Weltweit gültige Privathaftpflichtversicherung ohne festen Wohnsitz

Neben der Krankenversicherung ist die Haftpflicht die Versicherung, die jeder Mensch besitzen sollte – so zumindest die mehrheitliche Meinung der Deutschen. Problematisch wird der Abschluss, wenn du nicht mehr in Deutschland wohnst. Ich habe recherchiert und ein paar gute Optionen gefunden.

Vor ein paar Wochen hatte ich einen Unfall mit einem Mietwagen in Kapstadt. Nun ja, eigentlich kein richtiger Unfall. Während ich mit meiner Freundin beim Abendessen war, ist eine betrunkene Südafrikanerin in unser parkendes Auto gefahren.

Auf der Polizeiwache haben wir eine Aktennummer und die Daten der Fahrerin für die Versicherung bekommen und diese am nächsten Morgen zusammen mit einem Schadensbericht bei der Autovermietung eingereicht. Man sagte uns, alles ist okay, wir sollten uns keine Sorgen machen.

2 Wochen später erreichte mich per E-Mail eine Rechnung über knapp 2.000 Euro, denn genauso hoch war die Selbstbeteiligung, die ich beim Ausleihen gewählt habe. Die Verursacherin des Unfalls hat keine Versicherung und Geld ist bei ihr nicht zu holen, weshalb ich den Schaden selbst bezahlen muss.

Nach lautstarken Protesten musste ich einsehen, dass ich nichts dagegen machen kann. Total egal, ob ich die Schuld am Schaden trage oder nicht, ich habe mich bewusst für eine so hohe Selbstbeteiligung entschieden. Ich wäre fein raus gewesen, hätte ich für den Versicherungsschutz beim Ausleihen ca. 150 Euro pro Woche bezahlt.

Für 150 Euro hätte ich ebenso eine weltweit gültige Privathaftpflicht inklusive Forderungsausfallversicherung für ein Jahr abschließen und den Schaden beim Haftpflichtversicherer einreichen können.

Seit ich meine deutsche Haftpflichtversicherung mit der Abmeldung in 2011 gekündigt habe, schiebe ich das Thema immer wieder vor mir her aber der Vorfall hat mich wachgerüttelt. Ganz unproblematisch ist es jedoch nicht einen Versicherer zu finden, wenn man keinen festen Wohnsitz mehr hat.

Grundsätzliches zur (deutschen) Haftpflichtversicherung

Das Risiko für einen Schadensfall ist extrem klein aber die finanziellen Auswirkungen können extrem hoch sein. Genau hier kommt die Grundidee der klassischen Versicherung zum Tragen. Aufgrund des geringen Risikos sind die Beiträge für eine Haftpflicht auch recht niedrig.

Typische Haftungsfälle sind Personen- oder Sachschäden. Ein verursachter Unfall beim Skifahren, beim Grillen ein Feuer verursacht oder ein kaputter Spiegel im Hotel sind Beispiele für den Leistungsbereich von Haftpflichtversicherungen. Aber auch Forderungsausfälle können mit abgedeckt werden, wenn du der Geschädigte bist und die Partei, die dir einen Schaden verursacht hat, nicht zahlen kann.

In Deutschland ist grundsätzlich jeder, der einem Dritten einen Schaden zufügt, gesetzlich zu Schadensersatz verpflichtet. Auch im Ausland gilt diese Grundregel, auch wenn nationale Vorschriften im Detail abweichen.

§ 823 BGB (1): “Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.”

Sowohl für deutsche als auch international gültige Haftpflichtversicherung gilt, dass nur Schäden abgesichert sind, die nicht unter Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit verursacht wurden. Geleistet wird bei leichter Fahrlässigkeit, also Unachtsamkeiten.

Abhängig von der Versicherung sind Kinder, Lebenspartner, Eltern oder mit im Haushalt lebende Person mit versichert. Ein großer Vorteil der Haftpflichtversicherungen ist zudem, dass sie im Schadensfall prüfen, ob und in welcher Höhe Schadensersatzansprüche gerechtfertigt sind, wenn es sein muss, auch vor Gericht.

Bei deutschen Anbietern gibt es die Versicherung mit Laufzeiten von bis zu 5 Jahren und Deckungssummen von bis zu 10 Millionen für Singles bereits ab 30 Euro im Jahr. Empfehlungen findest du bei Check24 oder in diesem Tarifrechner (unten bei weiteren Angaben “Weltweite Deckung gewünscht” ankreuzen).

Aber nun kommt das große Problem für die unter uns, die nicht mehr in Deutschland gemeldet sind …

Ohne Wohnsitz keine Haftpflichtversicherung (in Deutschland)

Der Versicherungsschutz bei privaten Haftpflichtversicherungen besteht unter Beibehaltung eines inländischen Wohnsitzes grundsätzlich auch bei vorübergehenden Auslandsaufenthalten von bis zu maximal 5 Jahren (innerhalb der EU teilweise unbegrenzt). Es darf sich bei dem Auslandsaufenthalt lediglich nicht um eine definitive Auswanderung handeln.

Deshalb setzen deutsche Anbieter einen Wohnsitz im Inland voraus. So oder so ähnlich lauten die Klauseln für den Versicherungsschutz im Ausland bei den meisten Anbietern: “Eingeschlossen ist die Haftpflicht aus im Ausland vorkommenden Versicherungsfällen, die bei einem vorübergehenden Auslandsaufenthalt innerhalb Europas bis zu 5 Jahren und außerhalb Europas bis zu 3 Jahren eingetreten sind.“

Ich habe bei mehr als 10 Versicherern nachgefragt – darunter Ergo, DA-Direkt, VHV, Würzburger, Gothaer – und die Antworten waren ernüchternd. Der Schutz für vorübergehende Auslandsaufenthalte ist zwar eingeschlossen aber nur dann, wenn ein gemeldeter Wohnsitz in Deutschland bestehen bleibt.

Die auf im Ausland arbeitende Deutsche spezialisierte BDAE Expat Haftpflicht (Würzburger Versicherungs-AG) sagte mir beispielsweise: “Tatsächlich bieten wir eine Privathaftpflichtversicherung an, die unseren Kunden bis zu 5 Jahre Versicherungsschutz im außereuropäischen Ausland bietet. Jedoch muss der Abschluss des Vertrages noch vor der Ausreise aus Deutschland erfolgen und der Wohnsitz in Deutschland muss während des Auslandsaufenthaltes beibehalten werden. Bedeutet: Wenn Sie sich bereits im Ausland befinden, ist der Abschluss leider nicht mehr möglich.”

Es ist schon ziemlich kontrovers, dass die meisten Versicherer eine Haftpflicht anbieten, die bis zu 5 Jahre weltweite Auslandsaufenthalte abdeckt, ich aber während dieser 5 Jahre in Deutschland gemeldet bleiben muss (was i.d.R. ein Verstoß gegen das Melderecht und damit eine Ordnungswidrigkeit ist).

So bekommst du eine Haftpflichtversicherung ohne festen Wohnsitz

Natürlich habe ich mich mit den Antworten nicht zufrieden gegeben und weiter gefragt. Auch wenn es nicht ganz so einfach ist, bekommst du auch ohne festen Wohnsitz in Deutschland oder anderswo auf der Welt eine gute Haftpflichtversicherung, die dich weltweit absichert.

Die folgenden mir bekannten Möglichkeiten möchte ich dir kurz vorstellen. Für Auswanderer eignet sich Option #3, für alle Langzeitreisenden und digitalen Nomaden ohne festen Wohnsitz die ersten beiden Optionen:

  1. Deutsche Privathaftpflicht der VHV: einziger (mir bekannter) deutscher Anbieter, bei dem du eine weltweit gültige Haftpflichtversicherung ohne gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland bekommst.
  2. Internationale Reiseversicherung inklusive Haftpflicht: eine Jahres-Reiseversicherung zu erschwinglichen Preisen von einem nicht in Deutschland ansässigen Anbieter.
  3. Privathaftpflicht im Land des neuen Wohnortes: das Pendant zur deutschen Haftpflicht, eben nur bei einem nationalen Versicherer in dem Land, an dem du deinen gewöhnlichen Aufenthaltsort hast.

1. Deutsche Privathaftpflicht der VHV

Nach langer Suche habe ich kürzlich eine Haftpflichtversicherung bei der VHV abgeschlossen. Das ist der einzige mir bekannte deutsche Anbieter, der keinen Wohnsitz in Deutschland fordert. Als Single bezahle ich dort ohne Selbstbeteiligung jährlich 65 Euro.

Möglich ist der Abschluss dank einer Kooperation des DIA e.V. mit der VHV auch ohne gewöhnlichen Aufenthaltsort in Deutschland oder einem anderen Land. Die DIA-Privathaftpflichtversicherung von der VHV ist weltweit und für zeitlich unbegrenzte Auslandsaufenthalte gültig.

In den Vertragsbedingungen der VHV steht zwar folgendes: “Die Tarife gelten für Versicherungsnehmer, die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ihren Hauptwohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland haben.” Aber in der Sondervereinbarung zwischen der VHV und dem DIA e.V. (Dr. Walter GmbH) wurde eine Leistungserweiterung hinsichtlich Zeitraum und Wohnort vereinbart.

Auf Nachfrage bei der Dr. Walter GmbH wurde mir gesagt, dass der “Deutsche im Ausland e.V. (DIA e.V.) in Kooperation mit der VHV eine Sondervereinbarung für die Privat-Haftpflichtversicherung für Auslandsaufenthalte getroffen hat. Für vorübergehende Auslandsaufenthalte kann eine zeitlich unbegrenzte Deckung angeboten werden. Voraussetzungen sind, dass es sich nur um einen vorübergehenden und nicht endgültigen Auslandsaufenthalt (z.B. Auswanderung) handelt, eine postalische Adresse in Deutschland sowie eine deutsche Bankverbindung besteht. Die zuvor genannten Voraussetzungen müssen auch während der Vertragslaufzeit erfüllt werden.”

Du musst also für den Abschluss und die gesamte Vertragslaufzeit nicht in Deutschland gemeldet sein, sondern brauchst lediglich eine Postanschrift sowie Bankkonto in Deutschland, wenn es sich um einen vorübergehenden Auslandsaufenthalt handelt. Das wurde mir auf erneute Nachfrage hin so bestätigt.

Um von den Sondervereinbarungen Gebrauch zu machen ist es wichtig, dass du die Versicherung über die folgende Seite des DIA e.V. abschließt (und nicht direkt über VHV).

Zur DIA-Privathaftpflichtversicherung der VHV

2. Internationale Reiseversicherung inklusive Haftpflicht

Einige klassische Reiseversicherungen beinhalten neben der medizinischen Absicherung u.a. auch eine Gepäck, Reiserücktritts- und private Haftpflichtversicherung. Diese Reiseversicherungen gibt es bereits ab 100 Euro im Jahr, wobei die Deckungssummen deutlich unter denen der klassischen Haftpflichtversicherer liegen.

Unter dem englischen Begriff “travel insurance” findest du massenweise Anbieter für weltweit gültige Reiseversicherungen, bei denen du oft die Haftpflichtversicherung mit dazu buchen kannst. Die ausländischen Versicherern interessiert es herzlich wenig, wo du gerade wohnst, solange du eine Postanschrift angeben kannst.

Unterschieden wird bei den Reiseversicherungen zwischen der jährlichen Variante oder einer tagesgenauen Reise:

  • Annual Plan (Multi Trip): für eine maximale Dauer von 30-60 Tagen pro Trip für mehrere Reisen im Jahr. Die Jahresbeiträge starten bereits bei 30 Euro.
  • Single Trip: für eine einzelne Reise mit einer Dauer von bis zu einem Jahr. Jahresprämien starten bei ca. 500 Euro.

Nach einiger Recherche habe ich ein paar Anbieter gefunden, bei denen du keinen festen Wohnsitz nachweisen musst und auch kein Staatsbürger des Landes sein musst, aus dem der Versicherer stammt.

Einige Versicherer fordern jedoch, dass du dich beim Abschluss (also vor Antritt der Reise) in deinem Heimatland befindest. Wie wird das nachgeprüft? Danach wird kein Hahn krähen, solange es keinen ernsthaften Schadensfall gibt. Sollte dieser eintreten, kann der Versicherer einen Nachweis darüber verlangen, dass du beim Abschluss der Haftpflicht in Deutschland warst (z.B. anhand von Flugtickets).

Die folgenden Optionen sind keine Empfehlungen von mir, da ich sie selbst nicht kenne. Betrachte sie als Anhaltspunkte und vertiefe bitte deine eigene Recherche:

  • good neighbor insurance (USA): Reisversicherung für maximal ein Jahr (muss jährlich verlängert werden) mit 10.000 USD Haftpflichtsumme. Man muss kein US-Bürger oder -Resident sein. Kosten ab 600 USD jährlich (Kostentabelle).
  • Healthcare International (UK): Weltweite Haftpflicht innerhalb einer Reiseversicherung für maximal ein Jahr (mit automatischer Verlängerung) ab 70 Euro jährlich. Zum Abschluss des Vertrages muss man sich im Heimatland befinden.
  • GS-Health Elite Auslandskrankenversicherung (DE): Reiseversicherung bis zu einem Jahr mit Haftpflicht (Deckungssumme 500.000 Euro) und Gepäckversicherung ab 2,80 Euro am Tag ohne Selbstbehalt. Abschließen können die Versicherung alle Personen bis 69 Jahre, die ihren Wohnsitz nicht in Kanada, Puerto Rico, Kuba oder den USA haben.

3. Privathaftpflicht im Land des neuen Wohnortes

Diese Option ist besonders für Auswanderer interessant, die langfristig an einen festen Ort im Ausland verziehen. Wenn du bei Google den Begriff “private liability insurance” + deinem neuen Wohnsitzland eingibst, dann solltest du ein paar Ergebnisse erhalten.

Beachte dabei, dass du nicht die “public liability insurance” (Betriebshaftpflichtversicherung), sondern die “personal/private liability insurance” (private Haftpflichtversicherung) auswählst.

Beispielsweise würde mich eine Privathaftpflicht in Singapur mit weltweitem Schutz ca. 250 Euro im Jahr kosten (Chubb), in anderen Ländern sicher etwas weniger. In der Regel gilt diese nationale Versicherung im Ausland genauso wie die deutsche Haftpflichtversicherung nur solange, wie ein Wohnsitz im Land besteht.

Hast du Erfahrungen mit den genannten Haftpflichtversicherungen oder noch weitere Empfehlungen für uns?


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