Zum IM-Stephani: Richard Wagner, Mit Pastior im Salonwagen der Securitate

Online-Tagebuch
der Mitglieder des
publizistischen Netzwerks
Die Achse des Guten
Es ist in der Securitate - Debatte nicht anders als in jeder anderen Geheimdienstdiskussion auch. Die Zahl der Experten nimmt zu. Und immer ist es selbstverständlich, dass die Opfer die Beweise vorlegen müssen, und die Täter diese für nichtig erklären. Sie haben ein Recht auf ihre Bürgerrechte und wir haben keine Garantie für unsere Menschenwürde.
Zur Vorgeschichte:
http://www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article10329196/Enttarn.html
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/vom_nachlass_zur_hinterlassenschaft_1.8414825.html
Sie, die Täter, finden Verständnis an allen Ecken und Enden der Öffentlichkeit, und darauf setzen sie. Letzten Endes geht es ihnen darum, alles als ungewiss erscheinen zu lassen, und so eine Grauzone zu schaffen, in der zwischen Opfern und Tätern angeblich nicht mehr unterschieden werden könne.
So verlangen die verschiedenen Verteidiger Oskar Pastiors nach Beweisen. Als wüssten sie nicht, dass das, was vorliegt, deutlich darauf hinweist, dass es Material genug gibt, in den Akten der Opfer, und es nur eine Frage der Zeit sein kann, bis es auf den Tisch kommt, dieses und jenes, und noch viel mehr.
Bisher liegt gegen den IM „Stein Otto“ Folgendes vor:
Eine Verpflichtungserklärung in Handschrift nebst Unterschrift.
Eine als Täterakte angelegte Akte des Oskar Pastior.
Ein IM- Bericht betreffend die Bukarester Sprachwissenschaftlerin Ruth Kisch.
Ein Vermerk in der Akte des Schriftstellers Paul Schuster über die Quellen dieser Akte. Eine der Quellen ist „Stein Otto“ (Pastior).
Dazu kommen die jetzt von Dieter Schlesak in seiner Opferakte vorgefundenen zwei IM-Berichte und zwei Eintragungen in einem Maßnahmenplan dieser Akte sowie in einer Liste der gegen Schlesak eingesetzten Informanten: „Silviu“ (der Literaturhistoriker Heinz Stanescu), „Tatjana“ (unbekannt), „Walter“ (unbekannt), „Stein Otto“ (Oskar Pastior) und „Ludwig Leopold“ (Alfred Kittner).
Die genannten Dokumente liegen mir als offizielle Kopien der Aktenbehörde in Bukarest vor. Ich zitiere im Folgenden daraus:
In dem Maßnahmenplan vom 2. Juli 1966 wird die Ansetzung des Agenten „Stein Otto“ auf Dieter Schlesak beschlossen. Am linken Rand des Dokuments steht, wie bei durchgeführten Maßnahmen üblich, in Handschrift das Wort „ja“.
Der IM- Bericht vom 4. November 1967 wurde in der konspirativen Wohnung „Sahia“ aufgezeichnet, der Führungsoffizier ist Hauptmann Pestritu. Darin heißt es: „Im Gespräch mit Dieter Schlesak habe ich erfahren, dass er mit dem Literaten Dan Constantinescu diskutiert habe, der ein Konzept des Lebens nach dem Tod vertrete. Schlesak sagte mir, dass diese Frage, genauer, die Angst vor dem Tod, in seinem Denken einen immer größeren Platz einnehme. Ebenso hat Schlesak mir erzählt, dass er an einer Rezension zum Werk von O.W.Cisek schreibe. Er kritisierte die Flucht Ciseks vor Themen, die unmittelbar mit der Gegenwart zu tun hätten. Da Schlesak mich schon vor längerem gebeten hatte, ihm einen Band Gedichte von Pillat mitzubringen, die zum Teil von meinem Schwiegervater vor Jahren übersetzt worden sind, habe ich ihm bei dieser Gelegenheit den Band überreicht, den ich von meinem Schwiegervater in Hermannstadt erhalten habe. Aus dem Gespräch mit Schlesak hatte ich den Eindruck, das bei ihm eine psychische und physische Depression vorliege, ein Hass auf seine Familie und seine Vergangenheit, eine Tendenz zur Isolation und zum Individualismus. Auch sein Äußeres (schwarzer Bart) hat diesen Eindruck bei mir verstärkt.“
Der zweite IM- Bericht in gleicher Aufstellung und am gleichen Ort wurde am 21. März 1966 verfasst. Darin heißt es, der Informant habe einige Artikel und Rezensionen, sowie eigene Gedichte des Dieter Schlesak wieder gelesen, die in der Zeitschrift „Neue Literatur“ in den letzten Ausgaben des Jahres 1965 erschienen sind.
„Dieter Schlesak ist fast der einzige Kritiker der in dieser Zeitschrift Materialien über die Literatur in der DDR, in der Bundesrepublik und in Österreich publiziert. (...) Man merkt, dass der Autor sich mit den formalen Tendenzen dieser modernen Poesie (des Westens) identifiziert. Er nimmt die Entwicklungen in der modernen rumänischen Lyrik (und in anderen Ländern), und deren Beitrag zur Universalpoesie überhaupt nicht wahr. Man hat den Eindruck, das Schlesak hier für die eigene Schreibweise plädiere (er hat jeweils eine Aufstellung in zwei Ausgaben der Zeitschrift „Neue Literatur“) in Gedichten, die nach meinem Dafürhalten hermetisch sind, kalt, und denen es nicht gelingt, ein Gefühl oder eine verwertbare Botschaft in das Leben der Leser aus unserem Land zu bringen.“
So viel zu Pastior, und noch nicht alles zu Schlesak.
In der Diskussion ist heute in der FAZ ein weiterer bunter Vogel der Securitate- Geschichte aufgeflogen, wie der Falke in der Novelle.
http://www.faz.net/s/RubBE163169B4324E24BA92AAEB5BDEF0DA/Doc~EA2E368E8C7084DB09CD29064B86817FD~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Es handelt sich um Claus Stephani, der die Akten der Securitate im Laufe der Jahrzehnte unter drei Pseudonymen erheblich anschwellen ließ. Er berichtet jetzt von seinem Jugendpseudonym „Mircea Moga“, und tut so, als hätte es sich mehr oder weniger um eine Jugendsünde in den frühen sechziger Jahren gehandelt, um anschließend den Stoff für gleich mehrere Intrigen zu liefern. Dazu einer der Betroffenen, Dieter Schlesak:
http://schlesak.blogspot.com/2010/11/stephanis-verleumdung.html
Stephani, der erst nach der Wende in die Bundesrepublik kam, war unter zwei weiteren konspirativen Namen in späteren Zeiten als Redakteur der Zeitschrift „Neue Literatur“ aktiv: „Moga“ und „Marin“. Als „Marin“ kann man ihn heute in einem Securitate- Dokument, dass in einem Diskussionsforum der Siebenbürgischen Zeitung zitiert wird, vorfinden:
http://www.siebenbuerger.de/forum/allgemein/1347-faz-claus-stephani-und-die-securitate/#forumid21598
Darin heißt es: Beim Treffen , das am 31. Dezember stattfand, teilte mir die Quelle “Marin“ mit: „Am Morgen des 31. Dezember 1988 sei die Quelle telefonisch von der Frau des Pfarrers Ambrosi darüber informiert worden, dass der Schriftsteller Hauser Arnold, Chefredakteur der Zeitschrift „Neue Literatur“, in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember verstorben sei. Die Quelle, die Stellvertretender Chefredakteur derselben Zeitschrift ist, wurde instruiert, mit den anderen Mitgliedern der Redaktion zu diskutieren (...) Er soll uns weiterhin über die eventuellen Spekulationen oder Interpretationen des Falles informieren“.
Der Stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift „Neue Literatur“ war im Jahr 1988 Claus Stephani.
Wir kommen in den nächsten Tagen auf den Kasus zurück.

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