Und dann schaut Sie zurück,
zu dem Moment
da Sie Ihn erkannt hat,
und sieht im Zeitraffer
wie sich Tag an Tag reihte,
die Tage in Wochen mündeten,
wie plötzlich aus Wochen
Monate geboren wurden,
und sieht das ein volles Jahr
kurz vor der Vollendung steht.
Und Sie kommt zu der Überzeugung,
dass Sie genügend Brücken gebaut,
genug Spuren und Worte
für ihn hinterlassen hat.
Und schmerzhaft wird Ihr klar,
wie viele Enttäuschungen Sie
erfahren, angenommen, verinnerlicht,
und immer wieder verziehen hat.
Und leise flüstert die Erkenntnis ihr zu,
dass Sie etwas ändern muss.
So deutlich sieht Sie plötzlich vor sich,
dass er sich in all dieser Zeit,
nicht wirklich auf Sie zu bewegt hat,
und sie fühlt tief in ihrem Inneren,
Sie wird kein weiteres Jahr stehen bleiben.
Keine Brücke hat er zur Gänze überquert,
keine ihrer Spuren bis zum Ende verfolgt,
immer kam er nur bis zur Mitte,
obwohl sie immer wartend dort stand,
ihm mit offenem Herzen entgegenkam,
immer mit dargebotener Hand,
nur um ihn wieder umkehren zu sehen,
in seine eigene Welt der Sicherheit und Stille.
Und Sie steht da, auf der letzten Brücke,
und weiß, wenn dieses Jahr sich vollendet,
nimmt Sie Dankbar all die Liebe die in Ihr einzog,
all dieses Fühlen, das Sie erleben durfte,
liebevoll und dauerhaft beschützend in sich auf,
dreht sich um und verlässt den Ort des Wartens,
um neuem Erleben entgegen zu gehen.
© Erika Flickinger