Wohndesign mit Biofarben: Die tiefere Schönheit der Natur

Aus der Perspektive der Ästhetik lässt sich die Natur eigentlich nur bedingt durch menschgemachte Chemie übertreffen. Die pure Essenz und Schönheit der Natur trägt sowohl die Qualitäten des Schönen als auch des Sublimen in sich. Nichtsdestotrotz gelten für viele „Ökologie“ und „Design“ immer noch als zwei Gegensätze, die sich nur ganz selten vertragen. Und das völlig zu unrecht!

Wir haben uns etwas schlauer gemacht und möchten das, was wir herausgefunden haben nun in zwei Teilen bereichten. Im ersten Teil geht es um Naturfarben, Ökologisches Renovieren und Malern in einem Interview mit dem Gründer und Geschäftsführer von Biofarben Wolfgang Güse über die Geschichte hinter der Firma und die besondere Ästhetik und Designaspekte von Naturfarben. Die Firma arbeitete bereits mit vielen namhaften Designern und beweist, dass gerade Naturfarben eine tiefere Schönheit verschaffen.

Im zweiten Teil berichten wir über unsere eigenen Erfahrungen zum Thema Ökologisches Renovieren und teilen viele hilfreiche Tipps und Wissenswertes zum Thema ökologisches Renovieren und Malern.

Interview mit Wolfgang Güse, Gründer von Biofarben

Wie ist die Gründungsgeschichte vom Unternehmen Biofarben?

„Gegründet haben wir 1984. Die beiden Gründer, mein Partner Andreas Lohmann und ich, waren damals noch Studenten. Um Geld zu verdienen haben wir gemalert, damals noch mit konventionellen Farben. Eine Kundin hat uns dann angesprochen, ob wir nicht ihre Fenster mit ökologischen Farben malern könnten. Die waren damals noch völlig unbekannt. Es gab eine Firma, die das angeboten hat, und dann haben wir mit ökologischen Farben die Fenster gestrichen. Wir waren begeistert und wollten, dass diese Farben mehr Leuten zugänglich gemacht werden. Also haben wir einen Farbenladen mit angeschlossenen Malereibetrieb in Kreuzberg aufgemacht.

Zu dieser Zeit gab es in Berlin viele besetzte Häuser, da haben wir viele große Mietshäuser für die damalige STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, einer alternativen umweltbewussten Sanierungsgesellschaft gestrichen, und so sind wir dann relativ schnell gewachsen und sind in größere Räumlichkeiten in die Pariser Strasse nach Wilmersdorf gezogen. Irgendwann gab es auch eine Filiale in London, und mittlerweile haben wir auch eine Agentur in Finnland. Wir sind dann also kontinuierlich gewachsen.

Wohndesign mit Biofarben: Die tiefere Schönheit der Natur

Lauderdale Drive: kompletten Umbau eines Wohnhauses in London

Die Biofarben Hausfarben werden nach unseren eigenen Rezepturen produziert. Sie sind natürlich alle volldeklariert und die Rohstoffe kommen soweit möglich komplett aus einem ökologischen Kreislauf. Das besondere dabei ist, dass es nicht irgendwelche Rezepturen sind. Wir haben unsere Farben nicht nur auf die Ökologie, sondern auch auf die Verwendbarkeit und Verarbeitbarkeit optimiert. Sie haben eine spezielle Qualität, weil wir von Anfang an beides waren: Großhandel, Einzelhandel und Verarbeitung, und die Ergebnisse der Verarbeitung sind in die Rezepturen hereingeflossen. Die Farben sind alle von unseren Handwerkern getestet, so dass sie sich möglichst professionell und gut verarbeiten lassen: sie sollen gut decken, nicht vergilben und gut trocknen. Billigere Farben sind oft nur scheinbar billiger, da sie oft einfach nur höhere Wasseranteile haben, dadurch dann aber viel schlechter decken, so muss man dann drei mal streichen, letztendlich ist das teurer. Es macht also nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch viel mehr Sinn eine Farbe zu haben, deren Rezeptur zu einem optimalen Ergebnis führt.“

Wie ist es mit der Produktion dieser Farben, wo und wie werden diese produziert?

„Es wird nach unseren Rezepturen an verschiedenen Stellen in Deutschland produziert. Einige Farbtöne mischen wir auch in unserer Manufaktur. Wie die Farben produziert werden hängt von dem Bindemittel ab: ob Wandfarben aus Lehm, oder aus Kalk, oder aus Naturharz gemischt sind. Die Rohstoffe stammen aus der Natur und werden zusammen mit Bindemitteln und entsprechenden Pigmenten und Ölen miteinander verkocht und dann zu Rezepturen verarbeitet.

Die Rezepturen haben eine lange Vorgeschichte. Als wir in den 80ern angefangen haben, waren die ersten Rezepturen, was Deckfähigkeit, Trocknung und Haltbarkeit betrifft, noch um Welten schlechter als die Farben, die wir heute haben. Da hat sich durch unsere Erfahrung viel geändert. Wie man sehr professionelle Naturfarben herstellen kann, ohne Kunststoffe hinzufügen zu müssen, das ist zum Teil auch eine leidvolle Geschichte, da wir auch erst mal lernen und Lösungen entwickeln mussten.“

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Biofarben unterstützt die Gemeinwohlökonomie. Was bedeutet das für euch konkret?

„Das heißt, dass wir vielen der Aspekte intern wie extern treu sind. Von den Inhaltstoffen, die wir verwenden, wissen wir, dass diese der Umwelt und der Gesellschaft nicht schaden. Die Idee der Gemeinwohlökonomie ist, dass man eben nicht irgendwelche Chemikalien verwendet, bei denen die teuren Entsorgungskosten vergesellschaftet werden. Das ist bei uns nicht der Fall. Auch bei der inneren Betriebsstruktur verfahren wir anders, als es in vielen Firmen der Fall ist. Es gibt zum Beispiel Gemeinwohlökonomie-Bilanzen, bei denen die verschiedenen Kriterien von der Ökologie bis zum sozialen Klima innen und außen erfasst werden. Danach orientieren wir uns sehr stark.“

Welche ästhetischen Vorteile bieten Biofarben?

„Design ist für uns schon immer ein großes Thema gewesen, weil wir mit vielen namenhaften Designern zusammengearbeitet haben, die ursprünglich nicht über die Ökologie, sondern über die Schönheit, über die Ästhetik von natürlichen Oberflächen zu uns kamen. Ein Beispiel ist sind unsere echten Silikatfarben. Damit haben wir zum Beispiel die Villa von Erik Spiekermann in London gemacht. Wir haben für verschiedene Modelabels und für BMW mit Silikatfarben gearbeitet, weil die Farben diese besondere, matte Tiefe haben, die andere Farben eben nicht haben. Sie haben ein ganz anderes Licht, eine andere Lichtreflektion. Sie ergeben ein viel harmonischeres Licht als es Kunststoffe tun. Kunststoffdispersionsfarben wirken tot. Ökologische Oberflächen haben eine lebendige Harmonie, das ist eine einzigartige Ästhetik. Das ist, was für uns zukünftiges Design ausmacht.“

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Was ist eure Position zu Farbtrends?

„Farbtrends sind immer Moden unterworfen. Natürlich haben wir nichts gegen Farbtrends. Es gibt Zeiten, in denen wir beobachten, dass vor allem Weiß- und Grautöne geliebt werden. Irgendwann hat sich das überholt, man möchte wieder mehr Farben in der Wohnung und buntere Töne werden wieder geliebt. Viel wichtiger finden wir jedoch sowohl die individuellen als auch die architektonischen Präferenzen, weil die Farben auch eine Wirkung auf das Raumerleben haben. Wir versuchen in unseren Farbberatungen sowohl der Architektur, den Regeln der Baubiologie als auch der Individualität der Kunden gerecht zu werden, damit sich die Menschen in dem Ergebnis wiederfinden. Für unsere Farbberatungen und Wohnberatungen haben wir ganzheitliches Konzept entwickelt, dass diesen Aspekten und auch den schönen lebendigen ökologischen Oberflächen in einzigartiger Weise gerecht wird. Unsere Farbkonzepte sind zum Beispiel so, dass sich bestimmte Farben und Oberflächentechniken in der gesamten Wohnung wiederfinden, und bestimmte Farbakzente in den einzelnen Räumen in verschiedenen Zusammensetzungen wiederholt werden. Da geht es vor allem darum, dass alles zueinander passt und harmonisch wirkt, dabei ist die individuelle Entwicklung des Farbkonzeptes wichtiger als ein Modetrend.“

Was ist der Gedanke hinter eurer eigenen Farbkollektion Wandklang?

„Die Kollektion Wandklang besteht aus 42 Tönen, die nach Goethes Prinzip der Farbharmonie entwickelt sind. Sie sind jeweils ohne Schwarzanteile. Während normale Farben aus der Mischmaschine in der Regel mit Schwarz abgemischt werden, werden die Wandklangtöne immer mit dem bunten Gegen-Ton abgemischt. Dabei verwenden wir als Bindemittel ein hochreflektierendes mattes Wasserglas. Dadurch erhalten sie eine außergewöhnliche Farbtiefe und haben in diesen 42 Tönen auch eine erstaunlich harmonische Wirkung miteinander. Mit dieser Kollektion wird es auch dem Laien, der vielleicht Mut braucht, sich von Weiß zu lösen, relativ leicht gemacht, sich an Farbtönen zu bedienen und Farbakkorde zusammenzustellen.“

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Villa Stärk: Dachgeschosswohnung mit Biofarben Wandklang

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