Wollt Ihr die totale Ökonomisierung?


„…Das Beispiel des kalifornischen Unternehmens Uber zeigt, für wie lukrativ dieses Geschäftsmodell von Investoren gehalten wird. Im Jahr 2013 soll allein Google 258 Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt haben, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ, 22.12.2013). Seine Erfolgsgeschichte begann als Limousinenservice in San Francisco, der ohne eigenen Fahrzeugpark auskam. Statt dessen stellt das Unternehmen den Fahrern, die das komplette unternehmerische Risiko tragen, nur eine App zur Verfügung, welche die Bestellung eines Wagens für die Nutzer komfortabler machte als bei den herkömmlichen Fahrdiensten. Nach Paris, London, Amsterdam und Stockholm ist der Dienst seit dem 7. Februar 2013 in Berlin als fünfter Stadt in Europa zu beziehen. Am 15. April 2014 kam in Deutschland der Dienst Uber Pop hinzu, über den auch Privatleute Fahrten anbieten. Die mit Kreditkarte zahlenden Nutzer, auch hier gehen 20 Prozent an das Unternehmen, können sich in bislang mehr als 200 Städten in der Welt abholen lassen. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sieht in Uber Pop und seinen Pendants Wundercar und Lyft (in den USA) das Potential, »eine echte kleine Revolution auszulösen in der Art und Weise, wie wir uns durch die Stadt befördern lassen.« (FAS, 7.9.2014) Durch die neue Vielfalt an Autos, Fahrern und Preisen würde der Taximarkt kundenfreundlicher werden.

Neben Transportvermittlungsunternehmen, die für gut ausgebildete Berufstaxifahrer eine existenzgefährdende Billigkonkurrenz darstellen, gehören auch Zimmervermittlungsdienste wie Airbnb zum Bereich der Sharing Economy. Der Service bietet in 192 Ländern mehr als 350000 Gästezimmer von Privatleuten an und konkurriert mit dem Hotelgewerbe. Da sich immer mehr Patienten mit Hilfe von Internetplattformen untereinander sowie mit Forschern, Ärzten, Pflegekräften, Kostenträgern, Herstellern medizinischer Gerätschaften und Pharmaunternehmen über die besten Behandlungs- und Pflegemethoden austauschten, zählt Jeremy Rifkin auch die sogenannte partizipative Medizin zur Sharing Economy.

Totale Ökonomisierung

Dabei zeigt sich gerade hier, daß der von ihm prognostizierte Rückzug der an Profit interessierten Unternehmen ein bloßer Wunschtraum ist. Für die Pharmakonzerne sind die Selbsthilfegruppen und -plattformen von Patienten eine willkommene Plattform, um Werbung für ihre Medikamente zu machen. Mit den Kundenrezensionen auf Internetplattformen wurde daher auch nicht das Ende der Werbewirtschaft eingeleitet, wie Rifkin meint. Statt dessen eröffnet sich für die Agenturen der Reklamewirtschaft ein interessantes neues Betätigungsfeld für ihr manipulatives Geschäft. Bei genauer Betrachtung bewirkt die Sharing Economy das genaue Gegenteil von dem, was Rifkin prophezeit. Statt den Kapitalismus zu verdrängen, erschließt sie ihm neues Terrain. »Bald, so jedenfalls spekuliert man in Silicon Valley, könnte Uber seine Flotte auch für Lebensmittellieferungen einsetzen; oder eben als Bringdienst für all jene Dinge, die man bisher auch deshalb kaufte, damit man sie im Zweifelsfall sofort zur Hand hat: Grills, Leitern, Bohrmaschinen«, schrieb Harald Staun in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (22.12.2013). Den Erfolg von Firmen wie Airbnb oder Uber führt er darauf zurück, daß die Informationstechnik von heute Lebensbereiche erschließt, die bisher für eine Kommerzialisierung uninteressant waren. Ihre Arbeitsweise ermögliche jedem, auch noch seine Freizeit zu verkaufen. »Die Sharing Economy«, urteilt der Journalist, »ist nichts anderes als die totale Dienstleistungsgesellschaft. (…) Das war schon immer der Trick des Kapitalismus: Uns zu verkaufen, was es vorher umsonst gab. Jetzt hat er die neueste Marktlücke entdeckt; den Kommunismus.«“

Quelle und gesamter Text: http://www.jungewelt.de/2014/09-18/024.php


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