Zwischenbericht: #armeleuteessen, Tag 11

Ein von Bernhard Madlener (@madlenerb) gepostetes Foto am 11. Mär 2016 um 11:24 Uhr

Elf Tage. Das erste Drittel des #armeleuteessen-Selbstversuchs ist geschafft. Auch die Wogen auf Twitter und Facebook scheinen sich fürs erste etwas geglättet zu haben. Dafür stellt sich bei mir selbst eine steigende Unzufriedenheit ein.

Zum einen ist die Anforderung, für Bürotage vorzukochen oder die nötigen Zutaten für ein leckeres nachhaltiges Mittagsmenü dorthin mitzubringen, mit meinem (aktuellen) Lebensrhythmus schlecht kompatibel: (private) Abendtermine verhindern ersteres, ein enger Terminplan und stressbedingte Vergesslichkeit erschweren letzteres. Immerhin: am Mittwoch hab ich mir die übrigen Spaghetti-Nudeln vom Dienstagabend mitgenommen und die KollegInnen mit einer ordentlichen Aglio-e-Olio-Wolke eingenebelt 😉

Am Donnerstag stand ich jedoch vor der Herausforderung, mir auf der Mariahilfer Straße ein (fertiges) Mittagessen oder zumindest eine ordentliche Jause zu besorgen. Zur Erinnerung: Es sollen täglich (Frühstück, Mittag, Abendessen) nicht mehr als sechs Euro verbraucht werden. Ohne Plan, mit sehr beschränktem Geld- und Zeitbudget nachhaltiges Essen einzukaufen, ist aber selbst auf einer „Shopping-Meile“ keine einfache Aufgabe.

Im Endeffekt marschierte ich genervt mit einer Art Bio-Baguette (250 Gramm, zum halben Preis von 1 Euro, da es vom Vortag stammte) und einer Packung veganem Schnittkäse aus einer Merkur-Filiale. Veganer Käse? Ja, weil mir der grad unter kam, ich neugierig drauf war und der Preisunterschied zu echtem Käse minimal war – beides (in der aufgeschnittenen Variante) im Bereich von 20 Euro pro Kilo. Wie auch immer: Veganer Käse schmeckt nach N I C H T S, selbst wenn „Cheddar-Style“ drauf steht und das Zeug orange gefärbt ist. Keine Ahnung, wer so einen Mist mehr als einmal freiwillig isst. Zudem ließ ich mich vom Wörtchen „bio“ blenden und vergaß, auf die Herkunft zu achten: Wenn „nachhaltig“ also nicht nur „bio“ sondern auch „saisonal“ und „regional“ bedeutet, bin ich in dem Fall zumindest an der letzten der drei Voraussetzungen gescheitert. Kleiner Trost: Bio-Käse (aus regionaler, österreichischer Produktion) wäre um die knapp drei Euro, die dieses (furchtbare) Mittagessen kostete, eh drin gewesen. Ich kann’s mir also zumindest fast white-washen, das Grusel-Menü…

Heute, Freitag, hab ich dann gleich auf’s Mittagessen verzichtet (wär’ sich eh nicht ausgegangen) und mir am Nachmittag daheim eine Jause (Brot und Käse, diesmal in lecker!) sowie später ein ordentliches Abendessen reingestellt. Die Entscheidung für Fischstäbchen mit Kroketten (beides laut Herstellerangabe bio bzw. nachhaltig) ist zwar in erster Linie den heutigen Essensvorstellungen meiner Tochter geschuldet – und der Tatsache, dass ich nicht zwei Menüs kochen wollte -, aber es war ein okayes Essen. Zumindest im Vergleich zum Vortag.

Lebensmittel-Highlights der Woche waren übrigens Bio-Bier und Bio-Radler. Zusammenfassend stelle ich nach elf Tagen jedenfalls fest: Ja, ich denke immer noch, dass es möglich ist, mit einem Sechs-Euro-Budget täglich nachhaltig zu essen; allerdings nur, wenn man Zeit hat, das ordentlich zu planen – und auch die Zeit (bzw. vor allem Lust!) aufbringt, seine Einkäufe in mehreren unterschiedlichen Geschäften zu erledigen.

Nun gut. Ich war noch nie einer, der leicht aufgibt – es bleiben 20 Tage.

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