Was Grillen und Schreiben gemeinsam haben

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Der Sommer naht und wir holen unsere Grills schon sehnsüchtig aus dem Keller. Eine gute Gelegenheit, um zu fragen: Was haben Grillen und Schreiben gemeinsam?

Themen dieses BeitragsInhalt: Der Slow Burner | Langsam und konstant | Den Bunsenbrenner aufhalten | Schnell und am besten vorgestern | Die Gefahr der Übersättigung Den Beitrag im Stream anhören: http://archive.org/download/was_grillen_und_schr/Was_Grillen_und_Schreiben_gemeinsam_haben.mp3

Der Slow Burner

Neulich unterhielt ich mich mit einem Kollegen über den Wert tiefgründiger, sauber recherchierter Blogartikel. In diesem Zusammenhang äußerte er die Bezeichnung Slow Burner – das sind Artikel, die nicht die große Welle, oder treffender gesagt, das große Feuer machen, sondern langsam aber beständig vor sich hin knistern und dazu einladen, sich länger aufzuhalten. So wie die Glut in einem Grill, die dafür sorgt, dass Fleisch und Gemüse allmählich durchgaren.

Langsam und konstant

Geduld ist eine Tugend.

Das sagt sich so altklug daher, aber wer ist schon wirklich geduldig? Dabei ist es auch in unserer schnelllebigen Zeit wichtig, seine Ziele mit Geduld zu verfolgen. Insbesondere Autoren und Blogger können ein Lied davon singen. Wer heute einen ernstzunehmenden Blog mit Evergreen Content aufbauen will, der wird mit einer Spanne von 1-2 Jahren des Aufbaus definitiv rechnen müssen.

Dabei sind wir doch schon jetzt hungrig auf den Erfolg. Ich denke, die meisten von uns wünschen sich Erfolge und das so bald wie möglich. Diese Sehnsucht machen sich Marketing und Konsumgesellschaft zunutze. Kaufe jetzt, zahle später! – so das Versprechen.


Konsumschulden nutzen unsere Kurzsichtigkeit und unseren Wunsch nach Komfort aus.
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Wer jedoch über seine Verhältnisse lebt und sich für Luxusgüter auf Ratenzahlungen einlässt, der tappt in die Falle der Konsumschulden. Diese sind so unsinnig wie gefährlich.

Den Bunsenbrenner aufhalten

Ähnlich ist es beim Grillen. Wie sehr freuen wir uns nach einem langen Winter auf die ersten Sonnenstrahlen und den Duft von Grillkohle. Wir fiebern dem gemütlichen Beisammensein entgegen, stehen für eine selbstgemachte Marinade stundenlang in der Küche, machen Salate und Beilagen und dann – schmeißen wir den Grill an, ertränken die Kohlen in Anzünder, meckern darüber, warum das alles so lange dauert. Erkennen Sie sich wieder?

Das ist zumindest wahrscheinlich, denn so grillen sehr viele Deutsche. Und bei kaum einer anderen Beschäftigung blüht das Patriarchat so auf wie hier: Der Mann brutzelt, die Frau guckt zu und staunt. Gleichzeitig besitzen 80 % der Leute keinen Holzkohlegrill. Was sagt das eigentlich über uns und unsere (Grill-)Kultur aus?

Schnell und am besten vorgestern

Die Bratwurst soll schon fertig sein, wenn sie den Rost auch nur anschaut. So ähnlich verhält es sich bei manchen Mitgliedern der schreibenden Zunft. Auch ich bin kein Kind der Geduld. Es ist besser geworden, aber gerade wenn man die schnellen Erfolge im Netz kennt, sind Phasen der Stagnation schwierig zu akzeptieren. Ein Blogbeitrag ist in Nullkommanix hochgeladen, doch bis ein Buch dorthin gekommen ist, wo der Autor es haben möchte, vergehen in der Regel Monate oder gar Jahre.

Zwar bietet Selfpublishing scheinbar die direkte Veröffentlichung ohne Umwege an. Doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt, wie die renommierte Verlegerin und Herausgeberin Sandra Uschtrin zu berichten weiß.

Die Gefahr der Übersättigung

Grillen in Deutschland muss in 20 Minuten erledigt sein – dann wird alles in eine große Schüssel und anschließend in die Mägen gestopft. Und hinterher wundern sich alle Beteiligten, warum sie sich schwanger fühlen. Kennen Sie eigentlich die argentinische Variante Asado? Hier wird das Rindfleisch in der Parilla über Stunden gegart. Steaks, Rippchen und ja, auch Innereien wie der Dünndarm haben dort ihren Platz.

Gut wäre es, wenn wir Autoren uns die Methode des Asado abgucken würden. Na gut, das mit den Innereien nicht unbedingt, doch die Technik des Slow Writing, ähnlich der des Slow Blogging. Autoren brauchen ein Grundmaß an Beharrlichkeit, die schon an Sturheit grenzt. Wir dürfen uns nicht davon kirre machen lassen, dass es ja schon so viele Blogger und Autoren gibt. Wenn alle sich davon entmutigen lassen würden, könnten wir die Buchhandlungen und das Web dichtmachen.

Vielmehr sollten wir mit der Gewissheit schreiben, dass es seine Zeit dauert, bis sich Erfolge in dieser Hinsicht zeigen. Doch wie beim Grillen ist gewiss, dass die Dinge irgendwann richtig schön durch sind.

Gas geben oder Glut glimmen lassen – was ist Ihre Grill- und/oder Schreibstrategie?


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