Zeremonientänze und Arbeitsteilung

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Hatten unsere Urahnen, die Jäger und Sammler, Zeit für sich selbst? Oder haben sie ihre ganze verfügbare Zeit für das Überleben gebraucht? Früher vermutete man, dass der Aufwand für die Nahrungsbeschaffung riesig war. Und dass erst viel später, durch den Ackerbau und die Arbeitsteilung, Zeit übrig war und sich einzelne als Priester und Fürsten spezialisieren konnten, sodass sie sich mit anderen Dingen wie Religion oder Philosophie beschäftigen konnten.

So war es nicht. Heute sind sich die meisten einig: bei der Fülle an Wildtieren (Vögel, Fische, Reptilien, Lurche) die es früher gab, war es ein leichtes, innert kurzer Zeit satt zu werden. Essbare Pflanzen gab es in Fülle und in jedem Baum fand man Eier, Insekten, Honig oder Früchte. Unsere Vorfahren hatten also viel, viel Zeit um sich mit Dingen zu beschäftigen, die nichts mit dem Überleben zu tun hatten.

Bei Kulturen wie den Papuas, den Aborigenes oder amerikanischen Ureinwohnern konnten Anthropologen noch beobachten, woraus das Leben bestand: es war eine phantastische Abfolge von Ritualen, Zeremonien und Tänzen, in die das Jagen und Sammeln untrennbar verwoben waren und bei denen auch alle Ereignisse des Lebens im Fluss des Stammes eingebettet waren und sich nichts losgelöst ereignen konnte! Während hunderttausend Jahren lebten Du und ich genau so!

Heute hat uns das extrem hohe Niveau an Arbeitsteilung einen unglaublichen Wohlstand gebracht. Wir haben ein Automobil um damit im Supermarkt CocaCola einzukaufen und wir haben ein Televisionsgerät, um damit in Echtzeit ein Ballspiel in einem fernen Land zu genießen.

Aber das Prinzip der Arbeitsteilung enthält nicht umsonst das Wort TEILUNG. Der Preis für den Wohlstand ist der Verlust der “Unteilbaren Einheit”. Unser Leben lebt von der konstanten auf-teilung der Dinge. Wir lehnen die Rituale, Zeremonien und Tänze natürlich ab. Aber dafür versuchen wir, wieder eine “Work-Life-Balance” herzustellen. Wir wollen unsere die beruflichen Aufgaben synchronisieren. Wir suchen ein Gleichgewicht, eine Einheit zwischen Kopf, Hand und Bauch. Alle ist zerstückelt, alles sucht Einheit.

Ich glaube nicht, dass man das heute ändern kann oder soll. Aber ich glaube, dass man das intensiv beobachten und wahrnehmen muss. Dass man es benennen soll. Und dass dann Versöhnung geschieht. 


Bild: Tiere Erschaffen den Menschen / 50cm x 70cm / Acryl auf Abdeckpapier /
2010, Nr.10-105



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