Zum Kugeln – das INH und der DZVhÄ

Über das Informationsnetzwerk Homöopathie hatte ich bereits berichtet – Kollegen, Wissenschaftler und grundsätzlich Interessierte hatten sich organisiert und bereits wiederholt getroffen, um mehr Transparenz und Öffentlichkeit in die Kritik an der homöopathischen Heilslehre in Deutschland zu bringen. Inzwischen sind Twitter, Facebook und Eigene Plattformen entstanden, die zum Beitreten und Schmökern animieren.

Der andere Big Player in der Diskussion, der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte DZVhÄ, hat dankbar auf die so genannte Freiburger Erklärung des Informationsnetzwerkes reagiert – mit wissenschaftlicher Unterfütterung durch die WissHom, der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie –
sie veröffentlichten einen „Reader“, der so wohlfeile Aussagen trifft wie

„Eine zusammenfassende Betrachtung klinischer Forschungsdaten belegt hinreichend einen therapeutischen Nutzen der homöopathischen Behandlung. Die Ergebnisse zahlreicher placebokontrollierter Studien sowie Experimente aus der Grundlagenforschung sprechen darüber hinaus für eine spezifische Wirkung potenzierter Arzneimittel.“, um dennoch festzustellen „Während die konventionelle Entwicklung von Medikamenten auf Forschung beruht, die sich dann der medizinischen Praxis stellen muss, ist die Homöopathie in erster Linie eine erfolgreiche medizinische Praxis, die sich der wissenschaftlichen Forschung stellen muss.“

Aber die Replik des Informationsnetzwerkes lässt nicht lange auf sich warten – „Der Reader enthält prinzipiell überhaupt keine neuen Informationen. Es handelt sich um teils seit Jahren bekannte Studien, Erhebungen und Gedanken. Wir fragen uns, warum also eine neue und so groß beworbene Veröffentlichung nötig ist.“ – und weiter: „Der Forschungsstand wird für homöopathische Verhältnisse zwar recht treffend beschrieben, aber wieso dieser nun plötzlich ausreichend Beleg sein sollte für eine spezifische Wirkung der homöopathischen Arzneimittel, ist nicht nachvollziehbar.“, denn „Es gibt keine Grundlagenforschung zur Wirkung homöopathischer Arzneimittel, die nachvollziehbar wissenschaftliche Evidenz aufweist. Es bleibt bei den bekannten Ergebnissen, die entweder als wissenschaftliche Unredlichkeit oder als nicht reproduzierbare Pseudoergebnisse erwiesen sind bzw. als Inanspruchnahmen nicht- oder halbverstandener Forschungsergebnisse aus fachfremden Forschungsbereichen.“

Die Homöopathen reagieren säuerlich – Unredlichkeit lässt man sich ungern attestieren. Im weiteren wird der o.g. Reader nochmals zusammenfassend dargestellt und gehuldigt, man möchte die Versorgungsforschung dem Wirksamkeitsnachweis vorziehen – was dem wissenschaftlichen Denken zuwiderläuft. Es wird bemerkt: „Fakt ist, dass die Verschreibung von Arzneimitteln in der Homöopathie individualisiert erfolgt. Prinzipiell (und nur etwas vereinfacht) kommt also jedes Mittel für jede Indikation in Frage.“, und Studiennachweise zu Einzelpräparaten seien so kostspielig, dass sie nicht durchführbar seien. Aber das sei ja auch nicht nötig, denn „in diesem Kontext wird verständlicherweise für registrierte homöopathische Arzneimittel kein Wirksamkeitsnachweis gefordert. Durch die Registrierung als Arzneimittel sind Herstellungsqualität und Unbedenklichkeit gesichert.“ Was nichts anderes heißt als: Unsere Mittel benötigen keinen Nachweis der Wirksamkeit, der Gesetzgeber hat sie durchgewunken, also dürfen wir sie an Patienten ausprobieren.

Es folgt die Replik der Replik – jetzt wieder das INH: „Nun sind wir vom Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) zwar nicht der Meinung, dass man neue Studien (RCTs) benötigt, um den Glaubenskrieg um die Homöopathie endlos weiterzuführen. Die Schlacht ist geschlagen, seit 200 Jahren, zuletzt noch einmal umfassend im Jahr 2015, als die australische Gesundheitsbehörde ihre mehrere Hundert Seiten starke, aber von der WissHom ignorierte Analyse der Nachweislage vorgelegt hat. Dort sind, ebenso wenig wie in irgendeiner anderen der von der WissHom angeführten Übersichtsarbeiten, keinerlei hinreichende Belege gefunden worden, die eine Anwendung der Homöopathie für irgendeine Indikation rechtfertigen würden.“ Unredlichkeit sei ein Urteil, dass jeder für sich selbst treffen muß – das Netzwerk möchte aufklären.


So ist der aktuelle Stand der Diskussion – wir dürfen beiden Seiten Gelassenheit attestieren – und ausreichend Aufmerksamkeit in der entsprechenden Anhängerschaft.

Der DZVhÄ bleibt seinem Standpunkt treu, dass die Füße der Patienten entscheiden und der vertrauensvoll-naive Glaube in die „Heiler“. Währenddessen setzt das Netzwerk Homöopathie auf Aufklärung, auf das nüchterne Betrachten wissenschaftlicher Fakten – und auf eine Neubewertung der Homöopathie z.B. durch eine politische Entscheidung, die Glaubuli aus dem Sonderstatus der „besonderen Therapierichtung“ in der Medikamentenforschung in Deutschland herauszunehmen – um einen Nachweis zu erwirken. Oder eben nicht.


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