Mit der Zeit ist es eine komische Sache. Wir alle wissen, daß sie sich machmal qualvoll dehnt, daß sie manchmal rasend schnell vergeht und jeder hat hoffentlich die privaten Momente, wo er sich wünscht sie bliebe stehen, diese verdammte Zeit!
In der Frühzeit hatte jeder Punkt auf dieser Erde seine eigene Zeit. Der Mensch erhob sich wenn es hell wurde und legte sich zur Dämmerung nieder, zumindest wenn er nicht Bäcker, Räuber oder Fremdgänger war, Kerle halt, die die Nacht zu nutzen wussten.
Dann entstanden Staaten und regelmäßiger Handel oder wohl eher in umgekehrter Reihenfolge? Man musste navigieren, wissen wo man sich befand und wann man sich irgendwo befinden musste um Verabredungen einzuhalten, oder ihnen aus dem Weg zu gehen.
Rührige britische Astronomen legten den Nullmeridian durch Greenich im südöstlichen London und zählten die Längengrade nach Osten und Westen. Wenn man die Erde grob vereinfacht als Kugel betrachtet entspräche dies 360 Grad. Bei 24 Stunden eines Tages entspräche eine Stunde also 360 : 24 = 15 Grad. 5 Grad entsprächen 20 Minuten, 1 Grad also 4 Minuten. Da die Sonne im Osten eher aufgeht, muss die Längengraddifferenz einer geographischen Position östlich von Greenich in Minuten umgerechnet der UT, früher GMT, zugeschlagen werden, es ist dort also schon später am Tag.
Bei Punkten westlich von Greenich ist es umgekehrt. Die Längengraddifferenz einer geographischen Position muss hier in Minuten umgerechnet von der UT abgezogen werden, denn hier ist es früher am Tag als in Greenich.
Hauptsächlich praktische merkantile und politische Gründe haben dort wo es irgendwie möglich war, zur Einführung von Zeitzonen, also Zonen mit einer theoretisch festgelegten gleichen Zeit geführt. Dazu kam dann noch die berühmte Sommerzeit mit der man ursprünglich Energie sparen wollte und deren Sinn heute immer mehr angezweifelt wird.
Einige Beispiele:
(UT ) Greenich, Längengrad = 00,000 Grad, reale Zeitabweichung = 0 Minuten.
(UT+1) Berlin, Längengrad = +13,416 Grad, reale Zeitabweichung = + 53 Minuten.
(UT+1) Paris, Längengrad = +02,348 Grad, reale Zeitabweichung = + 09 Minuten.
(UT+1) Madrid, Längengrad = -3,703 Grad, reale Zeitabweichung = – 15 Minuten.
(UT+1) Mallorca, Längengrad = +2,652 Grad, reale Zeitabweichung = + 10 Minuten.
(UT-2) Gran Canaria, Längengrad = -15,346 Grad, reale Zeitabweichung = -62 Minuten.
Spanien hat also eine zeitliche Bandbreite von 72 Minuten von Mallorca bis zu den Canaren. Wenn man deren einzelne Inseln ausmessen würde, dann wäre der Unterschied noch größer. Aber wie oben erwähnt ist eine Zeitzone grundsätzlich etwas künstliches. Sie könnte im Prinzip zur Disposition gestellt werden und genau dies ist jetzt geschehen.
Die Regionalregierung der Balearen möchte auf Anregung der boomenden und deshalb mächtigen Tourismusindustrie auf dem Gebiet der Balearen ganzjährig die Sommerzeit gelten lassen und so den Touristen eine Sonnenstunde mehr pro Tag bieten. Morgens würden sie sowieso schlafen und Abends hätten sie dafür eine Stunde länger Sonne. Die Comunidad Valenciana soll auch schon darauf angesprungen ein? Die Katalanen werden bestimmt folgen, denn alles was sie von Madrid unterscheided macht die CAT-SEP’s grundsätzlich erst einmal heiss, ganz heiss!
Wer weiss, Madrid ist doch für sein Nachtleben bekannt, die berühmte Movida, könnte man also nicht die Zeit in Madrid auf Kanaren Zeit umstellen, dann könnten die Madrileños des Nachts zwei Stunden länger feiern und Morgens ausschlafen?
Die Gallegos hingegen, bekannt für wunderbare atlantische Sonnenuntergänge, könnten die Zeit doch einfach am Sonenuntergang anhalten und diesen 24 Stunden am Tag genießen und ungeheure Touristenmengen anlocken, oder habe ich da jetzt etwas falsch verstanden? Sie sehen, mit der Zeit kann die Zeit einen zur Zeit ganz schön konfus machen…