ZZ Top in Deutschland - Zwei Abende, eine Meinung

ZZ Top in Deutschland - Zwei Abende, eine Meinung

Selten haben wir hier die Möglichkeit, über Konzerte großer Bands zu berichten. Da kommt es einem Glücksfall gleich, dass gleich von zwei Abenden der aktuellen Tour von ZZ Top Berichte hier eingingen. Am 1. Juli waren Birgit und Dirk Voelzke alias Blackout Country in der Zitadelle Spandau. Und Mario Bollinger (Blue Note Blues Band) ließ sich den Auftritt der texanischen Bluesrocker beim Tollwood Festival in München nicht entgehen. Foto: Michael Nürnberg.

1. Juli: La Grange - Gewitter

Am 01. Juli 2013 gaben die Texanischen Bluesrocker Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard - besser bekannt als ZZ Top - ihr Stelldichein in der Zitadelle Berlin. Das mittelalterliche Festungsbauwerk nordöstlich der Spandauer Altstadt bot bei angenehmen Temperaturen das gewohnt familiäre und stilvolle Ambiente für die rund 6.000 Besucher.
Als Supportact startete am frühen Montagabend The Ben Miller Band. Das Trio aus Joplin, Missouri, zog mit seiner Energie aus Bluegrass und Delta Blues das Publikum bereits von der ersten Sekunde an in den Bann. Wer ihn kennt, dürfte sich ein wenig an den guten Seasick Steve erinnert gefühlt haben. Ebenso leidenschaftlich wie besagter Steve, lieferte The Ben Miller Band eine beeindruckende Performance aus leidenschaftlichem Gesang, urigem Spiel auf dem einsaitigen Bass, knackigen Drums, dem Wechsel aus Gitarren-, Banjo- und Mandolinensounds sowie eine grandiose Darbietung am Waschbrett. Darüber hinaus kamen in dem halbstündigen Auftritt Maustrommel, Mundharmonika und Posaune zum Einsatz. Ein großartiger Auftritt, der uns mit seiner Energie absolut mitgerissen hat. Die drei Vollblutmusiker haben sich immer wieder in charmanter Weise beim Publikum für deren Kommen und Applaus bedankt und brachten extrem glaubwürdig rüber, wie sehr sie sich über ihre erste Tour außerhalb der USA freuen. Wir hoffen auf ein Wiedersehen.

Punkt 20 Uhr begannen ZZ Top mit dem noch immer zeitgemäß treibenden und blues-rockigen “Got Me Under Pressure” ihren 75 minütigen Auftritt. Im gewohnten Zwillingslook samt glitzerbesetzter Sakkos und schickem Equipment betraten die bekennenden Bartträger Billy Gibbons und Dusty Hill das vielfarbige Rampenlicht, während Frank Beard im Hintergrund unaufgeregt, aber nicht minder präzise, seine Drumparts ablieferte. Die Setlist war eine Mischung aus Greatest Hits gespickt mit einigen Kostproben aus dem neuen Album “La Futura”, dass man an dieser Stelle dem geneigten ZZ Top Fan uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Der Sound war dankenswerterweise gut gemischt und nicht allzu laut, die Lichtshow hatte einen leicht nostalgischen Flair - was angesichts des Durchschnittsalters des Publikums durchaus seine Berechtigung hat. Darüber hinaus zeigten drei Videoleinwände rasante Achterbahnfahrten, Oldtimer, die durch die Texanische Wüstenlandschaft heizen und selbstverständlich jede Menge Cowgirls.

Insgesamt lieferten ZZ Top einen gut gelaunten und routinierten Auftritt mit wenig Überraschungen ab. Getrübt wurde die Show lediglich durch die insgesamt vielleicht etwas zu kurze Dauer (nach 14 Titeln war bereits Schluss) sowie dem heftigen Platzregen am Schluss, der während der zwei Zugaben für ein fluchtartiges Reißaus des Publikums sorgte.

Birgit Voelzke

2. Juli: Basic Amplifiers

Was überrascht einen, wenn man in ein ZZTOP Konzert geht? Die Vorband! Am 2. Juli 2013 stand als Opener von der Megaband ZZTOP ein absoluter Musikzwerg auf der Bühne des Tollwood Festivals in München. Aber die Ben Miller Band überraschte wirklich von ersten Song an und schaffte es, das Münchener Publikum in seinen Bann zu ziehen. Die drei Herren kamen auf die Bühne mit einen one string bass auf dem Waschzuber montiert, einen Minimalschlagzeug samt Waschbrett und unter Anderem einer akustischen 7-string Gitarre, die Ben Miller spielte. Was hier abging ist eine Mischung aus Bluegrass, Delta Blues und Appalachian Mountain Feeling. Wer Rev. Peyton liebt, mag auch die Ben Miller Band. Nacheinander zogen die Herren das Waschbrett, eine Posaune, Banjo und Mandoline, einen Satz Löffel und die Cigar Box Guitar hervor und spielten spannende Songs mit wirklich interessanter Instrumentierung. Zu den bekannten Songs gehörte eine Version in zwei Tempi von „House of the rising sun“ und zum Schluss eine Version von Lead Bellys „Black Betty“.
Das Waschbrett und selbst die Löffel vom Drummer Doug Dicherry waren elektrisch verstärkt und wurden durch Gitarreneffektgeräte gejagt, um sie als wahre Soloinstrumente in den Vordergrund zu bringen. Mit Echo, space sound und WahWah erfuhr das Waschbrett eine Wandlung zum Stevie Ray Vaughan oder Jimmy Hendrix Sound. Gitarrist Ben Miller benutzte einen ausgedienten Telefonhörer, um seine Stimmer möglichst dreckig zu übermitteln oder um die Blues Harp völlig abgefahren zu spielen. Der Bassist Scott Leeper mit einem One String Bass, der durch Ändern des Halses durchgestimmt wird, glänzte auch am Schlagzeug. Die völlig unbekannten Jungs um den Sänger und Gitarristen Ben Miller aus Joplin/Missouri lieferten einen wirklich spannende und emotionsgeladenen Auftritt ab.

Pünktlich um 20Uhr begann dann die Show der Texas Blues Helden ZZTOP mit Videoprojektionen unter dem Thema „Basic Amplifiers“, was immer wieder auf die Leinwänden vor dem Amps projiziert wurde. Auf der Bühne die zwei bekannten Auspuffmikrophone, das riesiges Drumkit von Frank Beard – sonst nichts. Keine Effektgeräte auf dem Bühnenboden, keine Amps, alles war sauber hinter den Projektionswänden versteckt oder einfach nicht notwendig. Der Sound von Bass und Gitarre einfach und solide gehalten. Und dann traten Billy, Dusty und Frank zur perfekt einstudierten Show an. Wie bereits gesagt: An ZZTOP überrascht nichts mehr, da die Band seit 1969 auf den staubigen Straßen der Welt unterwegs sind. Wallende Bärte, bizarre Gitarren und schicke Anzüge. Dazu synchrone Gitarren/Basslicks und Tanzschritte, die an Synchronschwimmen im Wüstensand von Texas erinnern. Nichts wirklich Neues, was man bei den Crossroad Festival Videos nicht auch schon gesehen hat, Aber trotzdem macht es Spaß, die Jungs so zu sehen und einen Querschnitt von der ersten bis zur letzten CD zu hören. Mit „Foxy Lady“ zollte ZZTOP Jimmy Hendrix Respekt, den sie mit einer Bildprojektion noch unterstützen. Wenn auch sparsam angesagt wurde waren die Jungs immer gut gelaunt und zu Späßen bereit. So präsentierte Billy Gibbons mit einem breiten Grinsen auf der Rückseite seine Gitarre einen monströsen Aufkleber mit dem Wort „BIER“ . Nach einer kleinen Umzugspause päsentieren Billy und Dusty Gitarren mit Schafspelzbesatz, die den Eindruck vom Wolf im Schafspelz noch mehr verstärken. In der Zwischenzeit lies sich Dusty noch ein Zigarillo anstecken, eine immer noch sympathische, wenn auch nicht zeigemäße Allüre, die wir eigentlich nur noch vom Altkanzler Helmut Schmidt kennen. Nach 2 Zugaben war pünktlich um 21.15Uhr Schluss. 75 wirklich unterhaltsame Minuten Texas Blues Rock mit ZZTOP haben sein Ende gefunden. Danach lud das Tollwood Festival mit seinen köstlichen Restaurationsbetrieben zum After Show Snack ein.

Mario Bollinger


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