Vorgestellt: Ralf Brueck

Ralf Brueck - Distorsion

Ralf Brueck studierte an der Düssel­dorfer Kunst­akademie Foto­grafie, zunächst bei Bernd Becher, später bei Thomas Ruff, bei dem er auch Meister­schüler war und 2003 seinen Abschluss machte. Seine frühen Serien waren von der Düssel­dorfer Schule und der neuen ameri­ka­nischen Farb­foto­grafie beein­flusst. Seit 2009 bestimmen digitale Ein­griffe und Ver­frem­dungen mehr und mehr die Arbeiten Bruecks.

Seine Fotoprojekte sind in der Regel auf mehrere Jahre angelegt und bringen die jeweiligen Bildthemen in verdichteter Form auf den Punkt. Während die Fotografien Ralf Bruecks in der Anfangszeit noch ganz der sachlichen Wiedergabe verpflichtet waren (Kirchen der Nachkriegszeit) ist eine stetige Weiterentwicklung des fotografischen Stils zu beobachten. In seinem zweiten großen Projekt verknüpfte Ralf Brueck die dokumentarische Sachfotografie mir dem Stil der american new color photography in der Serie „deutsch-amerikanische Freundschaft“. 2008/2009 beschäftigte sich die Serie Transformationen mit Übergangs- und Zwischenräumen im urbanen und landschaftlichen Kontext. Diese Arbeit bildete die Grundlage für eine Abkehr von der rein fotografischen Wiedergabe zur digitalen Veränderung und Bildmontage. 2012 konnte die Serie „Distorsion“ abgeschlossenen werden, im aktuellen Projekt “public places” werden diese Ideen erneut weiterentwickelt.

Anhand verschiedener Beispiele möchte ich den Fotografen Ralf Brueck vorstellen:

TIMECAPSULES

Von 1996 bis 2000 arbeitete Ralf Brueck an einer Serie über Kirchen aus den Jahren von 1950 bis ca. 1980. Die Serie umfasst ca. 60 Bilder von Kirchen des Rheinlands, die mittlerweile teilweise umgewidmet wurden oder gar nicht mehr existieren. Auslöser für die Serie war sein Interesse an der Architektur speziell dieser Phase des Kirchenbaus in Deutschland. Den Titel „Timecapsule“ oder Zeitkapsel wählte Brueck, weil zum Zeitpunkt seiner Aufnahmen alle Kirchen annähernd im Originalzustand erhalten waren.

Mit der Serie über Kirchenbauten der Nachkriegszeit hat Ralf Brueck bereits vor mehr als 15 Jahren ein Thema vorhergesehen, das im Moment hochaktuell ist. Denn jetzt wird der architektonische Wert dieser Kirchen vielfach neu diskutiert – und das nicht nur bei Bauwerken der “großen Namen” wie Karl Band oder Gottfried Böhm. Während vor ein paar Jahren der Abbruch von Nachkriegskirchen noch nicht als großer Verlust angesehen wurde, überwiegt heute eher die Erkenntnis, dass es sich dabei häufig um baukulturelle Schätze handelt.

Die Bilder spielen bei der (Neu-)Beurteilung der baulichen Qualitäten eine große Rolle, denn sie “frieren” die vom Architekten erzielte Lichtführung, die Raumwirkung oder filigrane Ausführungsdetails ein und bringen die Gestaltungsmerkmale erst richtig zur Geltung. Gerade beim Sichtbeton, der beim architektonischen „Normalverbraucher“ nicht den besten Ruf genießt, können anhand der Bilder sehr gut die Oberflächenstrukturen, Brüche und Schattierungen herausarbeiten und die künstlerische Intentionen der Architekten zur Geltung gebracht werden.

Nachträgliche Einbauten wie Zwischenwände oder neues Mobiliar haben die Kirchenräume dieser Epoche vielfach zerstört. Umso bemerkenswerter ist es, dass Ralf Brueck noch so viele Bauten ausfindig machen konnte, die zum Zeitpunkt des Fotografierens im Originalzustand erhalten waren.

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Aufgrund seiner Arbeit über Kirchenbauten der Nachkriegszeit wurde Ralf Brueck beauftragt, weitere Kirchen dieser Epoche in Frankfurt am Main zu dokumentieren. Die Aufnahmen sind in dem 2012 von Wilhelm Opatz heraus­gegebenen Bild­band „Einst gelobt und fast vergessen“ publiziert (siehe Blog-Artikel vom 17. November 2012).

DAF / deutsch-amerikanische Freundschaft

Gegenstand dieser Serie ist die Verschmelzung der Düsseldorfer Fotoschule mit der amerikanischen Bewegung der „Neuen Farbfotografie“ (new color photography movement). Einfache typologische architektonische Elemente, etwa Schildermasten, Vordächer oder Schornsteine werden als Bestandteil eines meist offenen und weitläufigen Landschaftsraumes fotografisch herausgehoben. Die vielfach gesehenen Motive von großartigen Landschaften, oft in kräftigen Farben wiedergegeben, werden auf diese Weise an alltäglichen Gegenständen unserer Zivilisation gebrochen und so auf den Boden der Normalität zurückgeholt. Die Serie umfasst neben den Aufnahmen aus den USA auch Analogien aus der mitteleuropäischen Realität, die sich lediglich in ihrer Maßstäblichkeit unterscheiden. Mangels weitläufiger, unberührter Landschaften kommen hier Windräder in der Agrarlandschaft oder spielerisch verzierte Brückenelemente in einer Hochhaussiedlung zum Tragen. Idee und Prinzip sind das gleiche.

Ralf Brueck - Deutsch-Amerikanische Freundschaft | 05_p2-2008-50-x-60cm-c-print Ralf Brueck - Deutsch-Amerikanische Freundschaft | 06_twolaneblacktop-2008-50-x-60cm-c-print Ralf Brueck - Deutsch-Amerikanische Freundschaft | 03_zabriskie-2006-160x120cm-c-print-plexiglass
Ralf Brueck - Deutsch-Amerikanische Freundschaft | 02_ls66-2008-50-x-60cm-c-print Ralf Brueck - Deutsch-Amerikanische Freundschaft | 01_sign-4-2009-120x160cm-c-print-plexiglass Ralf Brueck - Deutsch-Amerikanische Freundschaft | 04_smash-2007-120x160cm-c-print-plexiglass

DISTORTION

Diese Serie markiert den Übergang zur immer stärkeren digitalen Bearbeitung in den Bildern von Ralf Brueck. Die selektiven Eingriffe geben den Bildern einerseits etwas fließendes, schwebendes oder flüchtiges – andererseits enthalten sie ein Überraschungselement, etwas unerwartetes, jenseits des technisch möglichen. Grundlage für die Bilder dieser Serie bilden Landschafts- und Architekturaufnahmen, die durch „gewaltsame“ Veränderung oder Verformung in einen anderen Bildkontext überführt werden.

Ralf Brueck - Distorsion | DNA Ralf Brueck - Distorsion | Morning Glory Ralf Brueck - Distorsion | Glorybox
Ralf Brueck - Distorsion | A Day After Tommorrow Ralf Brueck - Distorsion | Golden Cage Ralf Brueck - Distorsion | Pink Mist

Zur Person

Ralf Brueck, Photographed by Estelle KlawitterRalf Brueck, geboren 1966 in Düsseldorf, studierte ab 1995 in der Klasse von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie Fotografie, ab 2000 war er Student bei Thomas Ruff, bei dem er 2002 Meisterschüler wurde und 2003 seinen Abschluss machte. Seine konzeptionellen Arbeiten sind bereits vielfach in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt und mehrfach mit Preisen ausgezeichnet worden.

Ralf Brueck
Marschallstrasse 37
40477 Düsseldorf
mail(at)ralfbrueck.com

Website des Künstlers Ralf Brueck


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