Warum ich nicht mehr bei Facebook bin (und welche Rolle Gefühle dabei spielen)

Mein Name ist Nadja, ich bin emotional.

Will heißen: ich bin meinen Gefühlen nahe, empfinde diese klar und deutlich und übe jeden Tag, diese so genau wie möglich benennen zu können.

Kurztest für dich: wie viele dieser Gefühle kannst du für dich klar von einander abgrenzen?

Und? Einmal quer durch die Gefühls-Galaxis geflogen? Kennst du den Unterschied zwischen Ärger, Zorn und Wut? Es wird doch sicher einen Grund geben, warum es allein in unserem Vokabular so viele Wörter für die Benennung unserer Emotionen gibt - die meisten davon sind aus den uralten Sprachen abgeleitet, sprich schon seit je her der Menschheit bekannt.

Doch was hört man meistens, wenn man fragt, wie es einem geht? - "Gut."

Was hat Facebook damit zu tun? Nun, dieser Dienst war mir noch nie wirklich ein Freund, doch die letzte Veränderung der Nutzungsbedingungen machte mich

Früher musste man diesen Veränderungen ja noch zustimmen, zumindest mit einem Häkchen. Wer heute Facebook (im weiteren "FB") nutzt, stimmt automatisch jedem einzelnen Paragraphen zu. Unter anderem

  • Lügen: FB recycelt deine "Likes", um daraus etwas eigenes zu stricken (wie das geht, erklärt Forbes HIER)
  • Stalking: wenn du im FB eingeloggt bist und im gleichen Browser etwas anderes liest, wird das bei FB mitgetrackt / mitgelesen und in deiner "Akte" abgespeichert
  • Einbruch in die Privatsphäre: FB liest deine FB Mails und Chat Nachrichten mit, aber das wissen wir schon lange. Anwälte raten, die Privatsphäre-Einstellungen regelmäßig zu überprüfen, weil FB sich die Freiheit nimmt, hier und da per default aus "privat" alles auf "öffentlich" umzustellen.
  • Verfolgung: mit der Gesichtserkennung-Software kann FB dich auf Fotos - auch auf den Fotos von Touristen, die gar nicht dich, sondern den Eifelturm fotografieren wollten - erkennen und mit der GPS Funktion einem Ort zuordnen (mehr Info dazu HIER)
  • Info-Klau: sollte sich jemand deiner Freunde mit einem Pseudonym bei FB bewegen, wurdest du vielleicht schon gebeten, deine Freunde zu erkennen (angeblich um zu prüfen, ob das deine Freunde sind) - zum Weiterlesen HIER entlang
  • Abhören: FB hört zu - deinen Lieblingstracks, deinen Hörbüchern und auch deinen Telefongesprächen (mehr Info HIER)

Das ist schön! Wenn es nur um dich selbst ginge, wäre das auch halb so schlimm. Doch was FB nun anstellt, sprengt alle Grenzen von Gut und Böse.

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Und später

By "information" we mean facts and other information about you, including actions taken by users and non-users who interact with Facebook.

ALLES was du oder die mit dir über FB verbundene Personen tun, lesen, schreiben, bezahlen - ALL DAS sammelt sich in deiner Akte, und diese Akte wird in Null Komma Nix an alle verkauft, die dafür Geld geben. Angeblich anonymisiert, doch lässt sich aus Puzzelteilen immer der Nutzer zurück de-anonymisieren.

Nun, die Statistiken meiner Facebook-Seite zeigen, dass die neuen Algoritmen dafür sorgen, dass meine FB News kaum noch jemanden erreichen - und diese Erfahrungen teilen viele meiner Freunde und Bekannte. Stattdessen wird man regelmäßig motiviert, seine Beträge "hervorzuheben" und für Geld mehr Klicks zu erreichen.

Ja, bin ich denn bekloppt? (sehr emotional werd)

  • Zwangs-Ver-Facebookung: wenn du nur einmal deine Kontaktliste mit FB geteilt hast oder FB auf dem Smartphone nutzt, hat FB deine Kontakte eingelesen - mit all den Elementen, die es bei dir finden konnte, und auch für diese Personen Fake-Accounts und "Akten" angelegt. Aus der Summe aller so enthaltenen Informationen weiß FB eine Menge auch über die Menschen, die niemals bei FB waren!
  • Wer also immer nur an sich und seine eigene Daten denkt, der denkt nicht mit - nicht an all die Menschen, die versuchen, ihre Privatsphäre privat bleiben zu lassen und ein Leben ohne FB zu führen.
  • (Und um uns zum Kaufen von etwas zu bewegen, können diese Schatten-Accounts "Likes" verteilen und uns etwas empfehlen, per Befehl eines Algorithmen und vielleicht weil sie wissen, dass du gerade die Zusatzprämie auf dein Konto überwiesen bekommen hast und dir was gönnen könntest...)

Sie wissen, wo wir sind, wo wir waren, was wir bereits haben und was noch nicht... Sie wissen, wie lange du in welchem Restaurant gesessen hast, mit wem, warum. Wann du das letzte Mal beim Zahnarzt warst... Sie kennen deine Probleme (über deine Google- Aktivität oder dein Einkaufs-Verhalten) und nutzen deine Schwächen aus.

Je länger ich schreibe, desto düsterer wird es.

Ich danke meinen Emotionen dafür, dass sie mir geholfen haben, die Entscheidung zur Löschung des Facebook-Accounts zu treffen (wie das geht (gar nicht so leicht!), steht HIER)

Denn hätte ich nur meinen Verstand, würde der bestimmt sagen: "Ach was, Mädchen, was soll daran schon schlimm sein!" Der Verstand kann nämlich nur Fakten verarbeiten, also schon eingetretene Tatsachen. Während die Intuition und die Gefühlswelt durchaus in der Lage sind, in die Zukunft zu schauen und auch ganz ohne Fakten eine richtige Entscheidung zu treffen.

Ich danke Salim Virani für seine Recherche und seinen hoch emotionalen Aufruf, der mich bewegt hat. (Männer sollen ja angeblich weniger emotionale Intelligenz besitzen, doch manchmal denke, das wird den Jungs bloß in der Schule verboten, und wer in der Schule nicht aufgepasst hat, der kann das schon sehr gut ;-))

Gleich nach der Löschung meines Facebook Accounts werde ich die Disconnect-Software ausprobieren.

An dieser Stelle entschuldige ich mich bei allen Freunden und Bekannten, dessen Daten ich ohne böse Absicht und ohne mein Wissen an Facebook gegeben habe.

Und was mich beruhigt: ich bin nicht allein.

Die Statistik der Aufrufe nach der Wortkombination "Facebook löschen" steigt.

Es gibt sie also noch, die guten Nachrichten.

Ich möchte dich motivieren, über das oben Beschriebene nachzudenken, falls du einen Facebook Account hast und darüber, dass du unter Umständen Daten von ganz lieben Menschen in die Hände von komischen Firmen gibst.

Du kannst gern deine Gefühle befragen und aus den beiden Listen weiter unten diejenige deiner Gefühle ankreuzen, die du empfindest - und je nachdem, was sich ergibt, kannst du dich links- oder rechtsrum entscheiden.

Halbschwanger gibt es nicht.

Du weißt jetzt Bescheid und wirst eine Entscheidung treffen.

Versprochen?

(danke an Marshall Rosenberg!)

Gefühle, die wir haben, wenn mindestens ein wichtiges Bedürfnis nicht erfüllt ist:

Gefühle, die entstehen, weil unsere momentanen Bedürfnisse erfüllt sind:

P.S.: Mit diesem Artikel nehme ich an der Blogparade über Emotionen und Mehrwert teil. Genaueres HIER.


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