Wie man in eine Krise gerät – und auch wieder heraus. - NEIN, was 4 mutige Buchstaben im Leben bewirken können. Eine Rezension des neuen Buch von Anja Förster und Peter Kreuz

NEIN, was 4 mutige Buchstaben im Leben bewirken können. Eine Rezension des neuen Buch von Anja Förster und Peter Kreuz

Stellen Sie sich vor, Sie kommen in einen Raum und sollen dort eine einfache Wahrnehmungsaufgabe lösen: Von vier gezeigten Linien sollen Sie sagen, welche zwei gleich lang sind.
Kinderleicht, denken Sie und geben die richtige Antwort.
Doch die anderen fünf Teilnehmer geben eine ganz andere Antwort.
Das wiederholt sich ein paar Mal.
Was machen Sie?

Manchmal bedarf es nicht viel, um in eine Krise zu geraten.
Der junge Mann im Experiment geriet bestimmt in eine. Denn er glaubte schnell, seiner Wahrnehmung nicht mehr trauen zu können.
Und beugte sich dem Gruppendruck.

Warum sagen wir oft Ja, wenn wir eigentlich Nein meinen?

buch_neinDas ist die zentrale Frage, die Anja Förster und Peter Kreuz in ihrem neuen Buch „NEIN – Was vier mutige Buchstaben im Leben bewirken können“ beantworten wollen.

Eine Antwort: Es ist unsere Angst vor Ablehnung. Genauer gesagt, der Ausschluss des Einzelnen aus einer Gruppe. Das wurde schon immer als Strafe verwendet. Sie schreiben:

„Die Gefängnisstrafe, die Verbannung, die Vogelfreiheit, die Entlassung, die Rücktrittsforderung, der Entzug von Bürgerrechten, die Vertreibung oder das Scherbengericht im alten Athen …“
Für die Gruppe ist das Wegsperren, Wegjagen, Ignorieren oder wie auch immer geartete Ausstoßen immer eine Erleichterung. Die Homogenität der Gruppe wird dadurch gewahrt, was den Gruppenmitgliedern gute Gefühle gibt.“

Doch diese Angst vor dem Neinsagen müssen wir erkennen und überwinden, sonst geraten wir unter Umständen in eine Krise.

Im Klappentext beschreiben die Autoren das laserscharf:
„Jeden Tag müssen wir Entscheidungen treffen, ob große oder kleine. Und jedes Ja zu einer Alternative zieht automatisch ein Nein zur nächsten nach sich. Nein zwingt uns Position zu beziehen. Nur das Nein schafft Platz fürs Ja.

Das Nein ermöglicht uns, auf persönlicher, beruflicher und gesellschaftlicher Ebene Grenzen zu setzen, um das zu schützen, was uns etwas bedeutet. Drei Fragen helfen dabei:

  1. Wozu bin ich bereit, nein zu sagen?
    Was wir entscheiden, nicht zu tun, ist mindestens so wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, als da, was wir entscheiden zu tun.
  2. Welchen Preis bin ich bereit, dafür zu zahlen?
  3. Welche Dinge sind es wert, stattdessen getan zu werden?

Diese Fragen fordern uns auf dazu, dem Leben mit Wachheit zu begegnen. Der Schlüssel dazu: Wir müssen uns regelmäßig die Zeit nehmen, über das eigene Leben nachzudenken.“


In welche schlimmen Krisen es führen kann, wenn man nicht rechtzeitig oder entschieden genug NEIN sagt, zeigen drei Beispiele:

  • Der VW-Skandal um die Schummelsoftware zur Abgasreduzierung wird das Unternehmen Milliarden kosten –
    weil an der entsprechenden Stelle ein Entwickler, ein Abteilungsleiter oder ein Vorstand nicht Nein sagte.
  • Die Pleite, die Samsung gerade mit seinem Galaxy Note 7, erlebt, kostet das Unternehmen voraussichtlich etwa 17 Milliarden, weil man nicht früh genug NEIN sagte zur mittlerweile üblichen Praxis des Beta-Testen durch den Kunden.
  • Die meisten Ehekrisen entstehen durch Fremdgehen, weil man in einer stressigen Situation oder einem schwachen Moment zu der lockenden Versuchung nicht NEIN gesagt hat.

Anja Förster und Peter Kreuz analysieren in Ihrem Buch klug und tiefgehend die Gründe für die Notwendigkeit des Neins in der heutigen Zeit. Hier sind einige der Gründe:

Die Auflösung von Grenzen.

Vor 100 Jahren war die Welt überschaubar, so wie für den Ureinwohner im Urwald, der keinen Kontakt zur Außenwelt hat. Durch die Globalisierung und Digitalisierung haben  sich „… die Grenzen zwischen Geschlechtern, Grenzen der Moralvorstellungen, Grenzen zwischen Gesellschaftsschichten, Kulturen, zwischen Arbeit und Freizeit oder Grenzen des Machbaren verwischt und manchmal kaum noch zu erkennen.“

Doch die Explosion der Wahlmöglichkeiten führte zu der ganz neuen Situation, dass Sie „Ihre Prioritäten nicht an Konventionen oder Traditionen abgleichen, sondern allein an Ihren eigenen Wertmaßstäben und Wünschen.“

Doch mehr Wahlmöglichkeiten machen nicht automatisch glücklicher. Das eigene NEIN wird somit zum unverzichtbaren Wort, um in der Flut der Möglichkeiten nicht den Überblick zu verlieren.

Nicht überraschend, dass Bürgerbewegungen oder Politiker, die klare Neins formulieren und Grenzen fordern oder bauen lassen wollen, gerade großen Zuspruch erfahren.

Entscheidungssicherheit gibt es nicht.

Selbst die alltäglichsten Dinge wie die Wahl eines Telefon-, Internet-, Strom-, Handytarifs etc. erfordert von uns heute eine höhere Entscheidungskompetenz als noch vor zwanzig Jahren. Doch egal wie viele Daten und Fakten und Vergleiche wir zu Rate ziehen, unser Handeln bleibt von Unsicherheit getrübt.

Doch zu viele Optionen zu haben führt schnell zur Überforderung. Hier bietet das Buch eine „Typologie der Unentschiedenheit“ mit den Dimensionen „Orientiert vs. Unorientiert“ und „Aktiv vs. Reaktiv“. Das Verstehen der vier resultierenden Typen „Stammgast, Pauschaltourist, Träumer und Globetrotter“ liefert für die Selbst- und Fremderkenntnis ein lohnendes Instrument.

Orientierung und Entschiedenheit sind heute Schlüsselkompetenzen.

Der Tauschhandel in der Arbeitswelt noch vor vierzig Jahren lautete: „Fremdbestimmung gegen Sicherheit und Planbarkeit.“ Aber dieser Deal gilt nicht mehr. Nirgends gibt es noch Jobsicherheit, was aus der Rente wird, weiß niemand, ob es unsere Kinder mal besser haben werden als wir … „Was für die Nachkriegsgeneration Selbstverständlichkeiten waren, ist heute nur noch Illusion.“

Was will ich?“ Das ist die große Frage.

Doch weil es keine vorgezeichneten Wege mehr gibt, müssen wir unseren eigenen Weg selbst suchen. Das ist eine riesengroße Chance – und kann zur Krise werden, wenn wir nicht genau wissen, was wir wollen. Wenn wir zu oft Ja zu etwas sagen, hinter dem wir nicht wirklich stehen. Oder zu selten Nein sagen und uns mit den eingegangenen Verpflichtungen überfordern.

Der Unterschied zwischen handeln und sich verhalten.

Die Autoren unterscheiden: „Wenn Sie bei der Sache sind, achtsam und selbstbestimmt tun, was Sie wollen, dann handeln Sie.“
Wenn Sie dagegen wie Tiere etwas nur tun, um Schmerz zu vermeiden und Lust zu steigern, dann verhalten Sie sich.

„Aber jede Handlung ist eine Wahl, eine Entscheidung gegen Alternativen. Denn Handeln ist niemals alternativlos. Prinzipiell nicht.“

Das haben viele Menschen entweder noch nicht erkannt oder völlig vergessen. Sie vergessen einfach, dass sie über ihre Lebensumstände täglich neu entscheiden. Dass sie die Lebensumstände auch abwählen könnten, wenn sie wollten. Dass sie kündigen, umziehen, Schluss machen, Nein sagen könnten.
Und dass sie, wenn sie es nicht tun und einfach weiter mitspielen, das aus Gründen tun, für die sie selbst verantwortlich sind.“

Wenn ich über diese Erkenntnis in einem Vortrag oder Seminar spreche, gibt es immer eine erregte Diskussion. Extreme Beispiele von Gefangenschaft, Krankheit oder Obdachlosigkeit werden herangezogen, um zu beweisen, dass es Situationen gibt, in denen man objektiv keine Wahl habe. Natürlich habe ich mich auf diesen Widerstand vorbereitet und ein paar gute Gegenbeispiele parat.

Die heftige Gegenwehr gegen die These, dass jede Handlung eine Wahl ist, kann ich mir nur mit einer tief sitzenden Angst erklären.

Freiheit des Handelns erfordert Willenskraft, Arbeit und Selbstverantwortung.

Und diese Freiheit beginnt mit einem entschiedenen NEIN. Nein, ich will das nicht mehr. Nein, ich halte das nicht mehr aus. Und ja, ich kann da raus. Doch ein „Ich will weg von …“ ist nur der erste Schritt in die Freiheit. Es braucht auch den zweiten Schritt zu „Ich will hin zu …“

Doch warum greifen nicht alle Menschen nach dieser Freiheit?

Dafür nennen die Autoren einen uncoolen Grund:

„Das Blöde an der Freiheit ist, dass sie anstrengend ist. Und viele haben gelernt, das Anstrengende zu vermeiden.
Und noch blöder ist, dass dieFreiheit nicht sicher ist.

Es gibt drei Gesichter des Nein.

Ratgeber wollen uns beibringen, wie man ganz leicht Nein sagen lernt. Ängstliche Gedanken verdrängen, eine selbstbewusste Körpersprache haben, und so weiter… Doch solche Tipps sind zu schlicht, um wirksam zu sein.

Nein sagen fällt deshalb so schwer, weil es im Kern immer um ein Spannungsverhältnis geht. Welches Spannungsverhältnis das ist und wie Sie es lösen können, verraten Anja Förster und Peter Kreuz in diesem Video:

Aber das NEIN hat auch große Vorteile:

  • „Nein ist der Schlüsselbegriff zu Identität, Ordnung, Struktur und Disziplin.“
  • „Nein ist das Schlüsselwort für die Definition unserer Identität oder – auf Unternehmensebene – der Marke.“
  • „Nein zwingt uns, Position zu beziehen. Nur ein Nein schafft Platz fürs Ja.“

Ich hoffe, ich konnte Sie mit dieser Rezension neugierig machen auf das Buch.
Es ist ein tolles Buch für alle, die ihr eigenes Leben leben wollen und nicht das Leben Anderer.
Es ist ein unbequemes Buch, denn es kann einem klar werden, dass man sich seine Erfahrung der gegenwärtigen Lebenssituation selbst geschaffen hat.
Es ist ein befreiendes Buch, denn es zeigt, wie man durch klare Neins mehr Luft, Leichtigkeit und Spaß in sein Leben kriegen kann.

Ein entschiedenes Leben zu führen, ist lernbar.

Haben Sie Lust für einen ersten persönlichen Schritt?

To-do-Listen kennen Sie ja.
Jene Listen – auf Papier oder im Smartphone – auf denen Sie notiert haben, was Sie noch erledigen wollen oder müssen. Die frustrierende Erfahrung mit diesen Listen ist ja, dass man nie damit fertig wird. Einfach weil, sie unaufhörlich nachwachsen. „Ist das Leben nur eine sehr lange To-do-Liste?„ habe ich mal hier auf dem Blog gefragt.

Förster und Kreuz schlagen das Gegenteil vor: eine Not-do-Liste.

Da notieren Sie, krise, krisenvorsorge, not-to-do-liste all die Dinge und Gewohnheiten, die Sie nicht mehr tun werden. Also zum Beispiel:

  • Auf regelmäßige Pausen verzichten.
  • Immer telefonisch erreichbar zu sein.
  • Benutzte Teller erst mal auf den Geschirrspüler zu stellen.
  • Bei jedem „Bing“ aufs Smartphone schauen.
  • Hungrig im Supermarkt einkaufen gehen.

Schon diese „kleinen“ Neins werden Ihnen vielleicht ganz schön schwer fallen. Sind aber ein erster Schritt zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit.

Auch die anderen erfolgreichen Bücher von Förster und Kreuz habe ich rezensiert:

„Macht, was Ihr liebt.“ 

„Hör auf zu arbeiten!“

„Nur Tote bleiben liegen.“

„Spuren statt Staub“   


Und was hat das jetzt mit Krisen zu tun?

Krise wird im Wörterbuch definiert als „Höhepunkt oder Wendepunkt einer gefährlichen Lage, entscheidender Abschnitt einer schwierigen Situation.“ Nicht jedes Problem, das sich nicht gleich lösen lässt, kann man schon als Krise bezeichnen. Entscheidend ist, dass etwas kippt.

Ich tausche mich öfters mit Bernd Sieslack aus. Er arbeitet als Coach auf Sylt und in Hamburg und wir haben ähnliche Erfahrungen mit Menschen, die zu uns kommen.  Er schreibt:

„In den vergangenen Jahren suchten häufig Menschen in der Krise meine Unterstützung, die, platt gesagt „einfach fix und fertig“ waren. Es gab auch keine Reserven mehr, um sich aus dem Tief herauszuziehen.
Beziehungskrise, Firma läuft nicht, Endlosschleife an Verpflichtungen, rund um die Uhr online, Übergewicht. So lässt sich das fortsetzen.
Die Folge: Nicht nur mit dem Umfeld zu Hause oder im Job sondern auch mit sich selbst wird der Umgang immer anstrengender.
Und dann kommen sie endlich irgendwann, die Fragen:

  • Soll das so weitergehen? Für wen mach ich das eigentlich?
  • Erst diese oder ähnliche Fragen sind der Beginn der Veränderungsbereitschaft.

Ansonsten vergehen oft Jahre, in denen mit Kosmetik versucht wird, die Verschlimmerung aufzuhalten: Mal wieder Urlaub, das in den engen Wochenablauf noch eingeschobene Yoga oder Fitnessstudio, im fortgeschrittenen Stadium vielleicht sogar mal ein Selbsthilfebuch oder ein Methodenseminar.

Wenn irgendwann damit nichts mehr zugedeckt werden kann und die Menschen einfach nicht mehr weiter wissen, hat ihnen im günstigen Fall jemand meine Karte in die Hand gedrückt und es entsteht ein Kontakt zu mir.

Ich kann insbesondere Menschen, die in der Krise sind, extrem schnell und nachhaltig unterstützen. Ich kenne die Umstände, wie man sich reinmanövriert hat, habe es selbst erlebt und möchte weitergeben, wie es geht, wieder rauszukommen und was man sich sparen kann, weil es nicht funktioniert.

Für unsere Zusammenarbeit gilt: Nur Sie selbst können ihre eigenen Probleme lösen. Meine Rolle ist Orientierung zu geben. Dabei mag ich es, wenn Dinge funktionieren, die Methode kann auch unkonventionell, langweilig oder unbeliebt sein, wichtig ist: sie hilft.

Bevor wir zusammenarbeiten, stelle ich im unverbindlichem Vorgespräch die aus meiner Sicht wichtigste Frage:

  • „Wollen Sie raus aus Ihrer Krise?“ – manchmal auch noch direkter:
  • „Haben Sie die Nase voll vom Leben, dass Sie leben?“

Wenn dann ein klares „ja“ oder sogar ebenso deutlich: „ja, gestrichen voll“ kommt, dann bin ich sicher: „OK, dann sind Sie bei mir richtig!“

Erst bei einem „ja“ ist der Klient endlich soweit, sich helfen zu lassen und hat anerkannt, dass es so jedenfalls nicht mehr weitergeht. Endlich ist es schlimm genug. Wenn er oder sie jetzt nichts unternimmt, kommt es zu drastischen Folgen persönlich, wirtschaftlich, gesundheitlich, familiär – oder alles zusammen. Und das weiß auch der Klient.

Bei einem „nein“ oder einem halbgaren „jein“ wegen „ich müsste erst noch“ oder „eigentlich könnte ja der andere…“ ist die Wahrscheinlichkeit, zu konkreten Lösungsschritten zu gelangen, nicht sehr hoch. Und das sage ich dann auch.“


Viele Krisen entstehen auch dadurch, dass man zu wenig Nein gesagt hat.

Aus Angst vor den Konsequenzen. Aus Bequemlichkeit. Aus Gewohnheit. Wenn Sie gerade in einer Krise sind und kompetente Unterstützung wollen, da raus zu kommen, wir helfen Ihnen gerne. Auch mit kurzfristigen Terminen.
Bernd Sieslack hat dafür verschiedene Coaching-Formate.
Ich arbeite am liebsten mit dem 3-h-Coaching.

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