zu übersehen. Stefan Mappus (CDU), der moppelige Ex- Ministerpräsi von Baden Württemberg, der bei den letzten Landtagswahlen tiefergelegt worden war, stand anschließend im Dienste des Pharmariesen Merck, bevor er hinschmeißen musste. Aus Inkompetenz? Ernst Urlau (SPD), der bis zum letzten Jahr als Präsident des Bundesnachrichtendienstes agierte, ist im Februar dieses Jahres als Berater zur Deutschen Bank gewechselt. Wenn das nicht passt. Ebenso Georg Fahrenschon (CSU), der bis 2011 bayerischer Finanzminister war. Augenscheinlich möchte auch er gerne im Training bleiben und hat daher diesen Monat seine neue Stelle als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes angetreten. Wenn man die Kontakte schon einmal hat, warum nicht.

Georg Adamowitsch (SPD) hat seine Kontakte als ehemaliger Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium ebenfalls genutzt und fungiert seit September 2011 als Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, einmal dabei – immer dabei. Ebenso Ole von Beust (CDU). Nachdem die Hamburger Bürgerschaft ihm die rote Karte gezeigt hat, füllt er sich sein Säckel bei der Roland Berger Strategy Consultants GmbH, einer Beratungsgesellschaft für Wirtschafts- und Unternehmensbereiche. Oder Walter Riester (SPD), bis 2002 Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Einst hatte er teils erfolgreich versucht, uns seine unnütze und wertlose Riesterrente anzudrehen. Heute sitzt er im Aufsichtsrat von Union Investment, der Firma, die seine Riesterrente vermarktet. Der Spitzenreiter unter den Bundestags- U- Booten ist jedoch unser allseits geschätzter Kurt Faltlhauser (CSU), der bis 2007 als bayerischer Finanzminister residierte. Man kann nicht sagen, dass seine Vorgesetzten seither gewechselt hätten, den heute steht er im Dienste der Investmentbank Rothschild.

Es gäbe noch viele Namen, die ich liebend gerne aufzählen würde, aber es sind einfach zu viele. Den einen vielleicht noch, weil’s einfach zu schön ist. Matthias Wissmann (CDU), unser einstiger Bundesverkehrsminister, ist heute Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). So gesellt sich gleich und gleich. Versuchen wir etwas anderes. Von 1991 bis 2012 haben 77 Politiker sich nach getaner Arbeit in Industrie und Wirtschaft angesiedelt. Darunter mag es durchaus ehrbare Gesellen geben, doch die Verstrickungen zwischen Politik und Wirtschaft sind angesichts dieser Aufzählung unübersehbar. Interessanter wird es nicht, wenn man sich die Parteizugehörigkeit der Fahnenwechsler ansieht. Von links nach recht: 9 Grüne und 19 SPDlerInnen. Nur 4 FDPler. Weil die ohnehin nie etwas zu sagen haben, bekommen sie auch keine Aufsichtsratsposten angeboten. 18 CDUler, das ist Platz zwei. Es folgen 7 Mitglieder der CSU und 19 parteilose Exparlamentarier, die sich den ersten Platz mit der SPD teilen müssen. Da ist kein spezifisches Verteilungsmuster zu erkennen. Die einzigen, die fehlen, sind die Piraten und die LINKE. Ansonsten scheint es völlig gleich zu sein, wer die Türen zum Bundestag durchschreitet. Beim politischen Establishment entscheidet nicht die Parteizugehörigkeit über den Grad der Korrumpierbarkeit.

Quellennachweis:

Lobbypedia



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