„Weihnachten“ im Jahr 2050


„Weihnachten“ im Jahr 2050

Quelle: Helmut Mühlbacher


Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Marie Luise Kaschnitz zu lesen geben, nacherzählt von Peter Graf v. Eysselsberg:

„Weihnachten 2050“

Ein kleiner Junge fand in einer alten Schachtel unter allerlei Kram einer silbernen Stern.  "Was ist das, Mutter?" "Das ist ein Weihnachtsstern!" "Ein was?" fragte das Kind. "Etwas von früher, von einem Fest." "Was war das für ein Fest?" wollte der kleine Junge wissen.
 
"Ein langweiliges", sagte die Mutter schnell, "die ganze Familie stand um einen Baum herum und sang Lieder - oder die Lieder kamen aus dem Fernsehen." "Wieso um einen Baum?" fragte der kleine Junge, "der wächst doch nicht im Zimmer!" „Weihnachten“ im Jahr 2050"Es war eine Tanne, die man mit brennender Lichtern und bunten Kugeln behing.
Und an der Spitze des Baumes befestigte man den Stern. Er sollte an den Stern erinnern, dem die Hirten und andere Leute nachgegangen sind, bis sie den kleinen Jesus in der Krippe fanden!"

"Wer soll denn das nun wieder sein, der kleine Jesus?" sagte das Kind aufgebracht. "Das erzähl' ich dir ein andermal." Die Mutter konnte sich nicht mehr so genau erinnern. –
"Das muss ein schönes Fest gewesen sein", sagte der Junge nach einer Weile und dachte an den Baum mit den brennenden Lichtern. "Nein", sagte die Mutter heftig, "es war langweilig.
Alle hatten Angst davor und waren froh, wenn es vorüber war."

Und damit öffnete sie den Deckel des Müllschluckers und gab ihrem Sohn den Stern in die Hand. "Sieh einmal", sagte sie, "wie alt er schon ist, wie unansehnlich und vergilbt. Du darfst ihn hinunterwerfen und aufpassen, wie lange du ihn noch siehst."
Und das Kind warf den Stern in die Röhre und lachte, als er verschwand. Die Mutter ging zur Türe, weil es geklingelt hatte, und als sie wiederkam, stand das Kind immer noch über den Müllschlucker gebeugt. "Ich sehe ihn immer noch", flüsterte es, "er glitzert, er ist immer noch da."

„Weihnachten“ im Jahr 2050

Weihnachtsmarkt Bremen
www.bremen.de


Ihr Lieben,
diese Geschichte erinnert mich ein wenig an die 1960er und 1970er Jahre.
 
Damals rollte eine Protestbewegung durch Europa, durch die Schweiz, Österreich und Deutschland, in deren Rahmen sich viele junge Menschen dafür engagierten, aus der Vergangenheit das Gute zu übernehmen und das Schlechte aus der Vergangenheit durch etwas besseres Neues zu ersetzen.
Ich besuchte in den 1960er Jahren die Oberstufe unseres Gymnasiums und während zuvor allein die Meinung der Lehrer ausschlaggebend war, wurde nun mit den Lehrern intensiv über den Sinn des Lebens und den Sinn des Lernens diskutiert.
Damals, ich erinnere mich noch genau, gab es auch etliche Menschen, die in ihrem Fortschrittswahn auch gleich das Weihnachtsfest mit beseitigen wollten.
„Wir brauchen keinen Weihnachtsbaum mehr, das ist nur sentimentaler Unsinn, der aufgeklärte Mensch braucht das alles nicht mehr, er kann auch auf Geschenke zu Weihnachten gut verzichten.“

Das Merkwürdige an diesen Menschen war, dass sie in der Weihnachtszeit keinerlei Freude ausstrahlten. Sie verzichteten auf Adventskranz, Kerzen und Weihnachtsbaum, aber so richtig glücklich schienen sie dabei nicht zu sein, irgendetwas schien ihnen zu fehlen…
Eine ähnliche Situation schildert unsere heutige Geschichte.
Tatsächlich kann es eines Tages dazu kommen, dass die Weihnachtszeit nur noch der Vergangenheit angehört, wenn wir weiter so mit ihr umgehen wie bisher.

 
Das Weihnachtsfest ist verkommen zu einem Fest der Geschenke, die Weihnachtszeit ähnelt mehr dem Langstreckenlauf eines Marathonläufers. Am  Ende brechen alle fast zusammen vor Hektik und Eile und alle sind fast froh darüber, wenn Weihnachten vorüber ist.
Wir sollten uns wieder auf das Eigentlich von Weihnachten besinnen, ganz unabhängig davon, ob wir an Gott glauben oder nicht.
Das Wort „Advent“ bedeutet auf Deutsch „Ankunft“.Das ist ein guter Hinweis. Im Advent sollten wir uns so verhalten, als wenn wir Besuch bekämen, als wenn bei uns jemand ankäme. Besuch bekommen, bedeutet, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen, für den anderen Menschen Zeit zu haben, ihm zuzuhören, für ihn dazu sein, ihm etwas zu Essen zuzubereiten.
Wenn wir die Adventzeit so gestalten, dass wir füreinander da sind, miteinander feiern, zueinander finde, voneinander lernen, einander zuhören, einander lieben, einander ermutigen, dann sind wir angekommen in der Adventszeit, dann kann es Weihnachten werden.
Bei den Geschenken sollte die Freude, die wir dem Anderen schenken wollen, und der Respekt, den wir dem Anderen entgegenbringen, im Vordergrund stehen. Das Geschenk sollte dem Anderen signalisieren: Du bist etwas Besonderes, Du bist geliebt, Du bist mir ganz viel wert!

Die Kerzen der Adventszeit und des Weihnachtsbaums sollen uns drei Botschaften senden:
 
Die Kerzen bringen Licht in das Dunkel unseres Lebens. Sie signalisieren uns:
Wir dürfen Hoffnung und Zuversicht haben. Es wird wieder hell werden in unserem Leben, wir dürfen nur niemals aufgeben.

„Weihnachten“ im Jahr 2050

Die Dunkelheit
www.sueddeutsche.de


Die Kerzen mit ihrem Licht sind ein Sinnbild der Natur. Wir leben jetzt in der dunklen Jahreszeit. Aber die Kerzen signalisieren uns: Bald kehren der Frühling und der Sommer mit ihrem Licht zurück, das Licht der Kerze ist ein Sinnbild für das Licht des Frühlings und des Sommers. Es soll uns sagen:
„Auch für Dich scheint bald wieder die Sonne, auch für Dich wird bald wieder Frühling!“

„Weihnachten“ im Jahr 2050

Quelle: Astrid Müller


Die Kerzen mit ihrem Licht mahnen uns aber auch zur Ruhe. Eine Kerze mit ihrem Licht kann man nur dann genießen, wenn man sich still hinsetzt und in das Kerzenlicht hineinblickt.
Deshalb ruft uns die Kerze zu: „Lieber Mensch, halt ein, komm zur Ruhe, lege eine Pause ein, freue Dich einfach Deines Lebens, genießen den Tag!“

„Weihnachten“ im Jahr 2050

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Ihr Lieben,
ich wünsche Euch von ganzem Herzen einen wundervollen 3.Advent mit weihnachtlichem Gebäck, fröhlicher Musik, einer guten Tasse Kaffee und ganz viel innerer Freude und ich grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner

„Weihnachten“ im Jahr 2050

Quelle: Karin Heringshausen



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