Zusammenhalt und Enttäuschung bilden mehr als eine Freundschaft in „Moonlight“

Zwei Jungs schubsen sich. Sie nehmen sich gegenseitig in den Schwitzkasten. Dann liegen sie Seite an Seite auf der Wiese, starren in den Himmel, gänzlich aus der Puste. Einer der beiden steht auf, reicht dem anderen die Hand, zieht ihn hoch. See you later. Kevin ist der beste Kumpel von Chiron und konnte nicht mehr mit ansehen, wie andere seinen Kameraden immer und immer wieder herum geschubst haben. Deswegen die kleine Kunde in Selbstverteidigung.

Das wird Chiron noch öfters gebrauchen können. Denn er ist die Hauptfigur in Regisseur Barry Jenkins’ Moonlight, basierend auf dem Theaterstück “In Moonlight Black Boys Look Blue” von Tarell Alvin McCraney.

Moonlight erzählt die Geschichte von Chiron (als Kind von Alex Hibbert gespielt) und seinem besten Freund Kevin (Jaden Piner), wie sie zu Teenagern aufwachsen (Ashton Sanders & Jharrel Jerome) und irgendwann Erwachsende sind (Trevante Rhodes & André Holand). Dabei sucht Chiron sein ganzes Leben lang nach seinem eigenen Platz in der Welt, während das Erwachsen-werden in seiner Nachbarschaft in Miami nicht sonderlich einfach ist.

Moonlight

Alex Hibbert als Chiron (links) und Jaden Piner als Kevin (rechts) in „Moonlight“.

Obwohl Chiron eigentlich schon von Kindestagen an ein erwachsendes Verhalten an den Tag legen muss, wenn es um den Umgang mit seiner Mutter Paula (Naomie Harris) geht. Darin liegt von Beginn an seine größte Schwäche. Chiron ist ein ruhiges, schüchternes Kind, dass eher Dinge beobachtet, als sich irgendwo einzumischen. Aber in der Konfrontation mit der eigenen Mutter und ihrer Unlust, ihr Kind aufzuziehen oder Verantwortung zu übernehmen, steckt eine Notwendigkeit des allein-klar-kommens, der sich Chiron nicht widersetzen kann.

Die größte Kraft schöpft er dabei aus seiner Bekanntschaft zu dem Drogendealer Juan (Mahershala Ali) und dessen Freundin Teresa (Janelle Monáe). Die beiden kann er mehr seine Eltern nennen, als die eigene Mutter.

Und dann wäre da natürlich noch sein bester Freund Kevin. Gerade diese Freundschaftsgeschichte gibt Moonlight eine gewisse Stärke mit, die der Film noch viel mehr benötigt hätte.

Als Kinder sind Chiron (oder hier “Little” genannt) und Kevin beste Freunde. Kevin passt auf den zurückhaltenden besten Buddie auf. Als Teenager stürzen allerhand weltliche Probleme und Teen-Verhaltensweisen über die beiden herab. Das reicht von homoerotischen Gefühlen füreinander, bis hin zu erzwungenen Schulhof-Schlägereien.

Ashton Sanders als Teenager Chiron in „Moonlight“.

Vor allem im “erwachsenden” Teil von Moonlight, wo nun Trevante Rhodes und André Holland das Freundes-Duo verkörpern, verliert Moonlight an Biss. An keiner Stelle des Films werden andere Dinge ausgespielt als nur die Schüchternheit Chirons. Die schweren Lebensumstände, ganz gleich ob das Ghetto von Miami, die Prügeleien und Drohungen in der Schule oder die abstürzende eigene Mutter, all das entfaltet überhaupt nicht seine Wirkung und beeinflusst nicht, wer aus Chiron wird.

Der spätere erwachsende Chiron trägt für uns keine sichtbaren Narben, ob an der Oberfläche oder seelischer Natur, die uns zeigen könnten, was er bis zu diesem Punkt erlebt hat und was er ertragen musste.

Das passt zum Stil des Films, der wunderschön in Bild, Licht und mit Musik komponiert wurde. So zeigt sich auch die Story. Als reines Zusammenwirken dreier Einblicke in Abschnitte von Chirons Leben, die allerdings so sehr voneinander ferngehalten werden, dass hieraus keine emotionale Bindung zu den Figuren hervorgeht.


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