Was uns ein bettelarmer Künstler über das Geschäfte machen lehrt

Ein Erlebnis der besonderen Art hatte ich kürzlich in Myanmar. Ein scheinbar bettelarmer Künstler zeigte auf eindrucksvolle Art und Weise, dass er mehr von nachhaltigen Geschäftsbeziehungen versteht als viele Unternehmer in Industrieländern. Eine inspirierende und lehrreiche Geschichte.

Geschäfte machen leicht gemacht

Myanmar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die Bevölkerung ist extrem korrupt und verunsichert durch die Militärjunta, die das Land in den letzten Jahrzehnten mit harter Hand regiert hat.

Trotzdem sind Burmesen ein freundliches Volk. Ja, eigentlich lachen sie ständig und scheinen die Armut mit einer gehörigen Portion Ironie zu verdrängen. Seitdem sich das Land dem Tourismus weiter geöffnet hat, sind besonders die Gegenden um Bagan, den Inle Lake und Mandalay bei Besuchern beliebt. Sowohl die Tourismusindustrie als auch die einfachen Einheimischen versuchen daran jetzt mitzuverdienen.

Wie in anderen asiatischen Entwicklungsländern fehlt es vielen Menschen zwar an Bildung, nicht aber an Geschick und Ideenreichtum. Es ist großartig anzusehen, mit welchen Methoden die „Kleinunternehmer“ Geld am Tourismus verdienen.

Viele Menschen in Myanmar sprechen mehrere Sprachen, kennen sich bestens mit der lokalen Geschichte aus und sind Fahrer, Koch und Touristenführer in einem. Aus der Not heraus sind ebenso witzige wie geniale Geschäftsideen entstanden.

Eine besonders spannende Begegnung hatten meine Freundin und ich in Bagan, was mit den tausenden Tempeln und Pagodas bei Urlaubern immer beliebter wird.

Die erste Begegnung mit Myo Zaw

Als wir an einem Nachmittag über einen Markt in Bagan spazierten und gerade dabei waren, Bilder von dem angrenzenden Tempel zu schießen, sind wir in einer kleinen Nebenstraße auf den Straßenverkäufer Myo Zaw getroffen.

In typischer Manier fragte er uns nach Name, Herkunft und Plänen für die nächsten Tage. Etwas genervt gaben wir Auskunft. Der Typ ließ einfach nicht locker und bestand darauf, uns die besten Spots für Fotos von dem Tempel zu zeigen.

Nachdem er uns geheime Ecken gezeigt und massenweise Fotos von uns geschossen hat, kamen wir weiter ins Gespräch. Er zeigte uns seine selbstgemalten Bilder auf Stofftüchern und Handyschnappschüsse von traumhaften Sonnenuntergängen und Panoramaansichten der Täler rund um Bagan.

Seine Augen leuchteten als er uns ganz stolz versicherte, dass er bis zum nächsten Jahr genügend Geld für eine professionelle Nikon Kamera gespart hat und sich dann ganz der Fotografie widmen will.

Es war eine echte Freude, sich mit ihm zu unterhalten und seinen ambitionierten Plänen zuzuhören. Als wir uns dann verabschiedeten, wollte ich ihm etwas „Trinkgeld“ für die geschossenen Fotos geben. Das ist nicht unüblich und es war mir ein Bedürfnis.

Die meisten Burmesen hätten das Geld wohl mit Freude angenommen aber unser Freund bestand darauf, dass er kein Geld wolle. Es war ein Freundschaftsdienst und er hätte sich über das erfrischende Gespräch ebenso gefreut wie wir.

Meine Freundin und ich waren beide etwas verblüfft und zugleich positiv überrascht. Das passiert in Asien garantiert nicht allzu oft. Wir verabschiedeten uns und dachten zunächst nicht weiter an Myo Zaw.

Wer Gutes tut, der wird letztendlich dafür belohnt

Am nächsten Tag hörten wir von anderen Reisenden das Mt. Popa in der Nähe von Bagan ein toller Ort sei, den wir unbedingt sehen sollten. Wir erinnerten uns dann daran, dass Myo Zaw uns davon erzählte, dass sein Freund ein professioneller Tourguide ist, der uns dorthin fahren könnte.

Wir mussten nicht zweimal überlegen, sondern haben uns sofort aufgemacht, um unseren neuen Freund zu suchen. Seine Freude über das Wiedersehen war groß und er ließ es sich nicht nehmen, uns eine weitere kleine Tour durch einen weniger besuchten Tempel in Bagan zu geben.

Als wir ihm von unseren Ausflugsplänen erzählten, rief er sofort seinen Kumpel an. Es dauerte keine 2 Minuten und wir hatten für den nächsten Tag einen Fahrer plus Führer und das Ganze für den halben Preis, den wir im Hotel für die gleiche Tour bezahlt hätten.

Bild von Zyo Maw

Das Bild von Myo Zaw, das noch nach einem Platz in unserer Wohnung sucht.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass wir Myo Zaw nicht nur sehr dankbar waren, sondern nun auch das große Bedürfnis hatten, uns seine Kunstwerke in aller Ruhe anzusehen. Wir kaufen zwar selten Souvenirs aber aus reiner Dankbarkeit wollten wir nun wenigstens seine Bilder ansehen.

Zyo Maw klärte uns in den nächsten 30 Minuten ausführlich über die Bedeutung seiner Kunstwerke auf und was ihn zu diesen inspiriert hatte. Seine Aufregung über unser Interesse war groß und wurde noch stärker als wir dann letztendlich auch ein Bild gekauft haben.

Wer weiß ob wir das Bild jemals irgendwo aufhängen werden. Wichtig war für uns, dass wir Myo Zaw etwas zurückgeben und uns auf diese Weise für seine Hilfe bedanken konnten.

Was wir aus dieser Geschichte lernen können

Mir ist durch diese nette Begegnung wieder einmal bewusst geworden, wie wichtig der Aufbau von Beziehungen für ein nachhaltiges Business ist. Ob unser Freund diese Strategie bewusst verfolgt hat oder nicht, das sei dahingestellt. Was er jedoch erkannt hat ist, dass gute Taten belohnt werden.

Ich glaube nicht nur ganz fest an Karma, sondern auch daran, dass wir als erfolgreiche Unternehmer in Vorleistung gehen müssen. Anstatt sofort Gegenleistungen einzufordern, müssen wir zunächst selbst eine Leistung erbringen und das Vertrauen von potenziellen Kunden gewinnen.

Genau das hat Myo Zaw geschafft. Durch seine authentische Art und die kostenfreie Führung am ersten Tag, hat er sich in unsere Köpfe eingebrannt. Als wir dann einen seiner “Services” gebrauchen konnten, fiel die Entscheidung leicht. Das nötige Vertrauen war bereits geschaffen.

Noch eine andere Sache habe ich daraus gelernt. In großen Teilen Asiens, dem mittleren Osten und Lateinamerika sind wir von Einheimischen schnell genervt, da wir oft nur als Geldquelle gesehen werden. Diese Verallgemeinerung hindert uns daran, mit Menschen in Kontakt zu kommen und solche spannende Begegnungen zu haben.

Mich hat dieses Erlebnis dazu motiviert, wieder öfter das Gespräch mit Straßenverkäufern, Angestellten in Hotels und Restaurants und generell Einheimischen zu suchen.

Es sind solche Erlebnisse wie diese, die mich immer wieder inspirieren und mir aufzeigen, wie einfach das Leben sein kann. Ich hoffe diese kleine Geschichte war auch für dich interessant.

Tue mir und dir einen großen Gefallen und gehe mit offenen Augen und Ohren durch die Welt.

Lebe rastlos, zeitlos und grenzenlos


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