Wie das Bloggen - und das Alter - mein Verhältnis zu Büchern verändert hat

ich habe mich vor einiger Zeit mit meiner Schwester, als sie mich besucht hat, unterhalten, weil ich zu diesem Zeitpunkt (→ Fangirl REZENSION) gelesen habe und schwer enttäuscht war. Und wir beide wurden uns schnell einig: Mit der Zeit hat sich das Verhältnis zu Büchern und zum Lesen an sich verändert. Bei mir ist die Veränderung natürlich stärker zu beobachten, da ich durch den Blog aktiver lese und mich mit dem Medium Buch intensiver befasse als meine Schwester. Und weil auch das Bloggen meine Einstellungen zu Büchern mit der Zeit verändert hat.

Ich habe vor ziemlich genau vier Jahren mit dem Buchbloggen begonnen. Wie genau ich dazu kam? Gute Frage. Ich hatte den Blog im Dezember 2011 gestartet, aber nicht wirklich weitergeführt. Und dann im Mai 2012 fuchste mich eine damals gute Freundin mit den Buchblogs an. Und da fiel mir ein, dass auch ich ja einen Blog im Internet brach liegen hatte. Also grub ich ihn aus der Versenkung, strukturierte ihn um, und startete einen Buchblog.


Im Mai 2012 war ich "noch" 20 Jahre jung und auch wenn man im ersten Moment denkt, dass zwischen 20 und 24 Jahren ja jetzt nicht so ein gewaltiger Altersunterschied liegt, so ist man dann am Ende doch überrascht, wie sehr sich ein Mensch in diesen vier Jahren dann doch noch verändert und (weiter)entwickelt. Als ich also mit dem Buchbloggen begann, war ich von der Buchblogger-Szene sehr angetan und beeindruckt. Das erste Mal in meinem Leben setzte ich mich bewusst und aktiv mit Büchern auseinander. Gelesen habe ich zwar schon immer, aber es hat davor praktisch nie interessiert, welches Buch wann erscheint, welcher Autor an welchem Buch momentan schreibt, und so weiter und so fort. Dadurch, dass ich dann auf einmal mit dieser gewaltigen Informationsflut erschlagen wurde, setzte ich mich natürlich auf einmal anders mit dem Lesen und mit Büchern auseinander. Insofern änderte das Bloggen ab dem ersten Moment schon mein Verhältnis zu Büchern.

Diese ganze Geschichte mit den Rezensions- und Leseexemplaren hat mich damals natürlich auch beeindruckt und angesprochen. Ich würde lügen wenn ich sage, dass mich das völlig kalt ließ. Also fragte ich vorsichtig bei den ersten Verlagen an - und wurde natürlich überall abgelehnt. Kein Wunder. Mein Blog existierte damals gerade einige Monate und ich hatte bloß eine handvoll Leser. Aber das schreckte mich nicht ab, alles lesen zu wollen, was gerade so in war. Und ich las wirklich alles. Irgendwann bekam ich dann auch meine ersten REs, aber ich merkte schnell, dass dieses gezwungene Lesen nichts für mich ist, daher hörte ich schnell auf, welche anzufragen und nahm nur sehr selten Angebote an.

So viel zu meiner Background-Story. Ich weiß, spannend, nicht war?

Jedenfalls unterhielt ich mich letztens mit meiner Schwester, weil ich Fangirl so unsagbar dämlich fand. Und da meinte sie nur schlicht zu mir: "Tja, du bist ja auch nicht mehr in dem Alter der angesprochenen Zielgruppe. Du bist erwachsen, da ändert sich schon mal der Geschmack - und die Anforderungen und Ansprüche, die man an ein Buch stellt." (Joa, O-Ton ist das sicherlich nicht, aber ungefähr das hat meine Schwester gesagt). Und was soll ich sagen? Sie hat Recht. So sehr ich YA immer geliebt habe, und so sehr ich die letzten Jahre wegen des Hypes viele YA Bücher gelesen habe, so sprechen sie mich doch immer weniger an. Zudem ist mir oft aufgefallen, dass ich bei einigen populären Büchern sehr skeptisch war, mich wegen des Hypes dann doch dazu aufraffte, diese Bücher zu lesen - und meist enttäuscht wurde. Ich hätte häufiger mal auf meinen ersten Eindruck hören sollen^^

Ich schaue sehr gerne die US-amerikanischen BookTuber, viele von denen sind auch in meinem Alter. Und auch wenn ich sie gerne schaue, so sprechen mich viele Bücher von denen, die sie lesen, einfach nicht mehr an. Die amerikanischen BookTuber lesen allesamt viel YA, die meisten das gleiche, und sie sind oftmals schnell zufriedenzustellen. Zumindest habe ich das Gefühl, dass die deutschen Buchblogger, die ich lese, im Vergleich zu den amerikanischen BookTubern, die ich schaue, viel kritischer und bei Weitem nicht so euphorisch bei extrem populären Büchern sind (zudem lesen die amerikanischen BookTuber auch fast ausschließlich englische Originale und so unheimlich selten Übersetzungen). Habe ich zu Beginn meiner Bloggerzeit 5- und 4-Sterne-Rezensionen praktisch verteilt wie Bonbons, so bin ich mittlerweile viel kritischer geworden. Vor vier Jahren hätte (→ The Pirate's Wish REZENSION) von mir vielleicht noch 4 Sterne bekommen, jetzt habe ich dem Buch jedoch nur 1 Stern gegeben.

Ich kann einfach nicht mehr von 16jährigen Teenies lesen, die der Meinung sind, das Wichtigste im Leben sei, dass der heiße Typ, auf den man steht, einen liebt. Und seien wir mal ehrlich: in den meisten YA geht es doch in erster Linie darum. Es gibt Wichtigeres im Leben als das - und davon möchte ich lesen. Ich verstehe natürlich, dass es für 16jährige Teenager in dem Alter oft nichts Größeres und Wichtigeres gibt als "die Liebe", aber wenn man dann doch mittlerweile fast neun Jahre älter ist, dann hat man doch noch ein paar andere Dinge im Leben erlebt und man weiß, dass die Liebesleiden von Teenagern oftmals mehr Schall als Rauch sind. Auch meine Liebeskummer und Schwärmereien aus dieser Zeit kann ich heute nur noch belächeln. Daher fällt es mir schwer, solche Bücher ernst zu nehmen. Sie nerven mich. Und meine Geduld und Toleranz reicht da einfach nicht mehr aus.

Es ist ja nicht so, dass ich YA jetzt nie wieder lesen werde, aber ich siebe vorher aus, informiere mich genau, und entscheide dann nach sorgfältiger Auswahl, ob das Buch auch wirklich was für mich sein könnte. Denn nachwievor gibt es tolle YA- und auch Middlegrade-Literatur, die ich auch weiterhin lesen möchte. Nur sind sie für mich nun schwieriger zu finden.

Mittlerweile fesseln mich andere Bücher mehr, andere Genres. Und ich lege viel mehr Wert auf den Schreibstil. Während ich den Schreibstil von Scott Lynch feier, weil dieser "erwachsen" ist, so schrecken mich Bücher von Rainbow Rowell oder auch Cassandra Clare einfach nur noch ab. Es macht nicht mehr klick bei mir, ich fühle nichts, wenn ich die Sätze aus den Büchern dieser Autorinnen lese. Scott Lynch, Patrick Rothfuss, Tad Williams, aber auch ganz aktuell Robin Sloan, die haben für mich persönlich das gewisse Etwas. Sie schreiben für eine ganz andere Ziel- und Altersgruppe. Und dieser fühle ich mich nun, mit fast 25 Jahren, zugehörig.

Zudem ist mir aufgefallen, dass ich so unendlich viel entspannter bin, was den Zustand meiner Bücher betrifft! Schon vor dem Bloggen war ich extrem pingelig. Und durch das Bloggen bin ich damals noch pedantischer geworden. Bloß kein durchgeknickter Buchrücken, wehe die Ecken werden angestoßen und von Eselsohren ganz zu schweigen. Deswegen verlieh ich echt ungern Bücher an andere. Einerseits, weil ich nicht wollte, dass sie meine Bücher "zerstörten", andererseits, weil ich auch wusste, dass ich mich total albern anstellte. Heute, naja, heute ist mir das alles irgendwie herzlich egal geworden! Was kümmert es mich, ob im Buchrücken eine Leserille ist? Was ist das Problem, wenn mal der Buchdeckel knickt, weil ich das Buch beim Aussteigen aus der Bahn schnell in meine Tasche stopfe? Es ist mir mittlerweile völlig Wurscht. Nicht, dass ich die Bücher jetzt bewusst zerschludern würde, aber ich behandle sie nicht mehr wie Heilige Grale. Bücher sind dazu da, um gelesen zu werden. Und wenn man es den Büchern aus meinem Regal ansieht, dass sie gelesen, vielleicht sogar geliebt wurden, dann soll es mich nicht stören.

Sicherlich geht es vielen von euch auch so. Mit der Zeit ändert sich einfach alles. Und bei uns Buchbloggern auch durch das Bloggen. Wir gehen viel aufmerksamer durch die Lesewelt und entdecken Bücher, die uns sonst entgangen wären - und manchmal wäre das vielleicht sogar besser gewesen.

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