Wir trinken auf gute Freunde!

Eltern, das waren die Alten, die Uncoolen, die komische Klamotten tragen und keine Ahnung davon haben, was angesagt ist. Das habe ich zumindest als Teenager gedacht. Damals waren aber auch Abiturienten unfassbar cool und super schlau, weil sie ja gerade Abi machten. Kaum im Studium angekommen, waren Schüler grundsätzlich kleine Kinder und ich kam mir als Erstsemester schon ziemlich erfahren und reif vor. Zeiten ändern sich und mit ihnen unsere Rollen und unsere Wahrnehmungen. Das ist auch alles gut und richtig so, aber manchmal fällt es doch schwer, zu verstehen und zu akzeptieren, dass sich gerade einmal wieder alles geändert hat. Vielleicht hatten wir deswegen auch so einen Respekt davor, wie es sein würde, auf einmal Eltern zu sein.

Ob wir bereit waren, wussten wir nicht. Woher denn auch? Wir hatten es ja noch nie ausprobiert, wir wussten ja gar nicht, was auf uns zukommt und wie sich Elternsein so anfühlt. Neben den Sorgen, ob wir unserer Elternrolle gewachsen sein würden, stellten sich natürlich auch die Fragen: Sind wir bereit, einen Gang runterzuschalten? Wollen wir auf durchzechte Partynächte (zumindest eine Zeit lang) verzichten? Ist unsere Reiselust momentan gestillt oder wollen wir noch unbedingt ferne Länder erkunden? So viele Fragen schwirrten uns im Kopf herum, die wir in den meisten Fällen mit: „Ich glaube schon!“, beantworteten. Wir wussten nicht, ob wir bereit waren, unser „altes“ Leben aufzugeben. Wir wussten nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt war, ein Kind zu bekommen, ob wir die Schwangerschaft, das junge Elterndasein und unsere kleine Familie gut meistern würden. Was wir nur wussten und das ganz sicher, war: Wir wollten es probieren, wir wollten ein Kind, wir wollten eine kleine Familie sein.

Elternsein bedeutet Veränderung

Es änderte sich Vieles. Kaum war ich schwanger waren Raucherkneipen – und davon gibt es in Hamburg jede Menge – genau wie Alkohol natürlich tabu. Die Zeit der wilden Wochenenden war vorbei und somit waren wir einfach bei gewissen Treffen nicht mehr am Start. Alle Freunde gingen am Samstag gemeinsam auf eine Electroparty, wir gingen um 21 Uhr schlafen. Unsere Freunde trafen sich zum Craft Beer Day, wir machten eine Radtour. Schon in der Schwangerschaft zeichnete sich ab, dass wir uns veränderten und langsam in unsere neue Rolle als Eltern fanden. Diese Veränderung haben einige Freundschaften nicht überlebt. Die gemeinsamen Nenner waren zu klein und die unterschiedlichen Interessen zu groß. Ich muss dazu sagen, dass wir die ersten aus unserem engen Hamburger Freundeskreis waren, die Nachwuchs erwarteten, also gewissermaßen Pioniere.

Viele Bekanntschaften oder vermeintliche Freundschaften verliefen sich also schon in der Schwangerschaft aber spätestens nach der Geburt unseres Sohnes im Sande. Ja ja, da hatten unsere Eltern Recht, die uns schon zur Schulzeit sagten, dass Freunde kommen und gehen und dass manche Freundschaften nur einen Lebensabschnitt, andere das ganze Leben lang halten. So traurig es war, dass viele Freundschaften litten oder sich in Luft auflösten, so schön war es, dass gewisse Freunde ganz beständig an unserer Seite standen und stehen. Diese Freunde haben uns sehr geholfen, in unsere Elternrolle hinein zu finden. Und diesen Freunden sind wir unfassbar dankbar. Dankbar für die unzähligen Mittagspausen mit schreiendem, schlafendem und lachendem Baby. Dankbar für offene Ohren, für Anteilnahme, für viel Verständnis und für Unterstützung. Dankbar sind wir für diese tollen und treuen Freunde und natürlich Geschwister und Eltern.

Familiesein ist das größte Glück

Ohne diese wunderbaren Menschen hätten wir nicht so gut in unsere neue Elternrolle gefunden. Denn auch wenn unser Sohn für uns das größte Glück bedeutet, mussten wir mit dieser krassen Veränderung erst einmal fertig werden. Müssen wir heute auch noch. Immer noch kommt manchmal dieser Wunsch durch, jetzt einfach das zu machen, worauf man Lust hat. Abends bei strahlendem Sonnenschein einfach mal ein Glas Wein in der Bar um die Ecke zu trinken, eine ganze Nacht durchzufeiern oder ganz spontan über das Wochenende ans Meer zu fahren, ohne irgendetwas zu planen oder zu buchen. Es gibt diese kleinen Momente, in denen uns diese riesengroße Verantwortung für unseren Sohn über beide Ohren wächst, in denen wir gerne kurz einfach nur für uns wären, in denen wir wehmütig an damals denken. Diese kleinen Moment sind ok, denn wir mochten unser „altes“ Leben. Doch diese Momente sind kurz. Groß und überwältigend ist der Moment des unfassbaren Glücks und der puren Freude über unseren Sohn, über unsere kleine Familie und über unser Leben.

Vieles ist anders geworden seit der Geburt unseres Sohnes. Viele Menschen haben uns enttäuscht. Viele haben uns sehr glücklich gemacht. Viele Freundschaften gehörten zu unserem alten Lebensabschnitt. Viele Freunde sind noch engere, noch treuere Begleiter geworden. Elternsein hat uns gezeigt, dass wir im Leben mit Veränderungen umgehen müssen und dass wir sie meistern können. Elternsein bedeutet für uns, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen und mit einem alten gewissermaßen abzuschließen. Elternsein ist für uns in jeder Hinsicht besonders: besonders anstrengend, besonders herausfordernd, besonders aufregend, besonders neu – aber vor allem ganz besonders schön.


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